Der marode Steg war zäher als gedacht. Vor allem die SPD lässt die Verwaltung da nicht aus der Verantwortung. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Der verzögerte Abriss des maroden Betonstegs an der Esslinger Frauenkirche hat teilweise zu harschen Reaktionen im Technischen Ausschuss des Gemeinderats geführt. Da sei Vertrauen zwischen Bürgerschaft und Verwaltung verspielt worden.

EsslingenBeim Abriss des Betonstegs an der Esslinger Frauenkirche gab es keine technischen Probleme, lediglich die Abbruchfirma hat die Bauzeit um zweieinhalb Tage überzogen, für die Verkehrsteilnehmer kam es zu keinen besonderen Belastungen – allein die Zeitungen haben die zeitliche Verzögerung hochgespielt und kritische Fragen gestellt. So lautet zusammenfassend das, was die Mitglieder des gemeinderätlichen Aussschusses für Technik und Umwelt gestern zur Kenntnis nehmen durften. Allerdings gab es aus den Reihen des Gremiums deutliche Kritik an der Verwaltung.

Eingeplant waren der Freitag und Samstag, 25. und 26. Mai, um den maroden Betonsteg über die gesperrte Berliner Straße abzubrechen (die EZ berichtete). Schon am Sonntag danach sollten Autos und Busse wieder ohne Umleitungen fahren können. Doch bekanntlich hat es fast drei Tage länger gedauert und über die Gründe wurde gestern im Ausschuss gesprochen. Immerhin: An den geplanten 95 400 Euro Abbruchkosten scheint die Verzögerung nichts geändert zu haben. Eine Überschreitung dieses Rahmens sei derzeit nicht zu erkennen, meint die Verwaltung. Aber: „Da noch nicht alle Restarbeiten umgesetzt wurden, liegt noch keine Schlussrechnung vor.“

Sicher ist sich die Verwaltung hingegen, wer die Schuld am zeitlichen Verzug trägt. „Da die Baufirma in der Ausschreibung übersehen hatte, dass es sich um einen hochwertigen Beton handelt, hat sie sich zeitlich und technisch verschätzt und für den Abriss länger gebraucht“, heißt es in der gestern diskutierten Verwaltungsvorlage. Trotz enger Überwachung durch ein beauftragtes Büro und durch das Tiefbauamt habe man die Verzögerung erst am Samstagabend feststellen können. Bis dahin habe die Abbruchfirma glaubwürdig versichert, die Zeitschiene einhalten zu können. Der Abriss habe dann einen Tag länger gedauert. Vom Tiefbauamt seien dann noch Restarbeiten im Bereich der ehemaligen Pfeiler und an den Randsteinen angeordnet worden, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen. So sei die Ringstraße in Summe zweieinhalb Tage länger als geplant gesperrt gewesen.

Laut Bünyamin Karagöz, Geschäftsführer der Firma BK Abbruch aus Esslingen, hat die Stadt mit ihm über dieses Thema nicht gesprochen. Karagöz räumt „eine kleine Verzögerung bei den Betonarbeiten“ ein, doch aus seiner Sicht hätte der Verkehr am Montag wieder normal fließen können. Allerdings habe die Verwaltung dann die weitere Sperrung für Rest- und Feinarbeiten veranlasst.

Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Andreas Koch ist der Vorfall dazu angetan, das Vertrauen in die technische Verwaltung empfindlich zu stören. Die von einigen Bürgern geäußerte Häme, was passiere dann erst im Zusammenhang mit den großen Neckarbrücken, wenn die Stadt schon mit einem kleinen Steg Probleme habe, könne er deshalb nachvollziehen. Koch kritisierte auch mangelnde Kommunikation und fragte, warum man bei der Zeitplanung der Abbruchfirma nicht kritischer nachgefragt habe.

Auch Karin Pflüger (CDU) sprach davon, dass sich der Vorfall nachteilig auf die Vertrauensbasis zwischen Bürgern und Verwaltung auswirke und bemängelte ihrerseits Defizite in der Kommunikation. Ansonsten aber bewerte sie die Verzögerung nicht so streng wie die SPD. Für Eberhard Scharpf (Freie Wähler) ist es nach den Erklärungen der Verwaltung „in gewisser Weise verständlich, dass es so gelaufen ist“. Gleichwohl frage auch er, warum die Angaben der Abbruchfirma nicht besser untersucht worden sind. „Die Verwaltung hat ein Vertrauensproblem, Zweifel haben sich breit gemacht“, sagte Helmut Müller-Werner (Grüne). Und damit starte man dann in die Umsetzung großer Projekte. Mit „Künstlerpech“ umschrieb Ulrich Fehrlen die Umstände des verzögerten Abrisses. Auch er sieht Fehler in der Kommunikation.

Die Aussichten für einen ebenerdigen Fußgängerübergang über die Ringstraße auf Höhe des Salemer Pfleghofs schätzt Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht auf absehbare Zeit schlecht ein. Dazu fehle es in der Bauverwaltung derzeit an fachlichem Personal.