Simson Carriere, Leadsänger der Band Zaru, sucht und findet den Kontakt zum Publikum, das vor der Bühne begeistert mitgeht. Foto: Großhans - Großhans

Das Wo Festival des Wendlinger Jugendhauses Zentrum Neuffenstraße und des Oberboihinger Jugendhauses Boing hat jungen Bands aus der Region wieder eine Bühne geboten, auf der sie sich einem breiten Publikum präsentieren konnten. Die meist jungen Zuhörer auf dem Skaterplatz in Oberboihingen waren begeistert.

OberboihingenMal hart, mal melodisch. Beim 9. Wo-Festival am Freitag und Samstag bekamen die Fans guter Musik auf dem Sklaterplatz in Oberboihingen mal wieder was auf die Ohren. Beim Festival der Jugendhäuser Boing Oberboihingen und Zentrum Neuffenstraße Wendlingen haben junge Talente aus der Umgebung gezeigt, wie vielfältig die lokale und regionale Musikszene ist.

Begeistert rockt Jakob Dehlinger vor der Bühne mit. Zusammen mit vier Freundinnen lauscht er den „Stagediving Elephants“. Dehlinger lässt sich von der Musik mitreisen, seine Freunde von ihm. Davon lebt so ein Festival – zu einer guten Show wird ein Auftritt erst mit den richtigen Zuhörern. Die auch mal selbst für die ein oder andere kuriose Aktion zu haben sind: Während Leadsänger Lawrence Atkinson direkt am Rand der Bühne sein Bestes gibt, schmuggelt ihm die Zuschauerin Anna-Sophia Ulrich unbemerkt einen mit japanischen Zeichen verzierter Speckstein zu – Bushid, „der Weg des Kriegers“, soll als Glücksbringer Kraft verleihen. „Ich hatte das Gefühl, er braucht jetzt etwas Energie“, erklärt sie später. Atkinson sei ziemlich überrascht gewesen, als sie ihn nach einem starken Konzert der Band wieder um ihren Glücksbringer gebeten hatte.

Die kleine Gruppe ist nicht wegen einer bestimmten Band gekommen. Die jungen Leute stehen meist ganz vorn und feiern mit Leidenschaft. „Das tolle hier sind die coolen Leute. Man trinkt zusammen und hat Spaß“, sagt Maria Sickel. Alle aus der Gruppe kommen aus der Umgebung, doch Dehlinger hat sie zum Festival zusammengebracht. „Ich bin schon ziemlich lange dabei“, sagt der 24-Jährige, „ich mag es, regionale Sachen zu unterstützen“. Er geht bei der Musik und dem Drumherum voll auf und zieht seine Freunde mit.

Was ist das Besondere am Wo-Festival? „Ich glaube, dass auch junge Jugendliche hierherkommen. Für manche 14-Jährige ist es das erste Festivalerlebnis überhaupt“, sagt Jürgen Hauk, Leiter des Jugendhauses Boing. Auf dem Gelände gibt es keinen hochprozentigen Alkohol. Wer seine Jugendlichen nicht gleich zu Wacken oder Rock am Ring lassen möchte, kann seine Kinder getrost beim Wo-Festival allein Konzertluft schnuppern lassen.

Damit alles so gut läuft, braucht es Hilfe. Und die gewähren sich die Jugendhäuser gegenseitig. Nicht nur die Oberboihinger und Wendlinger. Jo Bolz arbeitet beim Festival mit und ist Ehrenamtlicher im Nürtinger Jugendhaus JaB. Ob Kirchheimer Linde oder die Kollegen aus Köngen: „Jeder sagt: Wenn was ist, melde dich.“

Das Wo-Festival, das nächstes Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, ist im Raum Stuttgart gut bekannt. An interessierten Bands mangelt es den Veranstaltern nicht. Die Region bietet eine breite Auswahl, weiß Florian Meissner, der bei der Bandauswahl mitwirkt. Die Musikszene verändere sich – zum Besseren. Lange seien es immer wieder dieselben Musiker gewesen, die sich in neuen Gruppen neu formierten. „Aber jetzt gibt es wieder immer mehr wirklich neue Bands“, freut sich Meissner.

Pool lokaler Talente

Aus diesem Pool lokaler Talente schöpft das Festival. Dabei achten die Jugendhäuser auf ein breites Spektrum. Mal Punk, mal Ska, mal harter Metal und mal Hip-Hop. „Das macht es auch so spannend, dass wir hier so viel Vielfalt haben.“

Nicht nur für die Zuschauer, auch für die Gruppen selbst. „Den Reiz des Wo-Festivals macht auch aus, dass auch Leute hier sind, die sonst gar nicht unsere Musik hören“, freut sich Simson Carriere, Leadsanger der Band Zaru. Nach eineinhalb Jahren stand die fünfköpfige Band zum ersten Mal wieder auf der Bühne – bislang arbeiteten sie an ihrem neuen Album, das Ende dieses Jahres erscheinen soll. Seit fast zehn Jahren spielt die Gruppe in dieser Konstellation zusammen. Wieder auf der Bühne zu stehen, „ist einfach geil“, sagt Carriere. Den guten Zusammenhalt unter den Jungs merkt man bei ihrem Auftritt. „Wir sind beste Kumpels. In erster Linie sind wir fünf Freunde, die Musik machen“, sagt Gitarrist Fabian Heel.