Müllsäcke in der Waldheimstraße Foto: Bahr/Mayer/Steinmann/Reim/Letner

Von Melanie Braun

Es ist ja nicht so, dass sich die Stadt in der Vergangenheit einen Dreck um den Müll in der City gekümmert hätte: Es gibt schon seit Jahren eine Kleinmüllverordnung mit klaren Regeln. Doch nach Ansicht vieler Stadträte reicht das nicht mehr. So hatte die CDU die Verwaltung aufgefordert, konsequenter gegen Müllsünder vorzugehen, und die SPD hatte beantragt, dafür zu sorgen, dass gar nicht erst so viel Abfall entsteht. Im Verwaltungsausschuss gestern sah die Stadt jedoch wenig Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation.

Das Thema bewegt die Gemüter. Das war exemplarisch zu beobachten an den Reaktionen auf der EZ-Facebook-Seite auf die Frage, an welchen Stellen in Esslingen Müll ein Problem ist. Innerhalb weniger Tage gingen hier mehr als 30 Einträge dazu ein. Demnach sind in der Innenstadt laut mehreren Facebook-Nutzern vor allem der Bahnhof und die Maille Problemzonen, aber auch in den Stadtteilen wurden viele dreckige Ecken gemeldet. Zudem beobachte man immer wieder überquellende Mülleimer, heißt es. Die Nutzerin Inge Hauber regt zudem an: „Man sollte sich nicht die Stellen überlegen, sondern sich fragen: Welche Verursacher sind das Problem?“

Auch viele Stadträte würden die Sache gern grundsätzlicher angehen: Bloße Appelle und Ermahnungen reichten nicht mehr aus, hatte die CDU-Fraktion in ihrem Antrag an die Stadtverwaltung betont. „Wir denken schon, dass mehr Personal weiterhilft“, sagte der Fraktionschef Jörn Lingnau in der Sitzung gestern. Carmen Tittel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, regte an, mehr Mülleimer aufzustellen und die Behälter insgesamt öfter zu leeren. Und Martin Auerbach (Linke) betonte, nachhaltiger sei es, dafür zu sorgen, dass weniger Müll entsteht, etwa durch ein Pfandsystem für Kaffeebecher. Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, gab allerdings zu bedenken: „Das ist auch ein gesellschaftliches Problem.“ Die Leute müssten sich wieder für ihren Müll verantwortlich fühlen. Vielleicht würden zusätzliche Mülleimer und häufigere Leerungen etwas helfen, aber: „Eine völlig saubere Stadt ist nicht zu erreichen.“

Damit dürfte sie OB Jürgen Zieger aus der Seele gesprochen haben. „Es ist inzwischen eine Art Volkssport, sich da seines Mülls zu entledigen, wo es einem gefällt“, kritisierte er. Natürlich könne man mehr kontrollieren, aber das koste auch - ebenso wie neue Mülleimer. Die Verwaltung plädiere daher nicht für solche zusätzlichen Leistungen. Auch Gerhard Gorzellik, Leiter des Ordnungsamtes, riet davon ab: „Man sollte hier mit Augenmaß vorgehen.“

Man habe zwar durchaus beobachtet, dass sich die Situation durch mehr Personal und mehr Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in den vergangenen Jahren verbessert - oder zumindest nicht verschlechtert - habe, so Gorzellik. Aber man könne ja nicht unendlich Personal einstellen.

Zudem sei es nur möglich, zu bestrafen, wenn man die Taten auch nachweisen kann. Und es sei eben schwierig, Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen, weil wohl keiner seinen Abfall auf den Boden schmeiße, wenn eine uniformierte Person in der Nähe ist, heißt es aus dem Rathaus. Zudem sehen viele Leute laut Gorzellik ihr Fehlverhalten nicht ein, wenn sie neben einem völlig überfüllten Mülleimer erwischt werden. Deshalb hat man seit April wieder eine zusätzliche Reinigung am Sonntag eingeführt - wie im vergangenen Sommer. Zudem will die Stadt prüfen, ob angesichts der vielen Veranstaltungen am Wochenende Samstage und Sonntage in die regelmäßige Reinigung einbezogen werden sollten.

Insgesamt sei das Thema schwierig, sagt auch Uwe Heinemann, Leiter des Tiefbauamtes. Denn die Wahrnehmung dabei sei sehr subjektiv. Man habe vor einigen Jahren einmal versucht, objektive Kriterien für den Grad der Verschmutzung aufzustellen, aber die Ergebnisse seien letztlich nicht vergleichbar. Im Übrigen komme das Thema jedes Frühjahr wieder neu auf, wenn bei Festen und an schönen Tagen wieder mehr Müll draußen anfällt. Einen Vorschlag zur Müllvermeidung durch ein Pfandsystem auf Kaffeebecher und Co. will die Stadt demnächst vorstellen.

Um zu dokumentieren, wo es in Esslingen Probleme mit Müll in Straßen und auf öffentlichen Plätzen gibt, planen wir eine Bilderstrecke auf www.esslinger-zeitung.de - bitte senden Sie uns Fotos an online.redaktion@ez-online.de mit dem Betreff: Müll in Esslingen.