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Die Mitglieder des Esslinger Aero-Clubs bringen ihre Segelflugzeuge über die kalten Monate wieder auf Vordermann.

EsslingenDie Wintermonate sind nicht die Zeit der Segelflieger – zumindest nicht auf den ersten Blick. Denn Segelflieger brauchen Thermik, und die gibt es im Winter nicht. Auch wenn die Flugzeuge am Boden bleiben, sind die Mitglieder des Aero-Clubs Esslingen hinter den Kulissen fleißig bei der Arbeit. Mit vereinten Kräften werden die Flugzeuge gewartet und fit für die neue Saison gemacht. Die beginnt am 1. April. „Wir müssen die entstandenen Schäden ausbessern“, sagt Michael Ultsch, Pressereferent des Aero-Clubs. Die treten in überaus vielfältiger Form auf: kleine Defekte am Motor, Lackschäden oder Steinschläge. Im Anschluss werden die Flugzeuge gewaschen und poliert. „Die Politur dient als Schutzfilm gegen äußere Einflüsse“, erklärt Ultsch.

Für die Wartungsarbeiten engagiert der Verein keine Handwerker. Die Mitglieder des Clubs nehmen sich den teils komplizierten Arbeiten selbst an. „An den Wochenenden sind meistens um die zehn Leute da, die in der Werkstatt mithelfen und anpacken“, berichtet Ultsch. Doch nicht jeder darf alle Aufgaben übernehmen. Für Arbeiten an den Fliegern benötigen die Helfer eine Berechtigung. Davon gibt es verschiedene: die einen dürfen Lackschäden ausmerzen, andere wiederrum am Motor arbeiten oder Fallschirme packen. Acht vereinseigene Flugzeuge müssen gewartet werden, dazu kommt in etwa die gleiche Anzahl an Privatfliegern.

Das Ziel ist, gut gerüstet in die Jahresnachprüfung zu gehen. Dort werden die Segelflugzeuge von einem Prüfer des baden-württembergischen Luftfahrtverbandes abgenommen – vergleichbar mit dem TÜV bei Autos. Diese Hürde müssen alle Segelflugzeuge Jahr für Jahr überstehen, sonst erhalten sie keine Flugerlaubnis. Obendrein kommt auf die Vereinsverantwortlichen noch eine Menge Papierkram zu, bevor die Flieger wieder in die Lüfte steigen dürfen. „Wie das in Deutschland halt so ist“, sagt Ultsch und lacht. Das hänge damit zusammen, dass auch bei den Segelfliegern immer mehr nach EU-Richtlinien abgewickelt werden muss. Die Fallschirme und die Winde, die den Flugzeugen als Starthilfe dient, werden ebenfalls überprüft. Bei der Winde kontrollieren die Prüfer vor allem, ob die Seile noch die erforderliche Qualität aufweisen.

Wildschweine pflügen Gelände um

Ist die Jahresnachprüfung erledigt, steht den Piloten nichts mehr im Wege – außer das Wetter passt nicht. Vor allem auf den Zustand der Start- und Landebahn nehmen sie Rücksicht. Möglichst trocken sollte sie sein, sodass beim Befahren keine größeren Schäden entstehen. „Manchmal wartet man lieber noch eine Woche“, sagt Michael Ultsch. „Sonst muss man die Bahn bald schon wieder richten.“

Das muss der Verein vor dem Start der Saison jedoch ohnehin. Denn der Aero-Club hat ein Wildschweinproblem. Regelmäßig wühlen die Tiere das Gelände sowie die Landebahn der Segelflieger auf. „Es ist eine richtige Plage geworden“, klagt Ultsch. „Vor zehn Jahren waren Wildschweine noch überhaupt kein Thema.“ Der Club versucht zwar viel, um die Störenfriede vom Gelände fernzuhalten – doch vergebens: „Sie finden immer ein neues Schlupfloch durch den Elektrozaun.“ So muss der Verein die Landebahn in jedem Frühjahr aufwendig ausbessern muss. „Aber erst wenn der Platz abgetrocknet ist“, sagt Ultsch. „Sonst macht es keinen Sinn.“