Wer den öffentlichen Nahverkehr in Esslingen nutzt, kommt künftig günstiger voran. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Stadt Esslingen möchte den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen: Von April an soll es ein günstiges Stadtticket für Einzelfahrer und kleine Gruppen geben.

Esslingen Viele Esslinger stöhnen vor allem während der Stoßzeiten über allzu viel Verkehr und schlechte Luft in der Innenstadt. Vor allem im Bereich der Ringstraße gibt es dringenden Handlungsbedarf. Um in der Innenstadt für Entlastung zu sorgen, will die Stadt möglichst viele Esslinger zum Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr ermuntern. Um Bus und Bahn attraktiver zu machen, hat der Gemeinderat ein neues Stadtticket beschlossen, das vom 1. April 2019 an gelten soll. Für drei Euro können Einzelfahrgäste dann den ganzen Tag die öffentlichen Verkehrsmittel in Esslingen nutzen – Gruppen bis zu fünf Personen fahren für sechs Euro mit dem Gruppen-Tagesticket. Weil man sich vom Stadtticket einiges verspricht, greift die Kommune tief in ihren Säckel und lässt sich die günstigeren Fahrpreise rund eine Million Euro kosten. „Ein attraktiver Nahverkehr hat nun mal seinen Preis“, befand OB Jürgen Zieger im Gemeinderat. Die Ratsmitglieder sahen das genauso und gaben einstimmig grünes Licht für das Modell.

„Mit Blick auf das Esslinger Mobilitätskonzept mit einem erweiterten Anteil für den öffentlichen Personennahverkehr, den Fuß- und Radverkehr sowie die Diskussion um einen Luftreinhalteplan ist der neue Stadttarif ein wichtiger Anreiz für viele, mit dem Bus anstatt mit dem Auto in die Stadt zu fahren“, gab der OB zu bedenken. Ansetzen will die Stadt vor allem bei denen, die kein Monats- oder Jahresticket besitzen und nur hin und wieder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Weil die Stadt zudem begonnen hat, den elektromobilen Anteil des Busverkehrs von derzeit 21 auf 63 Prozent auszubauen, erhofft sie sich einen spürbaren Beitrag zur Luftreinhaltung. „Außerdem erleichtert der neue Stadttarif auch finanziell Schwächeren die Teilhabe an Mobilität und am sozialen Leben in Esslingen“, unterstrich Zieger. Nach Berechnungen der Verwaltung reduziert das Stadtticket die Fahrpreise in Esslingen um bis zu 40 Prozent.

Das soll nicht die einzige Verbesserung für die Fahrgäste bleiben, wie Finanzbürgermeister Ingo Rust betonte: „Gemeinsam mit der Tarifzonenreform des VVS wird zu Beginn der großen Baumaßnahmen im kommenden Jahr der Nahverkehr in der gesamten Region günstiger. Hinzu kommen ambitionierte Projekte der Stadt wie der Ausbau von Fahrgastinformationen, ein strukturiertes Umbauprogramm für Haltestellen und die Planungen für ein zukunftsfähiges Busnetz in Esslingen.“

Im Gemeinderat gab’s breite Zustimmung zum neuen Esslinger Stadtticket. Heidi Bär (SPD) und Jörn Lingnau (CDU) sahen in diesem Angebot einen ersten Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigeren und attraktiveren Nahverkehr. Jörg Zoller (Freie Wähler) fand eine Million Euro zusätzlich „eine stolze Summe“. Da es jedoch beim Individualverkehr keine Spielräume mehr gebe, stimme seine Fraktion zu – wohl wissend, dass dieser Betrag in finanziell schwierigeren Zeiten nicht mehr ganz so leicht zu stemmen sei wie heute. Helmut Müller-Werner (Grüne) betonte indes, dass sich neue und mehr Nutzer nur dann für Bus und Bahn begeistern ließen, „wenn unser Angebot noch dichter, zuverlässiger und angenehmer wird. Volle Busse, zu spät oder gar zu früh fahrend oder im Stau stehend, mag niemand – ebenso wenig wie rasende Busse. Nutzerfreundlich muss das Angebot sein.“