25 Jahre Verein Anna

2

AichtalHereinspaziert“ steht auf dem Schild neben dem Eingang. Das Haus mit den grünen Fensterläden in Aich ist für Familien mit krebskranken Kindern eine gefragte Adresse. Ein Zufluchtsort. Den Raum, um Kraft zu tanken, bietet der Verein Anna, der vor 25 Jahren aus einer Privatinitiative entstanden ist. Am Sonntag, 15. September, wird das Jubiläum in der Festhalle Aich gefeiert.

Die Diagnose Krebs, insbesondere bei Kindern, verändert die Lebenssituation einer Familie grundlegend. Monatelange Klinikaufenthalte und anstrengende Therapien rauben nicht nur den jungen Patienten die Kraft, sondern bringen oft auch den Alltag der Geschwisterkinder gewaltig durcheinander. Diesen Kindern über die schwere Zeit hinwegzuhelfen, für sie ein Angebot zu machen, das ihr Selbstvertrauen stärkt, darauf zielen die Aktivitäten des Vereins ab. „Mit unseren Angeboten insbesondere mit der Kunsttherapie wollen wir den Kindern helfen, Spannungen, Sorgen und Ängste zu verarbeiten“, sagt Bärbel Schweizer, langjährige Vorsitzende des Vereins Anna.

Was in Aich hinter dem Feuerwehrgerätehaus entstanden ist, gilt als beispielhaft im ganzen Bundesgebiet. „Ohne die zahlreichen Spender und Unterstützer hätten wir das nicht geschafft“, sagt Bärbel Schweizer. Hervorgegangen ist der Verein aus einer Privatinitiative. Die Reutlingerin Sigrid Markert, später die erste Vorsitzende des Vereins, hat auf dem Heimweg vom Kinderkrankenhaus „Olgäle“ in Stuttgart ihr Auto in Aich angehalten und bei Familie Alber auf dem Baiersbachhof geklingelt. Man kannte sich bis dahin nicht. Markerts Idee, den kranken Kindern und den betroffenen Familien ein paar unbeschwerte Stunden in der Natur mit Kaffee und Kuchen und Ponyreiten anzubieten, fiel bei den Albers auf fruchtbaren Boden. Daraus entstand „das Schlupfloch“ für krebskranke Kinder und deren Familien. Jeden Freitag trafen sich Familien auf dem Hof. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die Eltern austauschen und die Kinder konnten Ponyreiten oder spielen. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot um Veranstaltungen wie Sommerfeste, Kindervorstellungen im Naturtheater Reutlingen, Busausflüge, Skifreizeiten und andere Aktivitäten mehr ergänzt.

Am 26. August 1994 fand in Reutlingen im Höhenrestaurant Achalm die Gründungsversammlung des Vereins statt. Weil immer mehr Familien das Angebot des Vereins dankbar annahmen, wurde der Raum auf dem Hof zu klein. Familie Alber stellte 1996 ihren Gemüsegarten zum Bau eines Blockhauses zur Verfügung. Dort fand das erste kunsttherapeutische Angebot für Geschwisterkinder statt. Daraus entwickelte sich die mobile Kunsttherapie zur Begleitung der Geschwisterkinder.

Von Anfang an arbeitete der Verein mit den psychosozialen Diensten des Olga-Hospitals in Stuttgart und später auch mit der Kinderklinik in Tübingen zusammen. Dadurch vergrößerte sich das Einzugsgebiet des Vereins Anna. Daher entschloss sich der Verein 2007, ein Netzwerk von Kunsttherapeuten aufzubauen, um noch mehr Familien und Geschwisterkindern eine kunsttherapeutische Begleitung zu ermöglichen. 2008 lief das Projekt „Netzwerk-Kunsttherapie“ an. Heute wird in einem großen Teil von Baden-Württemberg Kunsttherapie für Geschwisterkinder angeboten. „Im Zeitraum von 2012 bis 2017 haben wir 500 Geschwisterkinder betreut“, so Jürgen Friedrich, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.

Anfang 2012 meldete Familie Alber Eigenbedarf für das Grundstück an – der Hof sollte an die nächste Generation übergeben werden. Nach langem Suchen fand sich in unmittelbarer Nähe des Baierbachhofs in Aich ein älteres Haus mit großem Garten und Schuppen, das der Verein erwarb und sukzessive renovierte. Ein Glücksfall für den Verein. Ostern 2014 waren die Renovierungsarbeiten soweit abgeschlossen, dass der Umzug vom Baiersbachhof ins Anna-Haus erfolgen konnte. Zum Abschied wurde auf dem Baiersbachhof ein Apfelbaum gepflanzt und im Garten des Anna-Hauses pflanzte das Ehepaar Alber einen Apfelbaum. Ein Symbol für den Neuanfang und gleichzeitig für die weiterhin bestehende Verbindung zum Baiersbachhof.

Das Anna-Haus am Schlaitdorfer Weg wurde neuer Dreh- und Angelpunkt. Viele fleißige Helfer beteiligten sich an der Renovierung. So wurden zum Beispiel die Fensterläden von Lehrern und Schülern der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule aufgearbeitet. 2016 wurde die Sanierung des Garagenanbaus und die Einrichtung einer Holzwerkstatt mit Unterstützung der Round- und Oldtabler vom Tisch 82, Stuttgart, angepackt.

Die Holzwerkstatt bot beste Voraussetzungen, um das Projekt Seifenkisten in die Tat umzusetzen. Kunsttherapeut Rolf Jahnke und Alfred Jost, Beisitzer im Verein, arbeiteten eng zusammen und so entstanden mehr als 20 wunderschöne Seifenkisten. „Kinder und Eltern hatten großen Spaß an der gemeinsamen Arbeit an den Seifenkisten“, erzählt der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Friedrich. Die Ergebnisse kann das Publikum am Sonntag beim Seifenkistenrennen bewundern.

Dankbar sind betroffene Eltern auch für das Angebot einer Trauergruppe für Geschwister krebskranker Kinder und Jugendlicher. Federführend ist Kunsttherapeutin Marion Köhler. „Die Trauergruppe hat sich zwischenzeitlich etabliert. Auch das Angebot der Kunsttherapie für erwachsene Geschwisterkinder sowie Mütter und Väter findet positive Resonanz“ freut sich die Vorsitzende Bärbel Schweizer. Fragt man sie, die dem Verein von Anfang an angehört, nach ihrem Wunsch zum Jubiläum, muss sie nicht lange überlegen. „Dass wir weiterhin Unterstützung bekommen, um unsere Arbeit fortsetzen zu können.“

Jubiläumsfeier

Am Sonntag, 15. September, ab 10 Uhr lädt der Verein Anna in Aich zum 25-jährigen Jubiläum ein. Der Festakt beginnt um 10 Uhr in der Festhalle Aich mit einem ökumenischen Gottesdienst. Ab 11 Uhr gibt es Grußworte, unter anderem von Bürgermeister Kruß. Danach serviert der Kochverein Stuttgart das Mittagessen. Ab 12.30 Uhr buntes Kinderprogramm auf dem Parkplatz der Gemeindehalle mit Losverkauf. Ab 14 Uhr Seifenkistenrennen und Bewirtung durch die Feuerwehr. Um 15 Uhr ist Ausgabe der Tombolagewinne. 16.30 Uhr Siegerehrung des Seifenkistenrennen.