Der Eishockey-Dress steht ihnen gut: Chris Two alias Christopher Barker (links), Sänger der Band Anti-Flag, mit Künstlerkollege Paul Marc Rousseau von Silverstein. Foto: Osswald - Osswald

Bei „Punks On Ice“ sind sich am Sonntag im Esslinger Eisstadion ungewöhnliche Eishockey-Teams gegenübergestanden: Punk-Musiker haben den Puck gejagt.

EsslingenIch glaube, so etwas Verrücktes habe ich in 20 Jahren Bandgeschichte noch nicht erlebt“, sagt Chris Two, Sänger der Band Anti-Flag. Ungewöhnlich ist der Auftritt allemal: Mitten auf der Eisfläche des Richard-Hirschmann-Stadions geben die Punk-Rocker ihre neue Akustik-Platte zum Besten. Gage ist für die international bekannten Stars dabei ein Fremdwort. Keinen Cent für den Auftritt, nicht einmal einen Penny Benzingeld wollten die US-Amerikaner. Denn das Solidaritäts-Konzert „Punks on Ice“ am Sonntag zielte nicht auf Gewinn, sondern auf Gemeinnutz ab. Eishockey und Punkrock – eine seltene, aber gelungene Kombination. Beim Freundschaftsspiel standen die gemischten Teams aus Künstlern und Spielern der Eissportgemeinschaft Esslingen (ESG) solide auf den Füßen. Mit steigender Spielzeit ging auch die Anzahl der Tore jeder Partie nach oben. Drei Mal 20 Minuten kämpften die Sportler gegeneinander für den guten Zweck. Angedacht war es ein bisschen anders, aber: „Planwechsel – die Jungs meinten: Wieso aufwärmen? Lasst uns doch gleich loslegen!“, erzählt Sandra Monterey, Organisatorin des Events. Die Wege des Punks sind wohl unergründlich.

Gutes tun mit Musik

Im Sinne des Benefiz-Gedankens war der Eintritt frei. Die gesammelten Spenden gingen jeweils zur Hälfte an den Verein der ESG Esslingen und die Hardcore Help Foundation. Die deutsche Nichtregierungsorganisation wurde nach dem verheerenden Tsunami in Japan 2011 gegründet, um notleidende Freunde dort zu unterstützen. Weltweit agieren die hartgesottenen Helfer, sind jedoch viel in Afrika unterwegs. Sebastian und seine Kollegen haben im Eisstadion einen Infostand aufgebaut und informieren über ihre Arbeit. „Wir wollen jungen Menschen zeigen, dass man mit Musik auch Gutes tun kann“, sagt er. Ein besonderes Anliegen ist ihnen ihr Wasserfilter-Projekt. Es soll Menschen in Kenia sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen, etwas, was dort nicht selbstverständlich ist. Mit dem Flugzeug fliegen die Helfer persönlich vor Ort und verteilen die gesammelten Spendengüter. Die Rocker von Anti-Flag haben sie mit auf Tour genommen. Denn die Punker sind politischer, als sie aussehen. Auch andere zivilgesellschaftliche Organisationen, etwa Amnesty International oder das Bündnis „Kein Bock auf Nazis“ begleitet die Gruppe. Sänger, Bassist und Songschreiber Chris Two erzählt: „Es geht nicht nur darum, Platten und T-Shirts zu verkaufen. Wir wollen, dass Menschen nach einem Konzert mit einem besseren Gefühl nach Hause gehen, als wir sie vorgefunden haben. Für uns es ist selbstverständlich, Organisationen wie ‚Kein Bock auf Nazis‘ mit ins Boot zu holen.“ Als Band habe man einen gewissen Einfluss, den man für positive Dinge nutzen sollte, so der Musiker. Seinen Namen („Zweiter Chris“) bekam er übrigens, da er nach Chris Head als zweiter und letzter Chris in die Band eingestiegen ist; bürgerlich heißt der Sänger Christopher Barker.

Die Band aus Pittsburgh in den USA hat auch eine Leidenschaft für Eishockey. Sie sind loyale Fans der „Pittsburgh Penguins“ – so der Name der Mannschaft, die in der dortigen nationalen Hockey-Liga (NHL) spielen. Einige frenetische Fans halten ein Schild mit „Go Pittsburgh!“ (deutsch: Auf geht’s, Pittsburgh!) in die Höhe und feuern ihre Idole an. Sandra Monterey hatte die Idee für das Soli-Konzert. Sie ist mit Frontmann Christopher Barker befreundet und auch Eishockey-Fan. Ursprünglich war nur ein Freundschaftsspiel geplant, doch das Ganze entwickelte sich größer und größer. Mit Erfolg: Die Zuschauertribünen waren gut gefüllt. Typisches Eislauf-Publikum saß dort jedoch nicht – viele Besucherinnen und Besucher waren klassische Konzertgänger. Neben den pazifistischen Punkern von Anti-Flag waren Silverstein, die Cancer Bats, The Prosecution und die Gruppe Dollars For Deadbeats in blauen und gelben Eishockey-Gewändern gehüllt.