„Wer sich über sein Aussehen definiert, hat verloren“, sagt Ex-Model Kera Cook (links). Zusammen mit Vikar Marten Bernick spricht sie mit Ostfilderner Konfirmanden und Konfirmandinnen. Foto: Rapp-Hirrlinger Quelle: Unbekannt

Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Schön und superschlank - das sind Ideale, die heute viele junge Menschen prägen. Ein ungesundes Körperbild mit teilweise fatalen Folgen, meint Kera Cook. Die 29-Jährige weiß, wovon sie spricht. Jahrelang hungerte sie, um ihr Ziel zu erreichen, Schauspielerin oder Model zu werden. Mit der Konsequenz, dass sie eine Essstörung entwickelte. Heute hat sich von all dem befreit. Über ihren Weg und darüber, wie Werbung und Medien das Bild vermeintlicher Schönheit prägen, sprach sie vor Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Nellingen.

„Unser Thema ist Identität und Selbstwert“, erklärt Vikar Marten Bernick. Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen auf der Suche nach sich selbst sind, ist uns wichtig, dem Beauty-Wahn zu widersprechen und zu zeigen, dass wir unseren Wert von Gott zugesprochen bekommen. Das stärkt das eigene Leben und hilft, Herausforderungen anzunehmen.“ Auch Kera Cook geht es darum, „junge Mädchen zu ermuntern, sich anzunehmen wie sie sind“. Der Glaube habe ihr dazu einen wichtigen Impuls gegeben, betont sie. „Wer sich über sein Aussehen definiert, hat sofort verloren.“

Lange Jahre aber hat Kera Cook genau das getan. „Hungern war gestern - warum Gesundheit so viel wichtiger als Schönheit ist“ hatte sie ihren Vortrag überschrieben. Offen, anschaulich, aber auch in drastischen Bildern schildert sie ihren Weg in die Bulimie. Erzählt, wie eine Model-Agentur zur Bedingung machte, dass sie, obwohl schon schlank, abnehmen sollte, um unter Vertrag genommen zu werden. Wie sie durch exzessives Fitnesstraining, Abführmittel oder Appetitzügler den Gewichtsverlust beschleunigen wollte und zugleich immer wieder Fressattacken erlitt. Welche gravierenden Folgen dies für ihren Körper hatte. Doch immer standen ihr die Bilder der superschlanken Models vor Augen. „Du bist nur liebenswert, wenn du schön bist, und du bist nur schön, wenn du schlank bist“, so ihr Credo damals. „Mein Leben war die Hölle“, erzählt sie von dieser Zeit.

Für die Teilnahme bei „Germany‘s Next Topmodel“ (GNTM) hungerte sie sich in weniger als einem Jahr 20 Kilo herunter und flog nach der zweiten Runde dennoch raus. „Bei meiner Größe von 1,86 Metern und einem Gewicht von 66 Kilo war ich denen trotzdem zu dick“, ist sie sicher. Als Übergrößenmodel schließlich hatte sie Erfolg. Dass „Super Size“ Kleidergröße 38 bedeutet, verblüffte die Konfirmanden. Vor allem aber belastete Kera Cook, „dass als Model nur das Aussehen zählt: Man ist lediglich ein Kleiderständer.“ Heute hat sie das Modeln aufgegeben, ihre Essstörung besiegt, hat einen Uni-Abschluss und eine eigene Firma, die Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Menschen berät in Sachen Gesundheit und Persönlichkeit. Auf ihre Speckröllchen pfeift sie.

Viele der Konfirmandinnen schauen sich GNTM an. Dennoch sagen Alina und Giulia: „Superschlank ist nicht ideal.“ Auch Mara und Isabell achten auf ihre schlanke Linie. Ein Mädchen erzählt, dass sie selbst wegen einer Essstörung in Behandlung ist. „Ich möchte gerne erfahren, wie man da raus kommt“, sagte sie vor Beginn des Vortrags. Wie unser Körperbild beeinflusst und ein „völlig falsches Schönheitsbild“ vermittelt wird, zeigte Kera Cook den Jugendlichen anhand von Fotos aus Medien. Sie demonstrierte, wie eine ohnehin schon schlanke Frau mit Hilfe von Photoshop noch schlanker und ihr Körper ebenmäßiger gemacht wird. „Kein Mensch sieht so aus, wie das Model auf dem Cover“, betonte Cook, denn nur jede 40 000. Frau habe Modelmaße. Und noch ein Aspekt ist ihr wichtig: „Ein bestimmtes Bild von Schönheit wird benutzt, um Dinge zu verkaufen.“