Für Lisa Haas sind Christoph Lermen, Michael Schmitz und Tobias Reimann (von links) von der Firma Pinion Vorbilder. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Den Innovationspreis des Landkreises Esslingen gewinnt keiner mit bloßen Ideen und Luftgespinsten. Die Preisträger und Finalisten bieten lauter konkrete Produkte, die wirklich etwas nutzen. Den ersten Platz belegt die Firma Pinion aus Denkendorf.

Das wäre was - ein Fahrrad ohne verschleißende Ketten und Ritzel, mit langlebigem Zahnriemen und einer bis auf den Ölwechsel wartungsfreien Getriebeschaltung. So ein Rad ist kein Traum, sondern Realität. Pionier bei den Getriebeschaltungen war kurz vor der Jahrtausendwende die hessische Firma Rohloff. Deren 14-Gang-Getriebe ist in der Hinterradnabe untergebracht - gut, aber rund 1000 Euro teuer. Die Geschichte der Alternative, ein Getriebe am Tretlager, begann im Jahr 2007 in der Getriebeentwicklung der Firma Porsche. Dort lernten sich Christoph Lermen und Michael Schmitz kennen. Ein Jahr später gründeten sie die Firma Pinion, zwei Jahre später stellten sie ihr erstes serienreifes Getriebe vor. 2017 wurde eine weitere kompakte Produktlinie vorgestellt. Heute beschäftigt die Firma 26 Mitarbeiter, Firmensitz und Montage sind in Denkendorf. Die Zulieferer kommen aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern. 90 Hersteller bieten Fahrräder mit der Getriebetechnik von Pinion an, mit bis zu 18 überschneidungsfreien Gängen. Das brachte der Firma den mit 15 000 Euro dotierten ersten Platz.

Zwei zweite Preise

Die nächsten beiden Preisträger lagen in der Wertung so nahe beieinander, dass der Landkreis zwei zweite Preise vergab. Die Firma Kunbus, ebenfalls aus Denkendorf, nahm den Paspberry Pi, einen Lerncomputer für Jugendliche, und entwickelte auf dessen Basis einen Industrie-PC. An ihn lassen sich beispielsweise Sensoren und Stellmotoren anschließen. Der PC arbeitet mit Open-Source-Software, die für jeden zugänglich ist. Ebenfalls 7500 Euro gehen an die Nürtinger Firma ZinCo, deren Spezialität Dachbegrünungen sind. Solche Dächer helfen durch ihre Verdunstung, städtische Hitzeinseln zu vermindern. Mit ihrem „Klima-Gründach“ gelang es der Firma, diese Verdunstung erheblich zu steigern. Unter den Pflanzen liegt eine Matte mit Kapillarwirkung, die gleichzeitig wasserdurchlässig ist - falls es regnet und das Wasser in die andere Richtung will. Die Pflanzen brauchen kein frisches Trinkwasser, sie kommen auch mit sogenanntem Grauwasser zurecht.

Der mit 5000 Euro dotierte dritte Preis ging an die Bempflinger Firma Endress. Bei ihrem Stromerzeuger für Baustellen hat sie Generator und Batterie intelligent kombiniert. Wird wenig Strom gebraucht, reicht die Batterie und der Generator bleibt aus. Das ist viel besser, als ihn in Teillast zu fahren und überschüssige Energie über einen Widerstand zu verheizen. Wird mehr Strom gebraucht oder die Batterie ist bald leer, wird der Generator automatisch gestartet.

Landrat Heinz Eininger fasste die Kriterien des Innovationspreises kompakt zusammen: Ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung müssten einen gewissen Stand der Umsetzung erreicht haben, also mehr als eine Idee sein. Sie müssten einen wirtschaftlichen Erfolg versprechen und einen Nutzen für die Beschäftigten, die Umwelt, andere Branchen oder die Gesellschaft bringen. Aus dem Wettbewerb, es war bereits dessen achte Auflage, sei ein ganzes Innovationsnetzwerk entstanden. Der Innovationspreis solle 2019 erneut ausgeschrieben werden.

Als Lisa Haas aus Bempflingen im März Post vom Landratsamt bekam, erschrak sie: Ein Strafzettel? Nein, sie wurde angefragt, über ihren Weg ins Finale beim Wettbewerb für die erste deutsche Astronautin zu berichten. Von 400 Bewerberinnen schaffte sie es unter die letzten sechs. Davor standen kognitive, psychologische und medizinische Tests. Vor allem gute Augen sind gefragt, denn in der Schwerelosigkeit steigt der Druck im Kopf, was auf Dauer die Sehkraft schwächt. „Ohne Vorbilder wie die Astronautin Karen Nyberg hätte ich es nicht geschafft“, bekannte Lisa Haas. Vorbilder sagten einem: „Verfolge deine Träume.“ Man dürfe nicht davor zurückschrecken, die eigene Komfortzone zu verlassen. „Sie als Preisträger“, sagte sie, „sind Vorbilder für die nächste Generation.“

Das Landratsamt Esslingen hat die Preisträger, Finalisten und Teilnehmer in einer Broschüre zusammengestellt. Sie ist im Landratsamt und unter www.innovationspreis-es.de erhältlich.