Das Klinikum Esslingen führt im kommenden Jahr einen dritten Ausbildungszweig ein. Neben der dreijährigen Ausbildung zum Krankenpfleger und einem dualen Bachelor-Studiengang wird es ab April 2017 eine einjährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe geben. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Der demografische Wandel verändert die Gesellschaft. Die Menschen werden immer älter, die Zahl der Pflegebedürftigen wächst. Gleichzeitig nimmt die Zahl derer, die in Pflegeberufen arbeiten, ab. Das Klinikum Esslingen erweitert deshalb sein Portfolio mit einem neuen Ausbildungsberuf: der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe. Am 1. April 2017 soll es für insgesamt 18 Auszubildende losgehen.

Von Patrick Kuolt

„Es ist bekannt, dass der Markt für Pflegekräfte ausgesucht ist und dass es neue Wege braucht, um Mitarbeiter zu finden. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, unser Ausbildungsangebot zu erweitern und auf diese Art zu versuchen, neue Kräfte an unser Unternehmen zu binden“, erklärte Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen. Die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe solle einerseits dazu dienen, Menschen für den Pflegesektor zu begeistern, die das Berufsfeld zuvor nicht „auf dem Schirm hatten“ und andererseits dafür sorgen, dass die bereits fertig ausgebildeten Pflegekräfte am Klinikum in ihrer täglichen Arbeit entlastet werden. „Unser Ziel ist, dass alle Patienten, die zu uns ins Haus kommen, auch optimal bedient werden können. Dazu soll der neue Ausbildungsberuf einen wichtigen Teil beitragen“, sagte Sieber.

Arbeit auf Zuweisung

Die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe dauert ein Jahr. Im Gegensatz zu ausgebildeten Pflegekräften, deren Ausbildung drei Jahre dauert, arbeiten Krankenpflegehilfen nicht eigenständig, sondern auf Zuweisung. „Zu den Aufgaben der Pflegehilfen gehört es zum Beispiel, Patienten zu waschen oder ihnen beim Essen zu helfen, aber auch die Ärzte bei Untersuchungen zu unterstützen“, erklärte Lore Schöller, Leiterin der Schule für Pflegeberufe am Klinikum. Dazu lernen die Auszubildenden in 600 Theorie- und 900 Praxisstunden die Grundlagen von Anatomie, Physiologie, Krankheitsprävention und Rehabilitation. 18 Plätze stehen für die neue Ausbildung ab dem 1. April 2017 zur Verfügung. Aktuell sind noch nicht alle belegt.

Wenn es nach Pflegedirektorin Doris Rohrhirsch geht, soll rund ein Drittel der neuen Auszubildenden im Klinikum weiterbeschäftigt werden. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass das ein realistischer Wert ist“, sagte sie. Klinikums-Geschäftsführer Sieber stimmte ihr zu: „Man wird immer die haben, die feststellen, dass der Beruf doch nichts für sie ist und die Ausbildung abbrechen, man wird die haben, die ortsbedingt zu einem anderen Arbeitgeber wechseln und man wird die haben, die daran Gefallen finden und bleiben.“ Vor allem jungen Menschen, die die Voraussetzungen für die dreijährige Krankenpflegerausbildung nicht erfüllen, soll der neue Ausbildungszweig den Einstieg in den Beruf erleichtern.

Gute Basis für Weiterbildung

„Wir freuen uns, dass wir zusätzlich Menschen mit einem Abschluss auf Hauptschulniveau die Chance geben können, im pflegerischen Berufsfeld tätig zu werden“, sagte Schöller. „Zudem ist es eine gute Basis für die dreijährige Ausbildung und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt für ein duales Studium. Die Bildungswege sind da ziemlich durchlässig.“

Die Ausbildung wird mit einem Bruttolohn von 900 Euro vergütet. Vermutungen, dass die Krankenpflegehilfen später als billige Arbeitskräfte weiterbeschäftigt und stattdessen qualifiziertere, aber teurere Pflegekräfte entlassen werden, wies Sieber zurück: „Das ist natürlich nicht der Plan. Wir werden keine Pflegekräfte streichen.“