Ländliches Idyll vor der Kirche St. Kolumban und dem Museum. Quelle: Unbekannt

Mit dem historischen Bienenhaus aus den 1920er-Jahren hat das Stadtmuseum Wendlingen eine weitere Attraktion.

Wendlingen Viel Eigenarbeit hat das Team des Wendlinger Museumsvereins in den Wiederaufbau des alten Bienenhauses aus den 1920er-Jahren gesteckt. Der Pfarrer Georg Pfaff hat es 1922 dort aufgestellt, dann verlegte es der Unterboihinger Imker Josef Knapp in seinen Garten in der Hauptstraße. Dessen Sohn Otto betrieb es weiter – er war der letzte Imker in dem Stadtteil. Nun steht es wieder im Pfarrgarten.

Der Holzschuppen, den Pfarrer Georg Pfaff 1922 im Allgäu gekauft hatte und im Unterboihinger Pfarrgarten hinter dem Back- und Waschhaus aufstellen ließ, steht wieder hinter der Kirche St. Kolumban – allerdings im hinteren Teil des Gartens. 1937, als Pfaff die Gemeinde verließ und ins Kloster Heiligenbronn wechselte, gab er das Haus an seinen Imkerfreund Josef Knapp weiter, der es in der Hauptstraße wieder aufbauen ließ. Die Mitglieder des Museumsvereins haben viel Zeit investiert, um das Haus in den Pfarrgarten zu holen.

„Wir sind einfach stolz, dass wird das geschafft haben“, sagt Peter Hoefer, der Vorsitzende des Museumsvereins. Unzählige Arbeitsstunden haben der ehemalige Werklehrer und Wilfried Großmann investiert. Auch finanziell sei das Projekt ein Kraftakt für den Verein gewesen, der 160 Mitglieder hat. Dankbar ist Hoefer dafür, dass etliche Handwerker aus Wendlingen das Projekt unterstützt haben. In die Streuobstwiese des Museumsgartens, die mit alten Apfelsorten bepflanzt ist, fügt sich der hölzerne Bau bestens ein. Dort wachsen Sorten wie Kardinal Bea, Luike oder Goldparmäne. Wilfried Großmann, der früher Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Unterboihingen war, hat die Hochstämme vor Jahren eingesetzt: „Dieses Jahr tragen die Bäume besonders viel Obst.“ Mit den Obstbauern veranstaltet er Schnittkurse im Museum.

„Leider haben wir noch keinen Imker dafür begeistern können, das Haus zu nutzen“, sagt Hoefer. Er sei aber mit Bienenzüchtern im Gespräch. Er kann sich gut vorstellen, dass in dem Haus „ein weniger aggressives Bienenvolk“ dauerhaft angesiedelt wird. Die vielen Blüten des Museumsgartens, den ein ehrenamtliches Team hegt und pflegt, locken Bienen und Hummeln an. Rudbeckien, Rosen und Sonnenblumen sprießen neben Tomaten und Kartoffeln. Die Beete, an denen die Besucher vorbei schlendern, sind liebevoll gestaltet. In einem hat der Kunstpädagoge Hoefer eine kraftvoll geschwungene Skulptur seines ehemaligen Professors Rolf Loch aufgestellt. Ein Quittenbaum erinnert an das gestorbene Vereinsmitglied Winfried Polzer. „Beim Umbau hat er einen Trieb des Baums gerettet“, berichtet Hoefer. Inzwischen trage der Baum viele Früchte.

Der letzte Imker Unterboihingens

Als Pfarrer Pfaff 1937 Unterboihingen verließ, kaufte Josef Knapp das Bienenhaus, ließ es zerlegen und baute es wenige Gehminuten vom Pfarrgarten entfernt vor seinem Wohnhaus in der Hauptstraße wieder auf. Mitten im Ortskern betrieben er und später sein Sohn Otto mit Frau Agnes Bienenzucht. Noch mit 73 Jahren hatte Otto Knapp zehn Bienenvölker in den Holzladen des Hauses untergebracht – jedes davon umfasste zwischen 8000 und 40 000 Arbeitsbienen. Er war der letzte Imker in Unterboihingen – früher hatte es in dem landwirtschaftlich geprägten Stadtteil zehn Bienenzüchter gegeben.

Nach Knapps Tod war die Holzhütte jahrelang ungenutzt. Wilfried Großmann erinnerte sich an das Bienenhäusle. Er setzte sich dafür ein, dass es im Museum einen Platz findet. „Die Kinder der Knapps haben sich sehr über unseren Vorschlag gefreut“, sagt Peter Hoefer. „Das wäre im Sinn ihrer Eltern gewesen.“ Ohne den Einsatz der rührigen Vereinsmitglieder wäre die Rekonstruktion des Bienenhauses nicht möglich gewesen, lobt der Wendlinger Kulturamtsleiter Joachim Vöhringer das Projekt.

Dass das Museum so erfolgreich ehrenamtlich geführt wird, freut ihn. Zehn bis 15 Männer und Frauen kümmern sich um das Programm. Derzeit baut die Stadt Wendlingen die ehemalige Pfarrscheuer aus (siehe Kasten). Peter Hoefer und sein Team versprechen sich davon, „dass wir ein noch breiter gefächertes Publikum erreichen können.“ Die Pläne zur Neukonzeption des Museums gefallen dem Vereinschef bis auf einzelne Punkte gut. „Wir haben heftig dafür gekämpft, dass der Gewölbekeller frei bleibt.“ Dort werden nun wohl nur Bilder oder Exponate an die Wand gehängt. Den Keller brauche man als Raum, um Kinder- und Erwachsenengruppen zu empfangen. Im ehemaligen Wasch- und Backhausensemble des Stadtmuseums veranstaltet der Verein Backtage mit Kindern und Jugendlichen. „Unser Ziel ist es, auch die junge Generation ins Museum zu locken“, sagt Hoefer. Der ehemalige Werk- und Kunstpädagoge bedauert, dass zu wenig junge Leute im Verein mitmachen. „Wir brauchen Nachwuchs, um den Betrieb des Museums aufrecht zu erhalten.“ Mit Aktionen und Angeboten, die auf Kinder zugeschnitten sind, will Hoefer die Zielgruppe erreichen.

Das Museum hat samstags von 14 bis 17 Uhr offen; sonntags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr. Am Sonntag, 9. September, ist Museumsfest.