Der Neubau im Filsweg spielt eine wichtige Rolle für die Anschlussunterbingung in Plochingen. Im März oder April soll der Bezug starten. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Plochingen - Als von 2015 an aufgrund der Kriege in Syrien und dem Irak immer mehr Menschen nach Deutschland flüchteten, kümmerten sich Ehrenamtliche unbürokratisch um die soziale Betreuung. In Plochingen war es das Lokale Bündnis für Flüchtlinge. Seither hat die kommunale Seite aufgeholt, um die Helfer endlich zu entlasten. Die Stadt ist 2017 ein Stück weiter gekommen, indem sie Flüchtlingskoordinator Felix Unseld eingestellt hat und einen Ehrenamtskoordinator einsetzt. Zudem hat die Verwaltung im vergangenen Jahr Anlauf für ein Integrationskonzept genommen. Zu diesem Zweck haben im Juni Bürger beim kommunalen Flüchtlingsdialog Ideen, Wünsche und Sorgen eingebracht.

Doch was ist seither geschehen? Nach der Bürgerbeteiligung fand ein Expertenworkshop statt, an dem Akteure der Flüchtlingshilfe und Plochinger Organisationen teilgenommen haben. Im Laufe des Jahres hat Felix Unseld ein Integrationskonzept entworfen, in das Anregungen aus den Veranstaltungen eingeflossen sind und das auf den Integrationsplan des Landkreises abgestimmt ist. Das Papier steht bald zur Beratung im Gemeinderat. „Ob das der letzte große Wurf ist, muss man schauen“, sagt der Flüchtlingskoordinator. Details will er bis dahin nicht verraten.

Stand Dezember 2017 leben in Plochingen in der vorläufigen Unterbringung des Kreises 94 Geflüchtete. 2017 sind außerdem 74 Menschen in die kommunale Anschlussunterbringung vermittelt worden. Die Quotenerfüllung liege bei 100 Prozent, so Unseld. „2018 müssen wir nochmal 66 Menschen unterbringen“, sagt er. Eine große Rolle spielt das neue Heim im Filsweg, das 70 bis 80 Personen beherbergen und ab April bezogen werden soll.

Die Integration dieser Menschen kann nicht nur vom lokalen Bündnis gestemmt werden, ist sich die Stadt bewusst. „Wenn die Generationenaufgabe gelingen soll, braucht es bessere Strukturen“, sagt Bürgermeister Frank Buß. Es sei bereits gelungen, das Ehrenamt ein wenig zu entlasten. Auf hauptamtlicher Seite gibt es neben Felix Unseld noch Kurt Hilsenbeck als Ehrenamtskoordinator, der das Bündnis etwa im administrativen Bereich unterstützt. Außerdem besteht seit Jahren die Beratungsstelle für Migranten, die von Bagnu Urbano betreut wird.

Der Soziale Dienst des Landkreises muss Unseld zufolge noch seine Rolle finden. Rechtlich seien die Kommunen zur Anschlussunterbringung der Flüchtlinge verpflichtet, für deren soziale Betreuung sei aber weiter auch der Kreis zuständig. Auf der anderen Seite fördert das Land nun Integrationsmanager, die genau an dieser Stelle ansetzen. Für die Stadt Plochingen stehen dazu 44 580 Euro zur Verfügung, wie kürzlich Grünen-Landtagsabgeordneter Andreas Schwarz verkündete.

Gemeinsam mit Altbach, Aichwald und Deizisau ist die Verwaltung nun in Gesprächen mit freien Trägern, die das Personal stellen sollen. „Der Förderantrag liegt auf dem Tisch“, sagt Unseld, nach einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss werde er verschickt. Bis Ende des dritten Quartals soll der Integrationsmanager den Dienst antreten.

Außerdem läuft die Suche nach einem Sozialhausmeister für den Filsweg. Man brauche jemanden, der für die Bewohner, aber auch für die Nachbarn Ansprechpartner sei, erklärt Buß. „Es ist ein großes Glück, dass das Thema Anschlussunterbringung in Plochingen bislang relativ ruhig angelaufen ist. Wir möchten alles tun, damit das auch so bleibt.“

Wenn all das greife, sei die Stadt gut aufgestellt, das Ehrenamt könne seine Stärken wieder besser ausspielen, sagt Buß. Laut Unseld stellt sich nun aber auch für das Lokale Bündnis die Frage, wie es sich künftig organisiert. Die Helfer werden einige Aufgaben an den Integrationsmanager abgeben. „Das Ehrenamt hat dann wieder mehr Möglichkeiten zur Integration vor Ort.“ Ein weiteres Thema, das zu klären ist, ist die Einrichtung eines „Zentrums für bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe“, etwa im kürzlich von der Stadt aufgekauften Gebäude Am Markt 8. Hier könnten die in der Stadt verteilten Anlaufstellen für Migrationsthemen aber auch der Vereine gebündelt werden.

Serie

In unserer Serie „Was wurde eigentlich aus...?“ beleuchten wir in loser Folge Themen, die vor einiger Zeit in Stadt und Kreis intensiv diskutiert wurden, inzwischen aber aus dem Fokus gerückt sind. Wir fragen nach, wie der aktuelle Sachstand ist.