Christian Dörmann Foto: bulgrin/ - bulgrin/

Der Esslinger Gemeinderat hat sich dafür entschieden, einem weiteren Logistikunternehmen den Weg in Esslingen zu ebnen. Unser Autor hält diese Entscheidung für falsch.

EsslingenNoch ein Logistiker in Esslingen. Damit kein falscher Eindruck aufkommt: Ein Logistikunternehmen ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Wirtschaftsgefüges. Deshalb geht es hier nicht gegen eine Firma, sondern um die Frage, wie man mit den wenigen Gewerbeflächen verfährt, die es noch gibt.

Lediglich etwa 140 Arbeitsplätze auf den 18 500 Quadratmetern des ehemaligen Delmag-Geländes – so der heutige Diskussionsstand. Das hat mit einem effizienten Einsatz der letzten Gewerbeflächen nichts zu tun. Auf dem Danfoss-Areal in der Pliensauvorstadt geht es immerhin um 330 Arbeitsplätze. Auch das ist angesichts der Grundstücksgröße keine intensive Nutzung. OB Jürgen Zieger liegt also richtig, wenn er die Finger in offene Wunden legt und an die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt über den Tag hinaus denkt.

Dass die Region von der Automobilindustrie und deren Zulieferern gut lebt, ist eine Binsenweisheit. Das funktioniert aber nur, solange diese Branche auf der Welle einer stabilen Konjunktur schwimmt. Die Abhängigkeit vom Auto ist also groß, und sie wird in Esslingen noch größer – mit Projekten, wie sie auf dem Delmag- und auf dem Danfoss-Areal geplant sind. Die neue Industrieanlage in der Pliensauvorstadt wird für Daimler gebaut, und auch die Firma Paule wird wohl von der Nähe des guten Sterns profitieren.

Dienstleister, innovative und aufstrebende Unternehmen, Versicherungen, Verbände und andere Branchen abseits von Automobil- und Maschinenbau würden Esslingen mehr Stabilität geben. Doch dafür ist in der Stadt fast kein Platz mehr, weil ein kurzfristiger Vermarktungserfolg offenbar schwerer wiegt als eine langfristige Wirtschaftsstrategie.