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Seit Sonntag bedient die Firma Rexer ein Drittel der Buslinien in der Stadt. Am Montag kam es wegen einiger Neuerungen zu Verwirrungen am ZOB.

EsslingenAlles neu macht der Juli – zumindest beim Esslinger Busverkehr. Seit Sonntag fährt der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) zwei Drittel der Buslinien im Stadtgebiet, das restliche Drittel hat die Firma Rexer aus Calw jetzt übernommen. Sie hatte die europaweite Ausschreibung der Buslinien gewonnen und damit die alteingesessenen Firmen Fischle, Schlienz und Schefenacker übertrumpft. Die Umstellung hat zwar für etwas Verwirrung gesorgt – auch, weil die Stadt gleichzeitig die Anfahrten an die Bussteige am ZOB neu organisiert und den Fahrplan leicht verändert hat. Doch insgesamt zeigen sich Stadt und Rexer zufrieden mit dem Neustart – anders als die Firma Schefenacker, die darunter leidet.

Arno Ayasse, Geschäftsführer des Calwer Busunternehmens Rexer, ist unterm Strich zufrieden: „Es ist ganz gut angelaufen“, findet er. Leider habe es am Montagmorgen im Berufsverkehr ein technisches Problem bei den Gelenkbussen gegeben: Die elektronische Anzeige der Linien oben an den Fahrzeugen habe nicht richtig funktioniert. Das habe bei den Fahrgästen natürlich für Verwirrung gesorgt. „Wir schauen aber, dass die Probleme bis Dienstagmorgen behoben sind“, sagt Ayasse.

Hinzu kam, dass die Stadt den Betreiberwechsel dazu genutzt hat, die Zuordnung der Bussteige am ZOB neu zu organisieren und die Fahrpläne leicht zu verändern. Dadurch hätten einige Fahrgäste Orientierungsschwierigkeiten gehabt, räumt Bürgermeister Ingo Rust ein, der bei der Stadt für den Nahverkehr zuständig ist. Aber man habe sechs Mitarbeiter des SVE am Bahnhof eingesetzt, um Fahrgästen zu helfen. Rust geht davon aus, dass sich die Verwirrung legt, wenn in einigen Tagen jeder weiß, wo er hin muss. Ähnlich schätzt das Andreas Clemens, Werksleiter des SVE, ein. „Das Chaos war meiner Ansicht nach nicht erheblich“, sagt er – wenngleich es natürlich einige Punkte gegeben habe, an denen es nicht ganz glatt gelaufen sei. Unter anderem verpassten einige Schüler ihren Bus – wohl, weil sie ihn nicht rechtzeitig entdeckt hatten. Sie seien mit der S-Bahn zur Schule gekommen.

Auch Arno Ayasse ist zuversichtlich. Dabei mussten er und seine Mitarbeiter kurz vor dem Start der neuen Aufgabe noch etwas zittern: Die insgesamt 25 neuen Busse – alles Dieselfahrzeuge mit der aktuell höchsten Abgasnorm Euro 6 – wurden recht knapp geliefert. Das letzte Fahrzeug sei erst am Freitag um 16 Uhr angekommen, erzählt Ayasse. Einen Betriebshof für die Busse in Esslingen konnte der Geschäftsführer jedoch nicht organisieren. Er habe sich sehr darum bemüht, „aber es gibt keine Freiflächen in der Stadt“, bedauert er. Deshalb ist er nach Schlierbach im Kreis Göppingen ausgewichen. „Wir sind dort ganz glücklich“, sagt Ayasse. Vorerst wolle man dort bleiben.

Mit dem Betreiberwechsel gibt es auch einige Fahrplan-Änderungen. In den meisten Fällen handelt es sich um kleinere Verschiebungen von Fahrten um wenige Minuten. Darüber hinaus soll ab Herbst eine neue Haltestelle vor den Stadtwerken angefahren werden, um die Weststadt besser anzubinden. Zudem verkehren von Freitag an am Wochenende sowie vor Feiertagen neue Nachtbusse, die die nördlichen Stadtteile (N12) sowie Sirnau und Berkheim (N13) anfahren. Lediglich auf der Linie 110 gibt es noch ein Problem: Die Firma Schlienz hatte stets auf ihrem Betriebshof gewendet, das darf Rexer nicht. Deshalb wendet man derzeit am Dulkhäusle, will dies aber künftig an der Stettener Straße/Römerstraße tun, um den Takt besser halten zu können. Derzeit wird geprüft, ob das geht.

Bei den Firmen Fischle und Schlienz, deren Buslinien nun an Rexer gegangen sind, will man den Betreiberwechsel und die Folgen der Neuordnung des Esslinger Busverkehrs für die Unternehmen nicht kommentieren. Karin Wagner, Geschäftsführerin von Schefenacker, hingegen hat traurige Nachrichten: „Ich habe eine Massenentlassung laufen.“ Sie müsse bis zum Jahresende 30 Mitarbeiter entlassen, weil sie ab Januar nur noch eine von rund zehn Linien bedienen dürfe. Das reiche nur noch für sieben Fahrer und zwei Werkstattmitarbeiter. Ihre Bemühungen um neue Buslinien oder einen Vertrag als Sub-Unternehmerin hätten nichts gebracht, bedauert Wagner.