03.01.2018 Sturmschäden in der Region

 Foto: SDMG

Von Dagmar Weinberg

Auf dem Gehweg vor dem Kesslerhaus in der Esslinger Altstadt stoppte heute eine rot-weiße Abschrankung die Passanten. Das Orkantief Burglind, das am Morgen mit bis zu 120 Stundenkilometern durchs Land gefegt ist, hatte einige Dachziegel des historischen Gebäudes abgedeckt.

Landkreis: Neben Esslingen wütete die stürmische Dame vor allem in Filderstadt Ostfildern, Nürtingen sowie Frickenhausen und bescherte den Einsatzkräften viel Arbeit. So musste alleine die Freiwillige Feuerwehr Filderstadt wegen umgestürzter Bäume und abgedeckter Dächer 13 Mal ausrücken. „Aber auch in Wernau und im Bereich von Plochingen wurden durch umstürzende Bäume nicht nur die Straßen blockiert, sondern mehrere geparkte Autos beschädigt und auch einige Motorräder umgeworfen“, teilt das Polizeipräsidium Reutlingen mit, das mehrere Dutzend witterungsbedingte Anrufe in der Notrufzentrale registrierte. Verletzt wurde niemand. Wie hoch der Schaden an den Fahrzeugen und Gebäuden ist, konnte die Polizei gestern noch nicht sagen.

Esslinger Markt: Ein paar Schritte vom Kesslerhaus entfernt bot sich ein für einen Mittwochvormittag ungewohnter Anblick. Die meisten Marktbeschicker hatten angesichts der heftigen Böen ihre Stände erst gar nicht aufgebaut. So wagte sich gestern neben drei Kollegen, die in sturmsicheren und regenfesten Verkaufswagen unterwegs waren, nur ein Händler mit einem offenen Verkaufsstand auf den Wochenmarkt.

Flughafen: „Burglind“ hat sich auch auf dem Stuttgarter Flughafen bemerkbar gemacht. Sieben Flüge mussten wegen des Orkans gestrichen werden, teilte Beate Schleicher, stellvertretende Pressesprecherin des Flughafens, auf Anfrage mit. Angesichts der Wettervorhersage sei man aber noch glimpflich davon gekommen. „Wir waren erstaunt, dass der Betrieb trotzdem so gut läuft.“ Kleinere Verspätungen seien dem Gewitter geschuldet gewesen, das gegen 9 Uhr mit heftigem Regen über dem Flugplatz niederging. Zudem wurden mehrere Gepäckwagen gegen eine Maschine geweht und beschädigten das Triebwerk. „Dabei handelt es sich um eine geparkte Maschine, die nicht für den aktuellen Flugbetrieb vorgesehen war“, erklärte Beate Schleicher.

Bahn: Ungehindert konnten die Züge das Neckartal passieren. Während etwa im Höllental umgestürzte Bäume die Strecke blockierten, „liegen uns aus dem Bereich Esslingen keine Hinweise auf Behinderungen vor“, hieß es aus der Pressestelle der Deutschen Bahn in Stuttgart. Die Fahrer der S-Bahnen reduzierten zwischen 9.20 und 9.40 Uhr auf dem Abschnitt zwischen Esslingen und Plochingen ihr Tempo und wappneten sich so vor auf die Gleise gewehte Hindernisse oder umgestürzte Bäume.

Bis zu 120 Stundenkilometer: „Burglind beschert uns schon einen sehr turbulenten Jahresanfang“, stellt Michael Gutwein, Meteorologe beim Deutschen Wettdienst (DWD) in Stuttgart, fest. Im Neckartal hat der DWD gestern Böen der Windstärke elf gemessen, über die Höhen des Schurwalds und die Filder fegte der Orkan mit bis zu 120 Stundenkilometern hinweg. Die stürmische „Burglind“ hat sich inzwischen zwar aus dem Kreis Esslingen verabschiedet. Auf winterliches Wetter mit frostigen Temperaturen und Sonnenschein sollte man aber nicht hoffen. Grund ist „die sehr ausgeprägte Westlage, die derzeit unser Wetter bestimmt“.

Es bleibt grau: Nach einer kurzen Entspannung am Wochenende dominieren nach der Prognose des Meteorologen auch in der kommenden Woche Plusgrade. Und der Himmel kleidet sich weiterhin vornehmlich Grau in Grau. „Der Winter ist vom Winde verweht“, sagt Michael Gutwein. Dass zu dieser Jahreszeit Stürme das Land durchrütteln, sei zwar nicht außergewöhnlich. „Aber in den vergangenen Jahren stellen wir eine Häufung fest, und wir müssen uns darauf einrichten, dass die Winter nasser und milder werden.“