Begrüßung im gleichen Takt: OB Christoph Traub und Ehefrau Constanze. Foto: Dietrich - Dietrich

Beim Neujahrsempfang hat sich Filderstadt seinen Neubürgern präsentiert – mit 31 Infoständen von gemeinnützigen Vereinen, Kirchen und Organisationen in der Filharmonie.

FilderstadtWie kann sich die Stadt Filderstadt am besten ihren Neubürgern präsentieren? Die Stadt habe überlegt, erzählte Oberbürgermeister Christoph Traub, die früheren Bustouren wieder zu beleben. Doch die Stadt sei zu groß geworden. Da sei man zu den wichtigsten Punkten drei Stunden unterwegs und noch nirgends ausgestiegen. Deshalb die Alternative: Beim Neujahrsempfang gab es erstmals einen „Markt der Möglichkeiten“ mit 31 Infoständen von gemeinnützigen Vereinen, Organisationen, Kirchen und Einrichtungen. Im Foyer herrschte dichtes Gedränge, denn es waren 700 Besucher in die Filharmonie gekommen.

Der Wunsch nach einem guten und gesunden Jahr, betonte Traub, solle nicht als bloße Floskel gebraucht werden. Das zeigten die schweren Einsätze, zu denen die Freiwillige Feuerwehr, das DRK und andere Hilfskräfte in diesem Jahr schon ausrücken mussten. Beim Neujahrsempfang war die Filderstädter Feuerwehr mit ihren beiden Spielmannszügen vertreten. Für gute Musik ganz anderer Art sorgte die Bigband Harthausen, unter anderem mit „Feeling Good“ und „New York, New York“.

Zum ersten Mal gab Christoph Traub in der Öffentlichkeit preis, wobei er am besten entspannt: Es ist beim Betrachten zeitgeschichtlicher Dokumentationen auf Phoenix oder ZDFinfo. Dort sah er vor kurzem ein altes Werbeplakat mit der Aufschrift „Die Bahn kommt“. Das brachte Traub zum Thema S-Bahn: Filderstadt könne nicht auf sie verzichten, auch nicht für ein Jahr. Dass völlig offen sei, wie ein möglicher Schienenersatzverkehr aussehen könnte, sei ärgerlich. Filderstadt finanziere den Fernbahnhof am Flughafen indirekt mit. Durch die Zahlungen des Flughafens für das Projekt habe die Stadt nach einer Hochrechnung der Kämmerei 20 Millionen Euro an Gewerbesteuer verloren. Traub forderte unter Applaus, dass das „Verkehrsflughafenprivileg“ bei der Grundsteuer fällt. „Es kann nicht sein, dass einer der Hauptauslöser von Infrastrukturproblemen keine Grundsteuer bezahlt.“ Die Stadt werde auch dagegenhalten, falls der S-Bahn-Ringschluss über die Schnellbahnstrecke geplant werde – an Filderstadt vorbei.

Zwischen 400 und 500 E-Mails und Briefe mit Bürgeranliegen hat der Oberbürgermeister im Jahr 2018 erhalten. „Bitte seien Sie versichert, es geht nichts verloren. Aber nicht alles lässt sich leicht beheben und nicht alles steht in unserer Macht.“ Trotz einer Langzeitarbeitslosenquote unter einem Prozent, einem weiterhin schuldenfreien Kernhaushalt und einem Rekord von 34,6 Millionen Euro Gewerbesteuer mahnte Traub, die Armut in der Stadt nicht zu vergessen. Zentral sei der Mangel an Wohnraum. „Wir sind in diesem Bereich so aktiv wie seit langem nicht mehr.“ Durch das Wirken der Verwaltung zugunsten von Wohnungen – im Stillen und ohne Hochglanzprospekte – sei es möglich, die Beschlüsse zum Bau von Gemeinschaftsunterkünften in der Römerstraße und der Nürtinger Straße aufzuheben.

Traub kündigte Projekte zum Schutz bei Starkregen an, die Trinkwasserversorgung mache an den zunehmenden Spitzentagen Probleme. Das Erreichen von Klimazielen hänge auch von den Kommunen und von jedem Einzelnen ab. Traub versprach, die Stadt wolle die ihr überlassene Domberger-Sammlung möglichst kurzfristig in einer Dauerausstellung präsentieren. „Es geht darum, diesen Schatz für Filderstadt zu heben.“ Er dankte allen Ehrenamtlichen und nannte als Beispiel zwei Männer, die unaufgefordert mit Müllsack und Müllklemme durch Plattenhardt und Bernhausen ziehen. Traub forderte die Zuhörer auf, im Mai zur Europawahl zu gehen und die Freundschaften zu den Partnerstädten zu pflegen. „Nur in persönlichen Beziehungen können aufkommende nationale Egoismen beseitigt werden.“ Und wie ist das mit kommunalen Ämtern? „Es gibt so gut wie keine Ausreden, es lässt sich alles lernen.“

Viel gelernt und trainiert haben die drei Überraschungsgäste. „Mit mir hat keiner gerechnet“, sagte Vanessa Bach-ofer, die in vierter Generation Geschäftsführerin des Automobilzulieferers Mack & Schneider wurde. Gert Brenner, heute 66 Jahre, wurde mit über 40 Jahren zum Sprinter über 100, 200 und 400 Meter und brachte es zum Deutschen Meister. Nico Scholze widmet sich seit 2009 dem Dirt Jump mit dem Spezialfahrrad und fuhr schon auf Wettbewerben in Kanada, den USA und Neuseeland durch den Schmutz. Der Dirt Park in Filderstadt, sagte der frühere Jugendgemeinderat, sei „einer der besten der ganzen Welt. Er ist der perfekte Ort für uns.“