Von Leander Hoffmeier

Nach dem Überraschungserfolg ihres Debütromans „Blasmusikpop“ wartete Vea Kaisers Fan-Gemeinde gespannt auf ihr nächstes Buch. „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“ übertraf alle Erwartungen, und die Autorin manifestierte ihren Ruf als beste österreichische Nachwuchsautorin.

Der Roman (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 19.99 Euro) schildert schwungvoll eine weit ausholende Familiengeschichte über mehrere Generationen und viele Jahrzehnte hinweg bis ins Jahr 2014. Ausgangsort ist das griechische Dorf Varitsi, aus dem die Protagonistin Eleni - rebellisch, klug und politisch engagiert - und ihr Cousin und Kindheitsfreund Lefti - gutmütig und fleißig - nach Deutschland emigrieren, um dort ihre Zukunft zu gestalten. Die arrangierte Ehe der beiden zerbricht, als sie jeweils ihre wahre Liebe finden: Eleni den Musiker und Hippie Otto, Lefti die österreichische Deutschlehrerin Trudi. Eleni wird von Otto verlassen, als sie schwanger ist. Das Kind bleibt bei den Eltern in Griechenland und Eleni versucht, in den USA ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dort heiratet sie den Millionär Milton. Lefti zieht mit Trudi nach Österreich. Dort eröffnen sie ein griechisches Restaurant, und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Mit überbordender Fantasie

Lefti lernt von seiner Deutschlehrerin: „Wenn der deutsche Schriftsteller in einen Satz taucht, hat man ihn die längste Zeit gesehen, bis er auf der anderen Seite seines Ozeans wieder auftaucht mit einem Zeitwort im Maul.“ Dieses Zitat spiegelt auch Vea Kaisers Vorliebe für opulenten Sprachstil und eine originelle detailverliebte Erzählweise wider. Dank dieser Erzähltechnik, gepaart mit überbordender Fantasie und wunderbarer Tragikomik, verfolgt der Leser gespannt die Reise und Entwicklung der teilweise ziemlich skurrilen Protagonisten.

Die jüngere Geschichte Griechenlands wird ebenso in die Handlung einbezogen wie die griechische Heldenmythologie, derer sich die Autorin mit einfallsreichen Vergleichen unentwegt bedient. So ist Eleni Amazone und Antigone zugleich. Nach unzähligen unerwarteten Ereignissen und absurden Begebenheiten, die sich auf dem halben Erdball über viele Länder und Kontinente hinweg verteilt zutragen, schließt sich der Kreis der Erzählung am Ende wieder in Griechenland, auf der Insel Makarionissi, die dem Roman den Titel gegeben hat.

Vea Kaiser schafft es dank ihres außergewöhnlichen Erzähltalents, alles miteinander zu einer lesenswerten und amüsanten Geschichte zu verweben. Ihr gelingt es überzeugend, anspruchsvolle Literatur unterhaltsam zu vermitteln. Meine Empfehlung: Unbedingt lesen.