Beim Spieleabend, den Büchereileiterin Marion Busch (Dritte von links) initiiert hat, treffen sich die Generationen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

In der Gemeindebücherei kann man nicht nur Medien ausleihen. Die lichten Räume laden zum Verweilen ein. Das wird von immer mehr Besuchern genutzt. So wird die Bücherei zum Treffpunkt für Jung und Alt.

Altbach Ob „Lotti Karotti“, „Monopoly“ oder „Obstgarten“: In den öffentlichen Büchereien haben Gesellschaftsspiele schon lange ihren festen Platz. „Spiele gehören genauso zu den Medien wie Bücher, CDs, Zeitungen und Zeitschriften“, erklärt Marion Busch, Leiterin der Altbacher Gemeindebücherei. Ist die Lektüre aber eher was fürs stille Kämmerlein, fordern Gesellschaftsspiele die Kommunikation geradezu heraus. „Beim Spielen redet man miteinander, tauscht sich aus und lernt dadurch auch andere kennen.“ Deshalb hat die Leiterin zum 30. Geburtstag der Bücherei einen offenen Spieleabend ins Programm genommen. „Diese Abende sollen eine zwanglose Geschichte sein, bei der man sich nicht auf einen längeren Zeitraum festlegen muss.“ Das neue Angebot kommt, wie der jüngste Spieleabend gezeigt hat, gut an.

Spieleklassiker und Neuheiten füllen in der Bücherei, deren lichte Räume auch nach 30 Jahren noch modern wirken, ein ganzes Regal. Die Spiele können aber nicht nur ausgeliehen werden. „Man kann auch hier bei uns in der Bücherei spielen.“ Und das tun immer mehr Besucher. Wie in anderen Kommunen wird auch die Altbacher Bücherei zunehmend zum Treffpunkt. „Es ist ein bundesweiter Trend, dass die Zahl der Ausleihen zwar etwas zurückgeht, dafür aber die Verweildauer der Nutzer zunimmt“, sagt die Bibliothekarin. „Neben dem eigenen Zuhause und der Arbeit oder Schule werden die Büchereien zu einem dritten Ort, an dem man sich ungezwungen aufhalten kann.“ Ein solcher Ort sei gerade in einer kleinen Gemeinde wichtig, „in der es sonst nicht so viele nicht-kommerzielle Angebote gibt“. Statt sich ein Buch oder eine Zeitschrift auszuleihen, lassen sich mittlerweile viele Besucher in einem gemütlichen Eckchen der Bibliothek nieder. „Die Leute wollen einfach ein bisschen unter Menschen kommen und lesen deshalb lieber in Gesellschaft“, sagt Busch. „Das ist auch ein Gegenpol zur Digitalisierung, durch die man immer häufiger alleine zu Hause vor dem Bildschirm sitzt.“ Damit die Besucher in der Bücherei nicht auf dem Trockenen sitzen, gibt es dort inzwischen eine Kaffeemaschine.

Um den Nachwuchs fürs Lesen zu begeistern, besteht eine enge Kooperation mit der Schule. „So haben wir erreicht, dass alle Kinder und Jugendlichen uns kennen“, sagt Marion Busch. Wer in jungen Jahren keinen Draht zum gedruckten Wort entwickelt, könne zumeist auch als Erwachsener nicht allzu viel mit Büchern anfangen. „Lesen beflügelt die Fantasie und die Fähigkeit, sich auszudrücken. Und Lesen ist nach wie vor eine der Schlüsselqualifikationen in jedem Beruf.“ Die Bücherei ist aber nicht nur Aufenthalts- und Lernort, den übrigens auch der Altbacher Arbeitskreis Asyl für seine Deutschkurse nutzt. An manchen Tagen werden die zentral gelegenen Räume zum Spieleparadies. Unter der Woche und in den Ferien kommen viele Schülerinnen und Schüler zum Spielen in die Bücherei. So versammelten sich in den Sommerferien bei einem Spielenachmittag acht Jungs um ein Konsolenspiel, bei dem man nur mit gemeinsam erarbeiteten Lösungen ans Ziel kommt. „Es war toll zu sehen, wie die Jungs, die sich teilweise gar nicht kannten, fair miteinander umgegangen sind, sich gegenseitig geholfen und auch gefreut haben, wenn ihr Team gewonnen hat“, erzählt Busch. „Ich hatte den Eindruck, dass sie das Spiel, bei dem sie nebenbei auch noch ihr Sozialverhalten trainiert haben, als Gruppe zusammengeschweißt hat.“ Spielend Kontakte werden aber nicht nur an der Konsole geknüpft. „Das passiert auch bei Gesellschaftsspielen, die zudem eine gute Gelegenheit bieten, dass sich Generationen mischen.“

Vom Roman bis zum Ratgeber

Medien: Die Gemeindebücherei, die 1988 im Zentrum eröffnet worden ist und von der Gemeinde finanziert wird, beherbergt etwa 15 000 Medien. Für Kinder und Jugendliche ist die Benutzung frei, Erwachsene zahlen 12 Euro Gebühr im Jahr. Neben Romanen, Sachbüchern, Ratgebern, Kinder- und Jugendbüchern bietet die Bibliothek Lernhilfen sowie Comics, Zeitschriften und Tageszeitungen, Filme, Hörbücher und Hörspiele, Musik-CDs, Gesellschafts- und Konsolenspiele. Auch Kassetten sind noch im Angebot. In der Onleihe der Bücherei gibt es eine große Auswahl an elektronischen Medien wie eBooks, eAudios, ePapers und eMagazines. „Bei den eBooks liegen die Ausleihzahlen deutlich unter zehn Prozent“, sagt Büchereileiterin Marion Busch. „Die meisten wollen ein Buch noch lieber in die Hand nehmen.“

Lesung: Am Donnerstag, 18. Oktober, dreht sich in der Bücherei alles um die Kuh „Lieselotte“. Der Autor und Illustrator der beliebten Bilderbücher, Alexander Steffensmeier, kommt von 16.15 Uhr an nach Altbach. Für Kinder von vier bis sieben Jahren liest er aus zwei Lieselotte-Büchern vor und zeichnet dazu live. Der Eintritt kostet drei Euro, die Eintrittskarten gibt es in der Bücherei.