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Der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete räumt seinen Platz als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Ob eine andere Aufgabe auf ihn wartet, ist noch nicht klar. Doch heute steht ein wichtiges Gespräch an.

EsslingenDer Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Verteidigung bittet noch um einige Minuten Geduld. Er ist im Gespräch mit seinem Nachfolger Peter Tauber, ehemaliger CDU-Generalsekretär, der seinen Posten bekanntlich an Annegret Kramp-Karrenbauer abgeben musste. Übergabe, Personalfragen, und dann hat Grübel Zeit für ein Gespräch. Und er macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Entscheidung der Kanzlerin, Ursula von der Leyen einen anderen Staatssekretär zur Seite zu stellen, berührt. „Etwas Wehmut schwingt schon mit“, sagt er. Doch auf die Frage, ob es nicht ärgerlich ist, wenn parteiinterne Interessen Personalentscheidungen dominieren, reagiert er emotionslos. Vor gut vier Jahren sei die Konstellation für ihn günstig gewesen, diesmal eben nicht. „Politische Verantwortung gibt es immer nur auf Zeit. Das gehört zum System unserer Demokratie.“

Ob anderswo in Berlin politische Verantwortung auf den 58-Jährigen wartet, ist noch nicht klar. Heute um 15 Uhr nimmt Reserveoffizier Markus Grübel seine Entlassungsurkunde in Empfang, gleich danach will er mit Volker Kauder reden, dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das Thema liegt auf der Hand: Wie geht es weiter? Immerhin war Grübel in den vergangenen Jahren nicht nur aufs Verteidigungsministerium geeicht. Familien- und Seniorenpolitik war sein Thema im Parlament, Fragen der medizinischen Ethik und Patientenrechte haben ihn beschäftigt, und das breite Feld wirtschaftlicher Zusammenarbeit ist ihm als Parlamentarischem Staatssekretär im Verteidigungsministerium häufig begegnet. „Es tut sich immer was“, hofft Grübel. Man wird sehen.

Noch vor wenigen Tagen war der Esslinger im Irak und hat in Bagdad mit Regierungsvertretern gesprochen. Seine letzte offizielle Mission – und eine erfolgreiche, wie er findet. Denn während man häufig den Eindruck gewinnt, die Bundeswehreinsätze im Ausland seien unter dem Strich wenig effektiv, gilt das für den Irak aus Grübels Sicht nicht. Der IS sei zurückgedrängt, die Situation vor drei Jahren unterscheide sich von der heutigen „wie Tag und Nacht“. Man könne also sehr wohl etwas bewirken, und wenn es nur in kleinen Schritten gelinge wie etwa in Afghanistan. „Wir kommen als Freunde, und wir gehen wieder.“ So hat der Parlamentarische Staatssekretär seinen Auftrag stets empfunden.

Markus Grübel ist viel herumgekommen: in Mali, im Libanon, in Niger, der Türkei, in Litauen und in anderen Ländern, die häufig Brennpunkte waren und sind. Und es ging dabei nicht nur um militärische Fragen, sondern auch um humanitäre. Es ging um Bildung und manchmal „nur“ um das Problem, wie die Menschen mit Wasser versorgt werden können. In Afghanistan hat Grübel eine Mädchenschule besucht und auch in diesem Fall die positiven Folgen militärischer Präsenz aus Deutschland erfahren: „Keines dieser Mädchen wäre in einer Schule, wenn wir nicht da wären.“

Sichtbare Erfolge im Ausland auf der einen, harsche Kritik in der Heimat auf der anderen Seite. Die Ausrüstung der Bundeswehr ist marode , das Image der Truppe beschädigt. „Die Bundeswehr hatte seit 1990 immer weniger Ressourcen“, weiß Grübel, spricht aber von einer Trendwende, die in zwei bis drei Jahren spürbare Verbesserungen bringe. „Wir wachsen wieder“, sagt er und meint damit 20 000 Soldatinnen und Soldaten, mit denen die Bundeswehr verstärkt werden soll.

Großer Respekt

Die Bundeswehr – das sind 264 000 Soldatinnen und Soldaten, Zivilangestellte und Mitarbeiter nebst deren Familien. „Für sie habe ich mich verantwortlich gefühlt“, sagt Markus Grübel, der genügend Gelegenheit hatte, „den Bund“ von innen zu betrachten: als Soldat bei der Luftwaffe, der Marine und als Reserveoffizier beim Marinekommando Rostock. „Der persönliche Kontakt zu unseren Soldatinnen und Soldaten lag mir besonders am Herzen. Ich habe großen Respekt davor, wie sie ihr Leben in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland stellen“, schreibt der scheidende Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium auf seiner Facebook-Seite. Seinem Nachfolger, der übrigens auch Reserveoffizier ist, wünscht er bei dieser Gelegenheit „gutes Gelingen bei dieser schönen und verantwortungsvollen Aufgabe“. Und nun ab in den Urlaub? Davon kann laut Grübel keine Rede sein. Der parlamentarische Betrieb für die Abgeordneten läuft, im Wahlkreis gibt es Arbeit, und heute ist da ja noch das Gespräch mit Volker Kauder.