Gegen den Bau eines Hotel am Fluss gibt es Widerstand. Fotomontage: Bürgerinitiative Quelle: Unbekannt

Von Anneliese Lieb

Für mehr Freiräume am westlichen Neckarufer und gegen ein Hotel samt Biergarten spricht sich eine Bürgerinitiative um Dieter Braunmüller und Fritz Eisele aus. Die Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren läuft. Nötig sind etwa 3000 Unterschriften. Mit einem Bürgerentscheid wollen sie den Gemeinderatsbeschluss aushebeln.

Der Reutlinger Hotelier Hans-Joachim Neveling, der in Reutlingen, Riederich, Schwäbisch Gmünd und Sonthofen schon sechs Hotels hat, möchte in Nürtingen in einen Neubau an der Neckarstraße investieren. Geplant ist ein Haus mit circa 80 Zimmern, Restaurant, Biergarten und Tiefgarage. Bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen stellte der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Gemeinderats im Juli 2016 mit der Aufstellung des Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren die Weichen für das Projekt. Auf Wunsch des Gestaltungsbeirats und auf Anregung aus dem Gemeinderat wurden die Entwürfe mehrfach geändert.Am 14. November 2017 beschloss der Gemeinderat nichtöffentlich, Grundstücke an der Neckarstraße an den Hotelier zu verkaufen. Diesen Beschluss hat Oberbürgermeister Otmar Heirich in der letzten Sitzung vor Weihnachten, öffentlich bekannt gegeben. Um den Bau eines nach ihrer Auffassung überdimensionierten Hotels zu verhindern hat sich die Bürgerinitiative „Nürtingen am Neckar“ organisiert. Ihr Ziel: Sie wollen, dass die Bürger bei einem Bürgerentscheid abstimmen können, ob die Grundstücke für ein Hotel genutzt werden sollen. Um dies zu erreichen, werden für das Bürgerbegehren bis spätestens 24. Februar Unterschriften gesammelt. Vertrauenspersonen sind Dieter Braunmüller und Fritz Eisele. Sie halten den Grundstücksverkauf für eine städtebauliche Fehlentscheidung und beantragen daher die Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses. „Ich beschäftigte mich schon seit einigen Jahren mit der Neckarufer-Gestaltung“, sagt Fritz Eisele. Er hat im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) die Arbeitsgruppe „Grüne Stadt am Fluss“ geleitet und zusammen mit weiteren Bürgern Vorschläge für ein grünes Neckarufer erarbeitet. Außerdem hätten sich im ISEK-Prozess 64 Prozent der Bürger für eine „grüne Stadt am Fluss“ ausgesprochen.

Außerdem, so Eisele und Braunmüller, habe die Stadt den Ideenwettbewerb „Westlicher Neckar“ ins Leben gerufen. Mehrere Büros hätten Vorschläge für die Gestaltung erarbeitet. Im März 2015 sei der Wettbewerb entschieden worden und die Jury hat sich für die Pläne mit vier Punkthäusern an der Neckarstraße ausgesprochen. Eisele war als Bürgervertreter in der Jury. Er verstehe nicht, warum diese Pläne nicht umgesetzt würden. Der Siegerentwurf habe die Vision von der Stadt am Fluss auf gelungene Weise aufgegriffen.

„Mit dem Hotel wird diese Vision an dieser Stelle für immer zunichte gemacht“, meinen Braunmüller und Eisele. Die Flusslandschaft des Neckars stelle ein Potenzial dar, von dem manch andere Stadt träumen könne. „Wir wollen großzügige Freiräume am Neckarufer mit schonender Bebauung“, der Blick auf die Schauseite der Stadt solle erhalten bleibe. Die Vertrauenspersonen befürchten, dass zwischen der Hotelterrasse und den Sitzstufen zu wenig Freifläche bis zum Neckarufer bleibt. An der schmalsten Stelle, so behaupten Braunmüller und Eisele, seien es nur noch zwischen 13 und 15 Meter. Das sei eindeutig zu wenig. Eisele betont, dass man nichts gegen ein Hotel an dieser Stelle habe, aber die geplante Dimension sei zu groß. Sie könnten sich ein Hotel mit 50 bis 60 Zimmern vorstellen. Und das Gebäude sollte mehr architektonische Qualität bekommen.