Benjamin Finckh vom Reparatur-Café Esslingen erklärt wie der Wasserkocher funktioniert. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seit drei Jahren gibt es das Reparatur-Café in Esslingen: Alle zwei Monate samstags können hier kaputte Gegenstände mit der Hilfe von Experten kostenlos repariert werden.

EsslingenStunden nach dem Teekochen glühen die Heizstäbe des Wasserkochers noch immer, das Plastik riecht verbrannt. Der Kocher hat nicht von selbst abgeschaltet: Das hätte gefährlich werden können. Da sich das nicht wiederholen soll, gibt es zwei Möglichkeiten: Der Kocher landet im Müll oder er wird repariert. Doch wie repariert man einen Wasserkocher? Diese Frage kann Benjamin Finckh beantworten, der ehrenamtlich im Reparatur-Café in Esslingen arbeitet. Alle zwei Monate samstags gibt es dort nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern es wird gebastelt, genäht und getüftelt. Wer einen kaputten Gegenstand hat, kann ihn dort kostenlos mit Experten reparieren.

Der kaputte Wasserkocher landet erst einmal bei Bernhard Wiesmeier, einem Mitbegründer des Cafés: „Die defekte Abschaltfunktion ist ein mechanisches Problem“, vermutet er und klebt einen gelben Zettel mit der Nummer Zehn auf das Gerät. Sobald der passende Experte Zeit hat, wird die Nummer aufgerufen und der Kocher ist an der Reihe. Die Wartenden tauschen sich über ihre kaputten Gegenstände aus: Neben einem Smartphone ist eine Stehlampe, ein Radio und ein Staubsaugerrohr zu reparieren. Einen Fairtrade-Kaffee später geht es dann los: Benjamin Finckh kennt sich mit Mechanik aus und hilft, den Wasserkocher aufzuschrauben und die äußere Verkleidung zu entfernen. Darunter kommt die Elektrik zum Vorschein. Um herauszufinden, wie der Abschaltmechanismus funktioniert, füllt der Mechaniker das Gerät mit Wasser, steckt das Kabel in eine Steckdose und schaltet es ein. „Nicht berühren!“, warnt er und deutet auf die offene Elektrik. Gespannt wird auf das Blubbern des kochenden Wassers gewartet. Dann folgt ein „Klick“ und der Kocher geht von selbst aus. „Das war einfach“, findet Finckh. „Manchmal muss man nur ein bisschen an allem herumwackeln und schon funktioniert es.“ Er vergleicht das Phänomen mit einem Computer, der ab und zu aus- und wieder eingeschaltet werden muss.

Spenden finanzieren das Projekt

Genau das möchten die Initiatoren des Cafés ihren Gästen mitgeben: Oft kann man kaputte Sachen ohne Probleme reparieren. Dieser Gedanke brachte Bernhard Wiesmeier, Lore Miedaner und Martin Petzold vor drei Jahren auf die Idee für das Café. Sie wollten den Esslingern die Möglichkeit bieten, ihre Geräte mithilfe von Profis selbst zu reparieren. Mit einem Aufruf in der Eßlinger Zeitung organisierten sie ein erstes Treffen zur Gründung des Reparatur-Cafés. Ein voller Erfolg: Über 40 Leute, die gern mithelfen wollten, kamen zum Treffen. Die Stadt Esslingen stellte kostenlos die Räumlichkeiten im Zentrum für Arbeit und Kommunikation zur Verfügung, die benötigten Materialien und Werkzeuge kamen durch eine Spendenaktion zusammen. Noch immer finanziert sich die Initiative durch Spenden: „Oft sind die Leute froh, dass sie ihre Sachen reparieren können und spenden gerne etwas“, erklärt Wiesmeier. Er freut sich über die vielen Helfer, die einiges an Vorwissen aufweisen, da sie zum Beispiel von Beruf Elektriker oder Mechaniker sind. Doch nicht nur Fachkenntnisse sind gefragt, die Bastler brauchen auch die nötige Ruhe, um Laien den Umgang mit Werkzeug zu erklären. Denn im Café geht es vor allem um das Miteinander: Es wird gemeinsam repariert und Unerfahrene werden ermutigt, selbst anzupacken.

Bei der Reparatur spielt auch die Sicherheit eine wichtige Rolle: Mindestens zwei mal im Jahr treffen sich die Helfer und besprechen, was sie machen dürfen und was nicht. „Das ist eine rechtliche Grauzone“, erklärt Wiesmeier, „aber bisher gab es damit nie Probleme. Wenn ein Gegenstand wirklich gefährlich ist, wird auch mal das Kabel abgeschnitten, damit nichts mehr passieren kann.“