Vor allem Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, haben Probleme mit dem Kopfsteinpflaster in der Esslinger Altstadt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Schon lange hat der Gemeinderat darüber diskutiert, wie mehr Barrierefreiheit in der Altstadt realisiert werden könnte. Nun gibt es ein Konzept für eine schrittweise Umsetzung.

EsslingenSo pittoresk die Esslinger Altstadt auch sein mag: Das zum historischen Ambiente passende Kopfsteinpflaster ist für so manchen ein großes Ärgernis. Vor allem Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, haben ihre Probleme mit dem unebenen Untergrund. Schon mehrfach wurde deshalb im Gemeinderat über Abhilfe diskutiert, bislang jedoch mit wenig Erfolg. Nun hat die Stadt endlich ein Konzept vorgelegt, wie die Altstadt nach und nach barriereärmer werden könnte – zur Begeisterung der Stadträte.

Einstimmig segneten die Räte jüngst im Ausschuss für Technik und Umwelt den Vorschlag der Verwaltung ab und waren voll des Lobes für das Vorhaben: Man begrüße und unterstütze dies ausdrücklich, hieß es von allen Seiten. „Wir erwarten aber, dass es auch zeitnah umgesetzt wird“, betonte Eberhard Scharpf (Freie Wähler) und lag damit auf einer Linie mit der SPD, die schnell erste Schritte in der Sache sehen will. Helmut Müller-Werner (Grüne) hätte zudem gern eine Zielmarke, bis wann die Umgestaltung abgeschlossen sein soll.

Leitplan für Barrierefreiheit

Ziel der Stadt ist nun der komplette Ausbau barrierefreier Gehwege in der Altstadt. Den größten Bedarf sieht man im Rathaus auf den Hauptverbindungswegen und schlägt daher vor, zunächst auf diesen für mehr Barrierefreiheit zu sorgen. Dafür muss allerdings zunächst definiert werden, was als Hauptverbindungsweg gelten soll. Mögliche Kriterien dabei könnten die Anbindungen an öffentliche Gebäude, an Kultureinrichtungen, den ZOB oder Bushaltestellen sein. Dann will die Stadt prüfen, wo auf diesen Wegen es noch Stolperfallen gibt, die entfernt werden müssen. Diese Schritte sollen noch in diesem Jahr erledigt werden. Im kommenden Jahr will die Stadt dann eine Leitplanung für barrierearme Gehwege in der Altstadt erstellen. In dieser soll genau aufgelistet werden, welche Arbeiten erforderlich sind und wie viel diese kosten. Auch eine Prioritätenliste will die Stadtverwaltung aufstellen. Die Ergebnisse sollen dann im Ausschuss für Technik und Umwelt präsentiert werden. Vom Jahr 2021 an soll es dann an die Umsetzung gehen.

Bislang hatte die Stadt eine Gesamtkonzeption für die barrierefreie Gestaltung der Altstadt abgelehnt. Da bei dem Thema sehr viele verschiedene Belange gegeneinander abzuwägen und jeweils auf den bestimmten Ort angepasste Lösungen erforderlich seien, sei ein solch umfassendes Konzept ein zu starres Instrument der Planung, lautete die Argumentation. Stattdessen empfahl sie, bei allen künftigen Neubau-, Umbau- und Ausbauprojekten Vertreter von Menschen mit Behinderung als Experten in eigener Sache frühzeitig einzubinden.

Senioren gegen Pflastersteine

Doch mit diesem Vorgehen war der Gemeinderat nicht zufrieden – auch angesichts eines Vorkommnisses im Jahr 2017. Damals hatten zahlreiche Anwohner von Allmandgasse und Krämerstraße – die meisten von ihnen im Seniorenalter – dagegen protestiert, dass die Straßen vor ihren Türen, die seit mehr als 15 Jahren asphaltiert gewesen waren, im Zuge einer Sanierung mit Kopfsteinpflaster versehen werden. Vergebens: Die Stadt hielt die Pflasterung aus gestalterischen Gründen für notwendig. Zudem waren offenbar zahlreiche Bürger im Zuge der Diskussionen um die Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof auf Stadträte zugegangen und hatten eine Umgestaltung des holprigen Pflasters in den Altstadtgassen gefordert. Daraufhin hatte die SPD einen Antrag auf ein Konzept für mehr Barrierefreiheit in der Altstadt gestellt – und war auf große Unterstützung der Ratskollegen gestoßen. Nun scheint es bei dem Thema, das in den vergangenen Jahren mehrfach von verschiedenen Seiten des Gemeinderats aufs Tapet gebracht worden war, endlich voranzugehen.