Berge von Strickwaren für Bedürftige in der kalten Jahreszeit: Die Wäldenbronner Landfrauen Foto: Weber-Obrock - Weber-Obrock

Damit Flüchtlinge im Winter nicht frieren müssen, versorgen die Landfrauen Wäldenbronn sie mit selbstgestrickten Mützen, Schals und Handschuhen.

ES-WäldenbronnAn jedem ersten Montag im Monat verwandelt sich das Vereinsheim des TSV-Wäldenbronn in ein gemütliches Strickstübchen. In der kalten Winterzeit beleuchten Lichterketten festlich den Kreis der 13 Damen, die hier einträchtig ihre Nadeln klappern lassen. Liebevoll fabrizieren ihre fleißigen Hände Socken, Mützen, Stulpen, Schals und Pullover. Die Teilnehmerinnen gehören dem Ortsverein Wäldenbronn des Kreisverbands der Landfrauen an und treffen sich seit einigen Jahren regelmäßig zum Stricktreff.

„Ich komme wegen der netten Gesellschaft und weil mir das Stricken einfach Spaß macht.“ Mit dieser Aussage spricht Angelika Kappel auch den anderen Damen aus dem Herzen. Zu ihnen zählt etwa Waltraud Stief. Sie ist erst vor wenigen Jahren nach Esslingen gezogen und hat im Kreis der Landfrauen gute Kontakte gefunden. Initiiert wurde der Stricktreff vor einigen Jahren von Renate Plag. „Bei einem Ausflug hatte ich die Idee, einen Sack voller Garn aus Baumwollbändchen mitzubringen, aus dem wir dann unsere ersten Loopschals gestrickt haben“, berichtet sie. Die trendigen Schals mit ihren Fallmaschen sind schön luftig und sorgen für modische Farbkleckse.

Doch der Stricktreff dient nicht nur dazu, Ideen rund um die traditionelle Kulturtechnik auszutauschen und Gemeinschaft zu erleben. Ganz gezielt stricken die Landfrauen für einen guten Zweck. „Wir geben einen Großteil unserer Produktion an die Flüchtlingshilfe der Arbeiterwohlfahrt in der Rennstraße ab“, erzählt Renate Plag und zeigt einen pinkfarbenen Flauschschal, der in „falschem Patentmuster“ gestrickt ist. „Für ein kleines Mädle.“ Die Familien, denen die Sets aus Mütze, Handschuhen und Schal zugutekommen, freuen sich sehr darüber. „Unsere Strickerin Ruth Balk hat schon mehrmals eine Babyausstattung mit je fünf Teilen gestrickt“, erzählt Renate Plag.

Zum Großteil stammt die Wolle, die in die Projekte fließt, von Ursula Kürner. Diese hat sie bei einer Wohnungsauflösung umsonst bekommen. „Das langt bis an unser Lebensende“, meint sie. Da die Jahresproduktion von 2018 des Stricktreffs schon bei ihren Endabnehmern angekommen ist, fertigen die Teilnehmerinnen nun bereits Benefiz-Stricksachen für 2019 an oder bringen ihre Schätze und begonnenen Projekte von zu Hause mit.

So führt Ruth Buschke stolz die kunstvollen Strickjacken vor, die ihre Tochter abends nebenbei fabriziert. Die in einem Stück gestrickten filigranen Kleidungsstücke mit Lochmustern am Rücken und Rüschen an der Vorderpartie würden jedem Strickheft für Fortgeschrittene alle Ehre machen.

Mit ihren 92 Jahren ist Hedwig Abzieher bei Weitem die betagteste Strickerin in diesem Kreis. „Seit meinen Kindertagen habe ich viel, viel, viel gestrickt“, erzählt sie und erinnert sich an Zeiten, in denen die Kleidung der ganzen Familie selbst hergestellt wurde. „Damals habe ich die Wolle günstig von der Esslinger Wollfabrik bezogen.“ In der letzten Zeit hat Hedwig Abzieher für ihre kleine Urenkelin aus hundert Gramm pinkfarbener Wolle einen Rock gestrickt. Ein Rest Wolle fließt nun in ein Paar kleine Kindersocken. „Weggeworfen wird bei uns nichts.“

Der soziale Zweck des Strickens reiht sich nahtlos in weitere Aktivitäten der Landfrauen ein. Wem die Strickprodukte des gerade angebrochenen Jahres 2019 zugutekommen sollen, steht noch nicht fest. Im Gespräch sind die Bedürftigen, die im Frühjahr die Esslinger Vesperkirche besuchen. „Die Männer dort würden sich sicher über gestrickte Socken freuen“, meint Renate Plag.