Um den Erhalt der Bäume in der Seracher Straße wurde im Ausschuss für Technik und Umwelt zum Teil sehr emotional gerungen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Durchaus emotional haben die Stadträte über den geplanten neuen Bebauungsplan für die Fläche südlich des Pflegeheims Hohenkreuz in der Seracher Straße diskutiert. Hier sollen insgesamt 35 neue Wohnungen entstehen. Der Ausschuss für Technik und Umwelt stimmte dem Bebauungsplan-Entwurf jetzt zu. In der Sitzung ging es allerdings vor allem um die Bäume auf dem Areal - und darum, wer sie eigentlich gerne erhalten würde.

Diese Frage trieb nämlich gleich mehrere Stadträte um. Tobias Hardt von den Linken hatte sie als eines der Hauptthemen bei den Einwänden der Bürger zur ersten Version des Bebauungsplan ausgemacht. Und der Grünen-Rat Helmut Müller-Werner betonte, dass seine Fraktion schon früher für den Erhalt der Bäume auf dem Areal gekämpft habe.

„Eine Abwägungssache“

Sein Fraktionskollege Jürgen Menzel wurde sogar regelrecht emotional: Ob Franz Schneider, der die Pläne als Leiter der Abteilung für Städtebauliche Planung in der Sitzung vorgestellt hatte, die Bäume eigentlich egal seien, fragte Menzel. Er wisse zwar, dass die Fläche für die Bebauung verloren gehe, wenn die Bäume erhalten würden - und auch die Grünen hätten sich für den Bau der Wohnungen entschieden. „Aber es geht darum, ob man die Bäume überhaupt erhalten möchte“, betonte er - diesen Eindruck habe er hier nicht. Denn Schneider unterscheide zwischen erhaltenswerten und nicht erhaltenswerten Bäumen. Er frage sich nun, warum Bäume nicht erhaltenswert sein sollten, echauffierte sich Menzel.

Franz Schneider erklärte auf Nachfrage, dass die Handvoll Bäume südlich des Pflegeheims unter anderem deswegen nicht unbedingt erhalten werden müssten, weil sie nicht ganz so alt seien wie etwa die Eichen auf dem Gelände des Pflegeheims. Letztere hat man trotz des Neubaus nicht entfernt. Aber wenn man die Bäume auf der südlichen Fläche erhalte, könne man hier nicht bauen. Das sei also eine Abwägungssache - und angesichts des engen Wohnungsmarkts habe die Stadt dem neuen Wohnraum den Vorzug gegeben.

Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht betonte in der Sitzung zudem, dass sich manche Bäume sogar schon zur Seite neigten und auch daher wohl früher oder später ohnehin entfernt werden müssten. Er bat angesichts des Wohnungsmangels in der Stadt zudem eindringlich um die Zustimmung der Räte, um auf diesem Gelände aktiv werden zu können. Auch der FDP-Rat Ulrich Fehrlen betonte: „Ich bin dafür, dass wir jetzt weitermachen mit dem Bebauungsplan.“ Nicht zuletzt, weil es Untersuchungen gebe, nach denen die Wohnungspreise in Orten, wo viel gebaut werde, nicht mehr so stark steigen würden.

Geplant sind auf dem Areal vier mehrgeschossige Wohngebäude in Ost-West-Ausrichtung. In diesen sollen 21 barrierefreie Eigentumswohnungen und 14 kostengünstige barrierefreie Mietwohnungen entstehen. Alle Häuser sollen sich zu einem Innenhof hin orientieren, der gemeinschaftlich genutzt werden kann und im Prinzip eine Fortsetzung zum Innenhof im Pflegeheim darstellt. Bei einem Bieterverfahren im Jahr 2015 hatte die Wohnungs- und Städtebaugesellschaft Siedlungswerk Stuttgart den Zuschlag für die Flächen erhalten.

Baubeginn im Sommer möglich

Man hatte im Jahr 2010 mit der Aufstellung des Bebauungsplans Seracher Straße/Schlosswiesenweg, begonnen, weil man die Kleingärten dort inmitten von Bauflächen für städtebaulich unangemessen hielt. Auch für die Grünfläche, die im ursprünglichen Planungsrecht vorgesehen war, sah man keinen Bedarf im Stadtteil Hohenkreuz. Vielmehr wollte man die Fläche zur Nachverdichtung nutzen und hier Wohnungen bauen.

Im Lauf der Planungen wurde der nördliche Teil des Bebauungsplans abgetrennt und separat fortgeführt. Hier wurde das Pflegeheim Hohenkreuz geplant, das inzwischen bereits eröffnet wurde. Nun soll der Bebauungsplan für den südlichen Teil finalisiert werden.

Nachdem der Ausschuss nun zugestimmt hat, soll der Bebauungsplan-Entwurf Anfang des Jahres öffentlich ausgelegt werden. Voraussichtlich im späten Frühjahr kann der Bebauungsplan dann endgültig beschlossen werden. Sollte das Siedlungswerk anschließend sofort ein Baugesuch einreichen, könne Baubeginn bereits im Sommer sein, sagt Franz Schneider.