Barbara Antonin und Helmut Rausch haben das Gesicht der Esslinger Kulturverwaltung über Jahrzehnte hinweg geprägt. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Wenn sich langjährige und geschätzte Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden, schwingt stets etwas Wehmut mit. Viele lässt man ungern ziehen, bei manchen tut man sich sogar richtig schwer, sie zu ersetzen. Und einige fallen sogar unter die Rubrik „unersetzlich“. So wie Helmut Rausch und Barbara Antonin, die sich in diesen Tagen aus der städtischen Kulturverwaltung verabschieden. Sie war dort 22 Jahre lang eine feste Größe, er hat bereits 1979 im damaligen Kulturamt begonnen. So gehen mit den beiden neben jeder Menge Sachverstand auch beinahe sechs Jahrzehnte Erfahrung.

Beim unvermeidlichen Rückblick auf eine Berufslaufbahn ist gern die Rede von Höhen und Tiefen. Helmut Rausch und Barbara Antonin haben beide erlebt. Und bei der Achterbahnfahrt, die die Esslinger Kultur in den vergangenen Jahren durchlebt hat, saßen sie über weite Strecken ganz vorn im Wagen: Als Rausch Ende der 70er-Jahre im städtischen Kulturamt anheuerte, hatte man im Rathaus einen recht eingeschränkten Kulturbegriff - für manche waren Einrichtungen wie die Dieselstraße gar des Teufels. Das hat sich später gründlich verändert: Der damalige Kulturbürgermeister Dieter Deuschle holte mit Peter Kastner einen Kulturplaner in die Verwaltung, und als später mit OB Ulrich Bauer und Deuschles Nachfolger Udo Goldmann der kulturellen Tauwetterperiode ein ungeahnter Frühling folgte, saß mit Kastner der richtige Mann am richtigen Platz. Vieles, was lange undenkbar schien, war plötzlich möglich. Und mit dem damaligen Kulturausschuss im Rücken wurden die Grundlagen gelegt für das, was heute die Esslinger Kultur ausmacht. Und was manche in Zeiten knapper Kassen wieder ernsthaft bedroht sehen.

Und was hat das mit Barbara Antonin und Helmut Rausch zu tun? Eine ganze Menge. Denn die beiden haben die örtliche Kulturverwaltung nachhaltig geprägt. Und vieles, was ermöglicht und erreicht wurde, ist untrennbar mit ihren Namen verbunden. Gewiss, Peter Kastner war der Vordenker, der außergewöhnliche Stärken im Konzeptionellen und die besondere Gabe besaß, andere mitzureißen. Sogar im Kulturausschuss. Wer jedoch hinter die Kulissen blickt, der weiß, dass Kastners Erfolge und damit die Blüte der Esslinger Kultur nur möglich waren, weil er mit Helmut Rausch einen stets freundlichen und bescheidenen, jedoch wohltuend ausgefuchsten Verwaltungsmann an seiner Seite hatte, der im besten Sinne mit allen bürokratischen Wassern gewaschen ist und der weiß, wie eine Kommunalverwaltung tickt. Wie wichtig Rausch, der in all den Jahren lieber im Hintergrund blieb, tatsächlich war, zeigte sich, als er nach Peter Kastners schwerer Erkrankung und nach dem wie auch immer verursachten Scheitern der beiden Nachfolgerinnen mehrfach die Leitung der Esslinger Kulturverwaltung übernahm.

Barbara Antonin hat sich zunächst im Kulturreferat und nach dessen Umbenennung im Kulturamt um die Öffentlichkeitsarbeit gekümmert, doch wer sie kennt, der weiß, dass das nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist. Wann immer in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Esslinger Kultur etwas geboten war, war sie nicht weit. Immer freundlich, immer hilfsbereit, gut vernetzt, fleißig bis zur Selbstausbeutung und immer bestens informiert gehörte sie zu den prägenden Gesichtern der Esslinger Kultur. Und so soll das auch bleiben, denn zumindest im Jazzkeller in der Webergasse und im Dunkelrestaurant wird sie sich weiterhin engagieren. Das ist auch gut so. Denn die Kultur in Esslingen lebt von Menschen wie Barbara Antonin und Helmut Rausch. Und sie wird ihren Rat weiterhin brauchen.