Hyeji Bak brillierte beim Eröffnungskonzert des „18. Esslinger Forums für junge Solisten“ auf dem Marimbaphon Foto: Kellmayer - Kellmayer

Der Komponist Leonhard Bernstein hätte dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Zum Jubiläum spielen die jungen Solisten in Esslingen seine Komposition „Chichester-Psalms“.

EsslingenDer Dirigent, Pianist und Komponist Leonard Bernstein war eine der herausragendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Geboren am 25. August 1918 im US-Bundesstaat Massachusetts wäre die im Jahr 1990 verstorbene Musiklegende in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet der Oratorien-Verein Esslingen sein „18. Esslinger Forum für junge Solisten“ in vielfältiger Weise dem jüdischen Musiker, der sich Zeit seines Lebens engagiert für eine friedliche Welt eingesetzt hat. Im Eröffnungskonzert der Forumswoche erklangen im Rahmen einer Stunde der Kirchenmusik in der evangelischen Stadtkirche Bernsteins „Chichester-Psalms“. Der Kreis schließt sich am kommenden Sonntag, wenn – ebenfalls in St. Dionys – Bernsteins gewaltige, 1971 uraufgeführte „Mass“ auf dem Programm steht.

Bernstein schrieb die „Chichester Psalms“, eine Auftragskomposition für das englische Southern Cathedral Festival, 1965 während eines Sabbatjahrs, in dem er sich ausschließlich mit dem Komponieren beschäftigte. Aus den Psalmen Nr. 100, 23 und 131 sowie einigen Einzelversen stellte er den Inhalt selbst zusammen und verlangte, dass nur der hebräische Text Verwendung finden dürfe.

Knabensolist mit frischer Stimme

In der Esslinger Aufführung verzichtete man auf ein großes Orchester, übertrug den instrumentalen Part der Orgel, einer Harfe und diversen Schlaginstrumenten. Im Zusammenspiel mit dem Chor des Oratorien-Vereins wurde die Aufführung zu einem denkwürdigen Ereignis. Jörg Dobmeier koordinierte am Dirigentenpult die einzelnen Stränge, Tobias Southcott sorgte für zarte Harfentöne, und von der Empore herab setzte die von Rainer Maria Rückschloss farbig registrierte Orgel deutliche Akzente. Ein besonderes Erlebnis war in der sanften Melodik des Mittelsatzes die hellklingende, frische Stimme von Marc Grishin, einem Knabensolisten der Freiburger Domsingknaben, der der Aufführung ebenso einen Stempel aufdrückte wie die punktgenauen Schlagzeugaktionen des Percussion-Ensembles der Musikhochschule Stuttgart.

Die wesentliche tragende Säule war jedoch der Chor. Wie die bestens disponierten Choristen den schwierigen Notentext mit den häufig verwendeten Septimen meisterten, wie die Balance zwischen den einzelnen Chorgruppen gehalten wurde und wie die Sängerinnen und Sänger die dynamische Skala vom zartesten Pianissimo bis zum strahlenden Forte durchschritten - all das fand bei den Zuhörern bewundernde Anerkennung.

Viel Beifall erhielten die von den Professoren Marta Klimasara und Klaus Dreher hervorragend präparierten „Talking Drums“, allen voran Hyeji Bak, die in „Marimba Spiritual“ des Japaners Minoru Miki mit vier Schlägeln die Tonfolgen derart virtuos aus den Holzstäben der Marimba klopfte, dass den Zuhören Staunen blieb. Ihre Kommilitonen Nozomi Hiwatashi, Jiyeon Kim, Richard Gläser und Johannes Werner standen dem kaum nach, sei es in minimalistischer Musik von Steve Reich oder dem Satz „Fische“ aus den „Zwölf Melodien der Sternzeichen“ von Karlheinz Stockhausen. Stockhausen gegenübergestellt wurden Sätze aus Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ – eine gelungene Melange, die vom Ensemble spannungsvoll, differenziert und technisch souverän realisiert wurde.