Die Installation aus Plastiktüten im Kornhaus wirkt gegen das Licht wie Kirchenfenster. Foto: Riedl Quelle: Unbekannt

Von Hannelore Weitbrecht

Tina Haase ist eine der international wichtigsten Künstlerinnen, die mit Alltagsgegenständen arbeiten. Diesen entlockt sie ästhetische Dimensionen, die man im Alltag meist übersieht. Für ihre Installation in der Städtischen Galerie im Kornhaus in Kirchheim nutzt sie beispielsweise Plastiktüten nicht zum Transport von Dingen, sondern als transparente Farbfolien. Tina Haase macht sich nicht den eigentlichen Gebrauchswert der Taschen zunutze, sondern deren sekundäre Eigenschaften als Material und Gestaltungsrohstoff.

René Hirner, Leiter des Kunstmuseums Heidenheim, erklärt in seiner Eröffnungsrede, dass es für die Künstlerin typisch sei, „dass sie meist banale Alltagsgegenstände einsetzt, bei denen die Schönheit des Gegenstandes keine Rolle spielt, wie etwa bei Kleiderbügeln, Heftstreifen oder eben Plastiktüten“. In Kirchheim hat sie nun für diesen schwierigen rustikalen Galerieraum im Erdgeschoss des Kornhauses eine geradezu geniale Lösung gefunden: Nicht die Wände, sondern die gesamte Glasfront wird zum Bildträger.

Der Besucher, der in den Galerieraum eintritt, wird mit einer veränderten Raumwirkung konfrontiert. Die große Glaswand ist zum transparent leuchtenden Farberlebnis geworden. Die Farbabstufungen, die im Raum von hell nach dunkel verlaufen, schaffen eine sakrale, meditative Atmosphäre.

Am Tag erscheint von außen die gesamte Glasfront als undurchsichtige farbige Wand und macht neugierig, was sich dahinter verbirgt. Nachts bei zunehmender Dunkelheit jedoch verwandelt sich die undurchsichtige Front zur transparent leuchtenden Farbfläche. Diese Wechselwirkung Tag - Nacht, Innen - Außen, ist besonders faszinierend an Tina Haases Installation, die sie „Situation Bunt“ nennt.

Die Ausstellung im Erdgeschoss des Kornhauses, Max-Eyth-Straße 19, in Kirchheim, endet mit der Finissage am Sonntag, 17. September, um 15 Uhr. Die Installation ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.