Das Feld zwischen Kreubrunnenstraße (links) und Rinnenbachstraße (rechts) am Ortsrand von Nellingen soll irgendwann bebaut werden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Große Erwartungen, aber auch Befürchtungen hat eine Ankündigung der Stadt Ostfildern geweckt: In Nellingen könnte neuer Wohnraum für 1000 Menschen geschaffen werden.

OstfildernGroße Erwartungen, aber auch Befürchtungen hat im Januar eine Ankündigung der Stadt Ostfildern geweckt: Am Westrand von Nellingen könnte neuer Wohnraum für 1000 Menschen geschaffen werden. Das Thema geistert seither in allen Ausprägungen durch die Stadt, von „Größenwahn“ bis „große Chance“. Doch bevor das bis zu zwölf Hektar große Baugebiet konkreter wird, ist der Gemeinderat nun auf die Bremse getreten: Mit dem Auftrag für einen städtebaulichen Rahmenplan hat das Gremium zwar formell sein grundsätzliches Interesse an dem Projekt bekräftigt, doch soll erst einmal nur die nördliche Hälfte des Gebiets für eine weitere Bautätigkeit vorgesehen werden. In den Stellungnahmen der Fraktionen wurde deutlich, dass man sich mit dem Vorhaben Zeit lassen will. Die Freien Wähler hätten das Projekt am liebsten komplett auf Eis gelegt, wurden aber überstimmt.

Zwei Kreisel geplant

2017 hatte die Stadt zu einem Ideenwettbewerb für das Areal im Nellinger Westen eingeladen. Von den eingereichten Arbeiten konnte allerdings keine so recht überzeugen. Deshalb ließ die Jury die drei Bestplatzierten ihre Entwürfe nacharbeiten. Letztlich wählte man die Pläne des Münchener Büros H2R Architekten und Stadtplaner BDA als die mit den besten Chancen für eine spätere Realisierung aus. Bis zu 1000 Menschen könnten bei dieser Variante Wohnraum finden. Im nördlichen Bereich sind mehrgeschossige Gebäude geplant, im Süden könnten auch Einzelhäuser entstehen. Am Ende der Hindenburgstraße sieht der Planer einen Kreisverkehr vor. Ein zweiter Kreisel soll vor dem Stadtbahn-Übergang entstehen. Über ihn soll der Verkehr am Rand des neuen Wohngebiets, neben der Stadtbahn-Linie, in den Scharnhauser Park geleitet werden. Das heißt, der bisherige Verlauf der Kreuzbrunnenstraße müsste geändert werden. Baubürgermeisterin Monika Bader stellte im Gemeinderat die Eckpunkte des Architektenentwurfs vor und zeigte auch auf, wie sich das Gebiet in Entwicklungsstufen teilen lässt. Wichtig sei nun, einen städtebaulichen Rahmenplan zu erstellen. Davon verspricht sie sich Antworten auf Fragen wie: Wie dicht kann/soll das Gebiet bebaut werden? Welche Verkehrsinfrastruktur ist notwendig? Wie soll das Baugebiet wachsen? Wo werden welche städtebaulichen Schwerpunkte gesetzt?

Es müssten im Vorfeld noch viele Dinge geklärt werden, bremste Corinna Raisch von den Freien Wählern. Die Verwaltung müsse vor allem erst einmal untersuchen, wie viel Wachstum Ostfildern in seiner jetzigen Struktur überhaupt verträgt. Ihre Fraktion habe nie das Ziel verfolgt, das Gebiet in der genannten Dimension als Bauland zu nutzen. Aber auch Teilbereiche zu realisieren, sei im Augenblick nicht notwendig, meinte Raisch. Es gebe genügend wichtigere Projekte. Deswegen sollte man die Pläne auf dem jetzigen Stand einfrieren, so die Forderung der Freien Wähler.

CDU: Kein neuer Stadtteil

Elfi Kolm von der CDU-Fraktion warnte vor falschen Erwartungen: „Auf keinen Fall“ solle im Nellinger Westen ein neuer Stadtteil gebaut werden. Eine Aufsiedlung sei lediglich als „Ergänzung zum bestehenden Stadtteil“ zu sehen. In absehbarer Zeit sei nur eine Entwicklung im nördlichen Bereich vorstellbar. Besonders überzeugend findet Kolm dort das Verkehrskonzept, weil durch die beiden Kreisel das Innere des Quartiers vom Durchgangsverkehr freigehalten wird und auch eine Zufahrt zum südlichen Bereich möglich ist.

Für die SPD hat ebenfalls der nördliche Teil erste Priorität, wie Stephanie Sekler-Dengler für die Fraktion darlegte. Die heimischen Ackerböden seien ein wertvolles Gut, erklärte Jürgen Kleih von den Grünen. Auf der anderen Seite stehe ein hoher Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Deshalb müsse man die Ausweisung eines neuen Wohngebiets sorgsam abwägen. Nach Ansicht der Grünen wurde das mögliche Baugebiet „Nellingen West“ deutlich zu weit gefasst.

Der südliche Teil habe gravierende Mängel, so der Grünen-Politiker. Die Hauptprobleme sieht Kleih in der zu geringen Baudichte und in der zu großen Entfernung zur nächsten Stadtbahnhaltestelle. Im Norden gebe es dagegen gute Ansätze eines modernen Mobilitätskonzeptes. Insbesondere für Elektro-Fahrzeuge könne hier eine gute Infrastruktur geschaffen werden. Positiv bewertet Jürgen Kleih ferner die mögliche Teilung des Gebiets in fünf Bauabschnitte.