Von Thomas Krytzner

In der Schuldenfalle landet man oft schneller als gedacht. Eine vergessene Rechnung oder ein offener Kredit können einen Teufelskreis eröffnen, aus dem man schlecht wieder herauskommt. Das betrifft auch Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren. Ihnen bietet die Schuldnerberatung des Kreisdiakonieverbands schnelle Hilfe.

Wer im Strudel der Schulden steckt, kommt oft ohne fachmännische Hilfe kaum noch heraus. Die Schuldnerberatungen im Landkreis Esslingen sind hoffnungslos überfordert, die Wartezeiten für Klienten liegen bei mindestens sechs Monaten. Der Kreisdiakonieverband Esslingen hat vor zwei Jahren das Programm „Cashflow“ ins Leben gerufen und damit eine Beratung für jugendliche Schuldner geschaffen. Eberhard Haußmann ist Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands und sieht vor allem die Jugendlichen gefährdet: „Lange Wartezeiten nützen jungen Menschen, die Schulden haben, nichts. Sie brauchen eine schnelle und andere Unterstützung.“ Und am großen Zuspruch zeigt sich der Sinn der Beratung für die Jugend von selbst.

Die Sozialarbeiterin Lena Stumpp begleitet die Einrichtung seit zwei Jahren in Esslingen und teilweise in Bernhausen. Mit „Cashflow“ sollen die unter 27-Jährigen angesprochen werden. Lena Stumpp erklärt: „Vor allem in der Übergangsphase zwischen Schule und Beruf kommen Jugendliche erstmals an den wahren Umgang mit Geld, und da ist die Gefahr der Verschuldung am größten.“ Eine lange Wartezeit auf die Beratung kann üble Folgen haben: Mahnung, Pfändung oder gar Privatinsolvenz. Dem will „Cashflow“ entgegenwirken. Deshalb gibt es binnen 14 Tagen einen Termin.

„Cashflow“ nimmt akuten Druck

Stumpp erklärt, dass zuerst der Druck genommen wird, indem man sich Zeit verschafft. „Meist schreibe ich die Gläubiger an, und die zeigen sich in der Regel kooperativ.“ Es ist aber nicht nur die akute Lösung des Problems, auf die sich Stumpp spezialisiert hat: „Wir erstellen auch Haushaltspläne mit den jungen Menschen und zeigen, was man bei Verträgen beachten muss.“ So wird die Sozialarbeiterin nicht nur Retterin in der Not, sondern auch Begleiterin über eine längere Zeit. Das Projekt wird von der Fernsehlotterie getragen und zeigt nach zwei Jahren deutliche Erfolge. Nach wie vor zählen Handyverträge, Straffälligkeiten der Jugendlichen oder der Verlust der Ausbildungsstelle als Auslöser für den Schuldenwirbel.

Eberhard Haußmann wünscht sich, dass Eltern ihren Kindern den Zugang zum eigenen Geld möglichst frühzeitig ermöglichen: „Ab Schuleintritt sollten Kinder Taschengeld bekommen. So lernen sie, mit Geld umzugehen.“ Er sieht aber die Pflicht auch bei den Schulen: „Insbesondere die Berufsschulen sollten das Thema Geld in den Unterrichtsstoff aufnehmen.“ Haußmann ist vom Fernsehlotterie-Projekt begeistert und hofft auf einen langfristigen Ausbau der Beratungsstelle. Dies würde auch bei der Verzahnung mit dem Projekt „Reset“ helfen. Bei diesem Programm der Kinder- und Jugendförderung leisten straffällig gewordene Jugendliche Sozialstunden ab und werden pädagogisch betreut. Seit Januar 2013 begleitete „Reset“ mehr als 200 junge Erwachsene bei fast 8000 Sozialstunden.

Infos gibt es unter www.kdv-es.de