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Bei der EZ-Sommerredaktion zur Situation des Einzelhandels stellen die Esslinger Forderungen nach einem besseren Angebotsmix, längeren Öffnungszeiten und Bus-Shuttles.

EsslingenZu wenige individuelle Angebote, zu viele Billigläden, zu hohe Mieten und zu wenig Fantasie, etwa wenn es um die Kundenmobilität in der Einkaufsstadt Esslingen geht. Das waren Reaktionen von Leserinnen und Lesern, die am Postmichelbrunnen mit Reportern im Rahmen der EZ-Sommerredaktion ins Gespräch gekommen sind. Unter dem Strich aber wissen die Kunden das besondere Flair der Innenstadt sehr wohl zu schätzen und setzen auf die Zukunft eines lebendigen Einzelhandels.

Karlo Scheffler: „Ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass in den Geschäften etwas läuft. Aber es läuft eben zu wenig, und das Geschäft verlagert sich an die Ränder der Altstadt.“ Der Inhaber eines Autohauses vermisst Fantasie, wenn es darum geht, Kunden in die Innenstadt zu locken. Kleinbusse zum Beispiel, die in enger Taktung und umsonst durch die Einkaufsstraßen fahren und so für mehr Mobilität sorgen. Und wenn Scheffler auf leer stehende Geschäfte blickt, dann drängt sich für ihn unter anderem auch diese Erklärung auf: „Die Mieten sind zu hoch.“

Ingrid Buban: „Immer mehr alt eingesessene Geschäfte verschwinden, es gibt leider nur noch wenige davon. Und in die Billigläden gehe ich nicht. Vielleicht sind die Mieten zu hoch“, mutmaßt Ingrid Buban. Gut findet sie, dass die Ritterstraße weitgehend autofrei werden soll und sie lobt den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt: „Das klappt wunderbar.“

Friedemann Schöll: „In Hohenkreuz, da funktioniert das noch mit dem Einzelhandel.“ In der Innenstadt stören Schöll die Billigläden. „Da gehe ich nicht rein. Dieses billig, billig, billig funktioniert nicht, das macht höchstens den traditionellen Geschäften das Leben schwer.“

Birgitt Schöll: „Das besondere Flair der Altstadt gefällt mir sehr gut. Und wenn es um das Angebot geht, dann habe ich manchmal Schwierigkeiten, in den Geschäften die richtige Kleidergröße für mich zu finden.“

Alexander Kögel: „Der Handel hat eine Leitfunktion und holt die Menschen in die Stadt“, sagt der Vorstandssprecher der City Initiative Esslingen und Inhaber eines Modegeschäfts. „Es gibt hier nicht mehr Leerstände als anderswo. Davon abgesehen bieten sie auch eine Chance, denn ansonsten ändert sich ja nichts im Angebot.“ Das Einzelhandelsgeschäft werde sich mehr in die Mitte der Städte verlagern und die Gastronomie spiele eine immer größere Rolle: „Gastronomie ist der neue Einzelhandel.“ Ansonsten reagiere der Handel natürlich auf die Entwicklungen, etwa indem ansiedlungswillige Händler in vielerlei Hinsicht unterstützt würden. „Esslingen ist eine attraktive Einkaufsstadt mit einer guten Größe, und es gibt nicht diese Hektik, wie man sie aus Stuttgart kennt“, nennt Kögel die Vorzüge Esslingens.

Günter Zimmermann: „In Reutlingen gibt es viele schöne Geschäfte, sehr viele individuelle Läden, während in Esslingen die Fluktuation hoch ist. Die Geschäfte müssen sich mehr spezialisieren, und natürlich ist eine gute Beratung wichtig.“ Günter Zimmermann kritisiert die vielen Baustellen auf den Zubringerstraßen, die es dem Handel schwer machten. Und er sieht noch einen weiteren Nachteil: „Hohe Mieten sind der Tod vieler Händler.“

Norbert Schlichenmaier: „Esslingen braucht weniger Ein-Euro-Läden, Dönerläden und Handyshops. Die Innenstadt braucht mehr regionale Geschäfte und den ein oder anderen Tante-Emma-Laden, in dem man sich auch unterhalten kann. Das schafft dann auch einen besseren sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft“, sagt der Bankkaufmann aus Altbach.

Kai-Ralf Reimer: „Die Mieten hier sind sehr hoch in der Innenstadt und der Umgebung. Aber nicht nur diese sind schwierig für die Läden in der Stadt. Ich finde den Service, die Öffnungszeiten und die Barrierefreiheit in den Esslinger Geschäften sehr schlecht und da kann sich auf jeden Fall etwas ändern.“

Patricia Peter: „Leerstand gibt es mittlerweile nicht nur in Esslingen, sondern auch in anderen Städten deutschlandweit. Die Individualität in der Stadt geht meiner Meinung nach durch große Ketten verloren.“

Vera Mahler: „Ich wohne direkt in der Innenstadt und bekomme daher den steigenden Leerstand hier hautnah mit. In Esslingen gibt es zwar ein großes Angebot an Produkten – im Internet ist das Angebot jedoch größer.“

Helene Wiesmann: „Vor allem die Küferstraße ist meiner Meinung nach vom Leerstand betroffen. Damit mehr Bürger in die Fußgängerzone zum Einkaufen gehen, sollte diese besser gekennzeichnet sein. Auch mehr Grünflächen in der Innenstadt könnten Käufer anlocken.“

Marcel Lutz: „Vor allem die Parksituation sehe ich in der Innenstadt schwierig, daher kaufen dann auch weniger Bürger dort ein. Elektrobusse sind eine gute Idee. Den Leerstand in der Stadt sehe ich vor allem in der Küferstraße.“

L.E. Pantrion: „Die Leerstände sind schon erschreckend. Da gibt es doch bestimmt Ursachen. Ich vermute, die Mieten sind zu hoch. Es gab hier mal gute Geschäfte, die sind aber abgewandert. Esslingen hat viel verloren.“

Andreas Max Günther: „Also wenn man sich die Küferstraße anschaut... Vor zwanzig Jahren hat das angefangen. Seitdem geht es bergab. Diese großen Einkaufszentren bewirken, dass es mit dem kleineren Einzelhandel abwärts geht. Und natürlich auch der Internethandel. Allerdings muss ich zugeben: Ich kaufe auch im Internet.“

Ursula Schäfter: „Einzelhandel, ja, das ist ein großes Thema. Es gibt viele leere Läden, das ist ein Trauerspiel. Ich ziehe hier schon im siebten Jahr mit meiner Galerie vorübergehend in leere Geschäfte. Zuerst war das wunderbar, aber inzwischen ist das Interesse der Esslinger nicht mehr so arg groß.“

Eckart Schäfter: „Ich denke, das Problem hat viel mit dem Verkehr zu tun und den teuren Mieten. In Esslingen ist es auch so unsauber. Allein, wenn ich mir den Zentralen Omnibusbahnhof anschaue! Man macht nichts, damit sich die Esslinger und die Menschen, die nach Esslingen kommen, wohlfühlen.“