Da geht’s lang zum beruflichen Erfolg: Fachleute wissen, dass eine fehlende Ausbildung das Risiko erhöht, arbeitslos zu werden. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Wenn sich Arbeitsagentur-Chefin Thekla Schlör die jüngste Jahresbilanz für die Landkreise Esslingen und Göppingen anschaut, kann sie nur staunen: „In den vergangenen 30 Jahren habe ich am Arbeitsmarkt noch nie eine derart stabile Phase erlebt.“ 2017 sei ein dynamisches und sehr erfolgreiches Jahr gewesen. Und wenn die Vorhersagen zutreffen, dürfte der positive Trend anhalten. Doch trotz einer guten Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent, die der Agentur-Bezirk im Jahresdurchschnitt meldet, können sich Thekla Schlör und ihre Kollegen über mangelnde Arbeit nicht beklagen: Die geringe Arbeitslosigkeit und die hohe Nachfrage nach Fachkräften sorgt dafür, dass es immer schwieriger wird, den Firmen passende Mitarbeiter zu vermitteln. Deshalb steht die berufliche Qualifikation in diesem Jahr ganz oben auf der Prioritätenliste.

Viel Bewegung am Arbeitsmarkt

Besonders gesucht sind derzeit Fachkräfte im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Baugewerbe, im Bereich Lager und Verkehr und in der Zeitarbeit. Trotz guter Zahlen wird der Arbeitsagentur die Arbeit jedoch nicht ausgehen. „Wir haben einen sehr dynamischen Arbeitsmarkt, der zwar gute Chancen bietet, aber auch von vielen Veränderungen geprägt ist“, sagt Bettina Münz, die Vize-Chefin der Göppinger Arbeitsagentur. So haben sich 2017 im Landkreis Esslingen insgesamt 34 184 Menschen arbeitslos gemeldet. Dass sich im selben Zeitraum 34 846 Menschen wieder aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet haben, zeigt, dass es in diesen Zeiten für viele eine gute Chance gibt, einen neuen Job zu finden.

„Das heißt aber nicht, dass unsere Leute nicht alle Hände voll zu tun hätten“, betont Bettina Münz. Denn jeder, der sich arbeitslos meldet, muss von der Behörde erfasst werden. Dann gilt es, die Ansprüche auf Arbeitslosengeld zu klären und zu regeln, und vor allem muss möglichst rasch ein neuer Arbeitsplatz her. Und auch das ist trotz großer Nachfrage in vielen Fällen kein Selbstläufer, weil Bewerber rund Stellenprofil oft nicht hundertprozentig kompatibel sind. In solchen Fällen gilt es umso mehr, zu schauen, wie ein Bewerber richtig fit gemacht werden kann für eine neue Stelle.

Überhaupt ist Qualifikation in diesen Zeiten eines der Hauptanliegen der Arbeitsagentur. Das beginnt bei den Schulabgängern, die möglichst reibungslos den Übergang ins Berufsleben schaffen sollen, und reicht bis zur Qualifizierung derer, die schon in Arbeit sind. 2017 hat die Göppinger Arbeitsagentur rund 55 Millionen Euro in die Integration von Menschen in Arbeit und Ausbildung investiert.“ „Dieses Geld ist gut angelegt“, weiß Thekla Schlör. „Eine gute Qualifikation ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.“

Der Arbeitsmarkt im Landkreis Esslingen

Bilanz: 10 131 Menschen waren durchschnittlich im vergangenen Jahr im Landkreis Esslingen arbeitslos gemeldet - 166 weniger als 2016. Das entspricht im Jahresdurchschnitt einer Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent (minus 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr). Im selben Zeitraum waren durchschnittlich 7115 freie Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet. Insgesamt waren 2017 in beiden Landkreisen zusammen 301 935 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt - 2,9 Prozent mehr als noch 2016. Der mittelfristige Vergleich fällt sogar noch erfreulicher aus: Im Jahr 2012 waren im Arbeitsagentur-Bezirk lediglich 268 964 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Regionale Unterschiede: Der hiesige Arbeitsagentur-Bezirk, der die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst, meldet für 2017 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent (minus 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr). Göppingen steht mit 3,7 Prozent (minus 0,3) traditionell etwas schlechter da als Esslingen mit seinen 3,4 Prozent (minus 0,1). Auch innerhalb des Landkreises gibt es Unterschiede bei den Arbeitslosenquoten in den vier Geschäftsstellen der Arbeitsagentur: Leinfelden-Echterdingen liegt mit stabilen 2,9 Prozent vorn, gefolgt von Kirchheim und Nürtingen mit jeweils 3,3 Prozent (jeweils minus 0,1) und schließlich Esslingen mit 3,7 Prozent (minus 0,2).

Gewinner: Von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt haben viele profitiert. So ist etwa bei den unter 25-Jährigen die Arbeitslosigkeit im Arbeitsagentur-Bezirk um 7,5 Prozent zurückgegangen, bei den Schwerbehinderten sogar um 8,7 Prozent. Aber auch die Älteren über 50 Jahre (minus 1,9 Prozent) und die Langzeitarbeitslosen (minus 1,8 Prozent) haben von der erfreulich guten Wirtschaftslage profitiert. Lediglich bei den Ausländern ist die Arbeitslosigkeit bedingt durch die Zuwanderung um 1,9 Prozent gestiegen. Mehr als drei Viertel aller Stellen, die der Arbeitsagentur gemeldet waren, sind Fachkräften, Spezialisten und Experten vorbehalten, nur 22 Prozent für An- und Ungelernte.