Gerhard Werz sitzt gern zuhause am Klavier Foto: Rapp-Hirrlinger - Rapp-Hirrlinger

Gerhard Werz ist seit 40 Jahren Chorleiter in verschiedenen Chören. Nun hat er die Leitung abgegeben. Doch ein Leben ohne Musik kann er sich nicht vorstellen.

DenkendorfEin Leben ohne Musik ist für Gerhard Werz nicht denkbar. Seit 40 Jahren ist er als Chorleiter in verschiedenen Chören tätig. Nach und nach hat er die Leitungen abgegeben. Lediglich im Oberesslinger Chor und beim Sängerbund Sielmingen führt er seine Tätigkeit fort. Die Liebe zum Gesang wurde dem 70-Jährigen, der in Denkendorf lebt, quasi in die Wiege gelegt: „Ich wuchs in Altbach in einer sehr musikalischen Familie auf, beide Eltern sangen gerne und viel, da bin ich in den Gesangverein reingewachsen“, erzählt er. Schon früh lernte er Klavierspielen, später kam eine umfangreiche Gesangsausbildung dazu.

Beruflich schlug er eine ganz andere Richtung ein: Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte er Betriebswirtschaft. Mehr als 30 Jahre war Werz Personalleiter bei der Esslinger Firma Hengstenberg. Er habe auch mal erwogen, sich an der Musikhochschule einzuschreiben. Doch sein Gesangslehrer hatte ihm geraten: „Werz, lern was Gescheites“, erzählt er schmunzelnd. Seine ersten Erfahrungen als Chorleiter macht er als 18-Jähriger im Sängerkranz Altbach. Spaßeshalber, „und um zu sehen, ob es funktioniert“, bewarb er sich 1975 auf eine Chorleiterstelle in Großheppach – und wurde genommen.

Wenig freie Wochenenden

Rasch kamen weitere Chöre wie Konkordia Zell, Concordia Wäldenbronn und zwei Chöre in Oberesslingen dazu, die später zum Oberesslinger Chor fusionierten. Auch in Deizisau und Berkheim, beim Liederkranz Eintracht Denkendorf und beim Sängerbund Sielmingen schwang Werz den Taktstock. Das Know-how erwarb er sich in Chorleiterausbildungen, die er mit dem Diplom „Staatlich geprüfter Chorleiter im Nebenberuf“ an der Musikhochschule Trossingen abschloss. Immer wieder hat er seine Chöre zu gemeinsamen Projekten zusammengeführt. „So konnte ich das Potenzial mehrerer Gesangvereine bündeln.“ Nun beendet er diese Kooperation.

Neben seinem Beruf bewältigte er ein Mammutpensum. Im Durchschnitt habe er vier Chöre geleitet. Dazu kam sein Engagement im Karl-Pfaff-Gau sowie dem Schwäbischen und Deutschen Sängerbund. Zudem war er in der IHK als Prüfer und Schlichter, im Arbeitgeberverband der Ernährungsindustrie und als Trainer für Führungs- und Rhetorikschulungen tätig. Freie Abende habe er selten gehabt, sagt sich der Vater dreier Kinder. „Oft habe ich mir Arbeit aus der Firma mit nach Hause genommen, um sie nach der Probe noch zu erledigen“, erzählt Werz. An Wochenenden sei er oft in der Verbandsarbeit unterwegs gewesen – um musikalische Entwicklungsarbeit vor allem im Jugendbereich zu leisten, oder für Seminare.

Besonders am Herzen lag Werz, junge Menschen für die Chöre zu gewinnen. Die Vereine müssten um Nachwuchs werben. Es bringe nichts, darauf zu warten, dass Jüngere sich in die Chöre einfügen. Die Altersspanne dürfe nicht zu groß sein. Gerhard Werz setzte auf die Gründung neuer Chöre. Im Liederkranz Eintracht Denkendorf habe der alte Chor aufgehört, es gebe inzwischen aber nicht nur einen jungen Chor, sondern auch einen Kinder- und einen Jugendchor. Bei Aurora Berkheim haben inzwischen die Jungen übernommen. „In diesen Vereinen geht es weiter.“ Erst vor wenigen Monaten fand sich in Sielmingen ein junger Frauenchor zusammen – ein Grund für Gerhard Werz, diesen Chor zu behalten. Den Oberesslingern bleibt er treu, weil er diesen seit fast 40 Jahren leitet. „Die singen noch gut.“

Weil er überzeugt ist, einen Bildungsauftrag zu haben, schult er seine Sängerinnen und Sänger intensiv. Immer wieder macht er Stimmbildungsseminare. Solide Arbeit ist ihm wichtig: „Die Leute müssen das Gefühl haben, dass der Chorleiter sein Handwerk versteht.“ Und die Literatur müsse dem Können des Chors entsprechen. Gern ist Werz neue Wege gegangen. Jahrelang gab es eine Kooperation mit der Esslinger Rohräckerschule. „Das waren unbeschreibliche Begegnungen und es funktionierte super“, erzählt er von den gemeinsamen Proben und Auftritten des von ihm gegründeten Kammerchors Chorschule Esslingen und den Schülern mit Behinderung. Musikalisch setzt der Chorleiter weniger auf die klassische „Gesangvereinsliteratur“, ins Repertoire nimmt er auch Filmmusik oder Songs aus den 20er- und 30er-Jahren. Zu einem ganz besonderen Cross-Over-Konzert lud er vor einigen Jahren in die Berkheimer Osterfeldhalle. Der Kammerchor sang eine Vertonung von Schillers „Glocke“, durchzogen von Soul-Passagen, Rap- und Breakdance-Einlagen. „Das war gigantisch“, schwärmt Werz.

Zum 70. Geburtstag von Gerhard Werz und zum Abschluss der musikalischen Kooperation treten der Kammerchor, die Chöre aus Berkheim, Denkendorf, Zell, Sielmingen, Oberesslingen und Großheppach unter seiner Leitung am Samstag, 22. September, um 18 Uhr in der Osterfeldhalle in Berkheim auf. Karten zu 12 Euro gibt es bei den Chören oder unter gerhard.werz@web.de, an der Abendkasse kosten sie 15 Euro. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.