Die endlosen Verkehrsströme auf der B 10 bringen den Anwohnern der Berkheimer Straße erhebliche Belastungen. Eine Lärmschutzwand könnte helfen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Anwohner der Berkheimer Straße leiden unter dem Lärm der B 10. Die Betroffenen sind aber uneins über Schutzwand.

EsslingenTag für Tag rollen rund 70 000 Fahrzeuge auf der Bundesstraße 10 an Esslingen vorbei. Und sie bringen den Anwohnern Lärm, Abgas und Schmutz. Besonders belastet sind die Menschen in den denkmalgeschützten Häusern an der Berkheimer Straße. Einige haben sich vor geraumer Zeit hilfesuchend an den Esslinger Landtagsabgeordneten Wolfgang Drexler (SPD) gewandt. Und der fand tatsächlich einen Ansatz, um zu helfen: Lärmsanierung heißt das Zauberwort, das im Bereich der Berkheimer Straße 26 bis 52 eine Lärmschutzwand bringen könnte. Das Regierungspräsidium hat signalisiert, dass es sich mit dem Gedanken anfreunden könnte. Doch die Meinungen gehen entlang der Berkheimer Straße auseinander. Während sich die einen eine Lärmschutzwand wünschen, fürchten andere, dass ihnen dadurch die Aussicht auf die Stadt versperrt werden würde. Als Drexler die Betroffenen nun erneut zu einer Anhörung ins Bürgerhaus Pliensauvorstadt bat, waren die Meinungen geteilt.

Matthias Bauer und seine Mitarbeiter im Baureferat Süd des Regierungspräsidiums (RP) haben die Lärmbelastung durch die B 10 genau berechnet. Und sie kamen zu dem Schluss, dass eine Lärmschutzwand deutliche Verbesserungen bringen könnte – je nach Lage in manchen Gebäuden mehr, in anderen weniger. Obwohl die öffentliche Hand zu einer Lärmsanierung nicht verpflichtet sei, könnte sich das Regierungspräsidium mit einer Lärmschutzwand im Bereich zwischen Vogelsangbrücke und Alicensteg in Fahrtrichtung Plochingen durchaus anfreunden – vorausgesetzt, die Anwohner wollen sie tatsächlich haben. Dass ein solches Angebot alles andere als alltäglich ist, unterstrich Wolfgang Drexler: „Es ist bundesweit ziemlich einmalig, dass Anwohner einer solchen Straße selbst entscheiden dürfen, ob sie solche Maßnahmen wollen oder nicht. Diese Entscheidung kann Ihnen keiner abnehmen.“

Verschiedene Varianten

Das Regierungspräsidium hat verschiedene Varianten für eine Lärmschutzwand im Bereich der Gebäude Berkheimer Straße 26 bis 52 durchgerechnet: eine kürzere und eine längere Version mit jeweils vier, fünf oder sechs Metern Höhe. Das Ergebnis war eindeutig: Bei vier Metern Höhe wäre die Schutzwirkung zu gering, dagegen würde eine sechs Meter hohe Wand gegenüber der Fünf-Meter-Variante nur geringe Verbesserungen bringen. Deshalb empfiehlt das RP eine Fünf-Meter-Wand aus hochabsorbierenden Alu-Bauteilen, die relativ viel Schall schlucken würden. Die kürzere Variante würde die Behörde favorisieren, weil dafür nicht die Anschlussstelle der B 10 unterhalb der Vogelsangbrücke umgebaut werden müsste. Nach den Berechnungen des Baureferats Süd ließen sich mit einer Lärmschutzwand, die rund eine Million Euro kosten würde, die Überschreitungen der Grenzwerte vor allem im mittleren Bereich deutlich reduzieren – ganz auszuschließen sind sie allerdings auch dann nicht.

Die Meinungen der betroffenen Anwohner gingen wie schon in der vorangegangenen Anhörung auseinander. Während sich manche mit den avisierten Verbesserungen sehr gut anfreunden konnten, von denen sie sich auch eine Wertsteigerung ihrer Immobilien versprechen, fürchten andere, dass ihre schmucken Häuser hinter der Wand ganz verschwinden würden. Diese Gefahr sieht Matthias Bauer allerdings bei den meisten Gebäuden nicht: Eine Fünf-Meter-Wand werde bei einigen der Häuser nur den unteren, bei einigen auch den oberen Bereich des Erdgeschosses verdecken. Den Wunsch einiger Anwohner, probeweise eine Holzwand aufzustellen, um einen Eindruck von der tatsächlichen Höhe einer möglichen Schallschutzwand zu vermitteln, mag Bauer allerdings nicht erfüllen: „Das wäre entschieden zu aufwendig.“ Und er hält auch nichts davon, die Wand nur vor den Häusern im mittleren Bereich aufzubauen: „Das würde die Wirkung erheblich einschränken.“

In einer Probeabstimmung sprachen sich sechs Anwohner für eine Lärmschutzwand aus, vier dagegen. Sie alle haben nun zwei Wochen Zeit, ihr abschließendes Votum bei Drexlers Abgeordnetenbüro einzureichen – das Ergebnis geht dann ans RP.