Deizisauer Unternehmer treffen sich im Rathaus zum Frühstück mit digitalen Wissens-Häppchen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Deizisau wird als eine von 50 Kommunen im Land bei der Digitalisierung gefördert. Beim ersten Business-Frühstück im Rathaus tauschte man Erfahrungen und Erwartungen aus.

DeizisauWer den Anschluss nicht verlieren will, muss wach sein und vernetzt. 35 Unternehmer aus Deizisau zeigten sich am Dienstagmorgen wach und knüpften an einem Netz. Ab 8 Uhr saßen sie im Rathaus-Saal, um sich über eine kommunale Digitalisierungsstrategie auszutauschen. Bürgermeister Thomas Matrohs hatte zum ersten Businessfrühstück eingeladen. Das neu geschaffene Forum begrüßten die Firmenchefs und Geschäftsführer, auch wenn man noch ohne konkrete Ergebnisse auseinanderging, sondern Erwartungen formuliert wurden.

Im Rathaus will man das neue Zeitalter auf keinen Fall verschlafen. Beim Land bewarb sich Deizisau als „Digitale Zukunftskommune“ und zählt nun zu den 50 Gemeinden, die gefördert werden. Zusammen mit dem Institut Fraunhofer IAO soll die Digitalisierungsstrategie 2030 erarbeitet werden. Die Rathaus-Mitarbeiter haben bereits einen Workshop absolviert. Am Donnerstag sollen Bürger und Vereine ins Boot geholt werden, am Dienstag waren die Unternehmen dran.

Per Handy konnten die Firmenvertreter zunächst angeben, warum sie gekommen waren. Den Punkt „Impulse zur Digitalisierung’“ votete ein einziger Teilnehmer, auch das „leckere Frühstück“ war zweitrangig, die meisten Klicks erhielt das „Networking“. Im Einstiegsreferat zeigte Willi Wendt, bei Fraunhofer IAO für „Urban Data“ zuständig, einige Möglichkeiten für Kommunen und Firmen auf. Daten sammeln beherrsche der Mensch, es gehöre zum neuen Lebensstil. Kommunen könnten Daten nutzen, um ihre Entscheidungen besser zu steuern, auch zur besseren Kontrolle. New York ist schon einen Schritt weiter als Deizisau. Zum Beispiel macht die Metropole mit Daten zu Abwasser und Stromverbrauch und Abwassermenge nicht gemeldete Betriebe ausfindig. Und anhand von Zahlen zu Atemwegserkrankungen plant New York die Pflanzung von Bäumen.

Was kann eine Kommune für Firmen tun? Eine digitale Infrastruktur ermöglichen. Damit fängt man gerade zusammen mit der Region Stuttgart an. Vereinfachte Verwaltungsprozesse sieht Wendt als weichen Standortfaktor. Umgekehrt könnten sich Unternehmen am Aufbau der Technik beteiligen, zum Beispiel an einer Datenplattform. Die „smarte Kommune“ könnte eine App für Car-Sharing brauchen, eine App für den VVS, eine fürs Radleihsystem. „Damit wir alle ein wenig weniger das Auto benutzen“, meinte Wendt. Sein Institut begleite die Gemeinde bei der Digitalisierung, damit sie eine Vorbildfunktion übernehme.

Dass viele Unternehmen schon mitten in der Digitalisierung stecken, wurde in der Runde deutlich. Dirk Prust, Geschäftsführer Technik bei Index, ermunterte seine Kollegen. Wer Internetzugang habe, könne seine Leistung darstellen, Angebote konfigurieren und Kundenprozesse automatisieren. Prust: „Man muss nicht auf Industrie 4.0 warten.“

Oft noch Papier gefordert

Effizienz gewinne man an den Schnittstellen, riet Patrick Drews, ebenfalls Fraunhofer-Institut: nicht von einem System ins andere übertragen. Der Staat verlange aber oft die Dokumentation auf Papier, wandte ein Teilnehmer ein. Ein anderer ergänzte: „Was kann ich denn mit meinem neuen digitalen Ausweis machen? Nix!“ Dieter Maurer, Generalvertreter einer Versicherung, vermisste konkrete Vorteile: „Wie kriegt jemand damit Kunden in sein Geschäft hinein?“ Trotz kritischer Fragen äußerte sich die Firmenvertreter positiv. „Ich bin froh, dass sich eine Gemeinde überhaupt solche Gedanken macht“, sagte Raimund Scheulen, Firma Swarco. Er habe nicht erwartet, sofort Konkretes mitzunehmen, sagte Schreinermeister Michael Ehle, der Austausch sei das Spannende. Inge Sonntag hat Argumente gesammelt, um ihren Mann – „er liebt das Papier“ – in Richtung digitales Elektrogeschäft zu schieben. Matrohs’ Ankündigung, das Business-Frühstück als Forum zu pflegen, wurde allgemein begrüßt.

Am Donnerstag, 31. Januar, sind Bürger und Vereine zum Workshop „D² – digitales Deizisau 2030“ eingeladen. Beginn um 19 Uhr in der Kelter.