Im Kinderzentrum der Stiftung Agapedia sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Stiftung Agapedia setzt neue Projekte in die Tat um. In Esslingen wird der Dachbereich des Hauses ausgebaut und in Geislingen soll 2019 ein neues Kinderzentrum eröffnen.

EsslingenIm Agapedia-Kinderzentrum in Esslingen tut sich etwas. Im Moment ist das Gebäude in der Ulmer Straße 29/2 von einem Gerüst umringt. Die Handwerker sind dabei, den Dachbereich zu renovieren – ein Projekt, das schon länger in den Köpfen der Verantwortlichen umherwabert. Nun sind die Rahmenbedingungen für eine Umsetzung gegeben. Auch dank der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung, die eine finanzielle Hilfe bereitstellte. Auch der Staat bezuschusst einen Teil der Arbeiten. Agapedia-Geschäftsführer Stefan Barth freut sich über die Realisierung: „Durch die Renovierung machen wir den vorhandenen Raum nutzbar.“ Ideen-Reich nennt Barth das Projekt, die neuen Räumlichkeiten sollen verschiedenen Zwecken dienen. „Bisher hatten wir keinen Platz, an dem wir einfach mal Ideen entwickeln konnten“, so der Geschäftsführer. Außerdem soll unter anderem eine neue Küchenzeile entstehen und, das ist Barth ein besonderes Anliegen, eine Übernachtungsmöglichkeit für Gruppen. „Daran mangelt es in Esslingen leider extrem.“

Doch der Ausbau des Dachbereichs ist nicht das einzige Projekt, das die Stiftung angeht. In Geislingen soll 2019 eine weitere Zweigstelle Agapedias entstehen. Das Kinderzentrum soll den Namen „K19“ tragen und unter dem Motto „Fit fürs Leben“ laufen. Ermöglicht hat das wieder einmal der Gründer Agapedias, der ehemalige Weltklassekicker und Nationaltrainer Jürgen Klinsmann. Er stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, davor war dort jahrelang ein Sportgeschäft beheimatet. „Er wollte einfach etwas an die Heimat zurückgeben“, sagt Barth, der mit Klinsmann zusammen in Geislingen aufgewachsen ist. Er ergänzt: „Nachdem wir seit der Gründung des Kinderzentrums in Esslingen 1995 viel in anderen europäischen Ländern aktiv waren, ist es schön, nun wieder etwas in Deutschland auf die Beine zu stellen.“

Hilfe aus ganz Europa

Neu ist auch die Hausleiterin. Relativ neu zumindest, seit Ende 2017 ist Carina Schuldt für das Kinderzentrum in Esslingen verantwortlich. Auf die Stelle ist sie durch die Zirkus-AG Agapedias gestoßen. „Im Studium haben wir Zirkuspädagogik behandelt, Beispiel war die AG von Agapedia in Esslingen. Das fand ich so toll, dass ich hierher kommen wollte“, sagt die staatlich anerkannte Sozialarbeiterin und -pädagogin begeistert. Die AG ist die wohl beliebteste Aktivität im Esslinger Haus. Im Zuge dieser finden auch Auftritte statt. Diese helfen den Teilnehmern, ihr Selbstbewusstsein zu steigern. „Wenn ein Kind etwas gut hinbekommt, merkt es: ‚Hey, ich bin jemand’. Das trägt enorm zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung bei“, sagt Barth. Schuldt ergänzt: „Die Kinder wachsen gefühlt um fünf Zentimeter während der Vorführung, so stolz sind sie.“

Unterstützt wird Schuldt durch einige Helferinnen und Helfer, unter anderem packen drei junge Menschen aus dem Europäischen Freiwilligendienst mit an. Sie leben im Agapedia-Zentrum in einer Wohngemeinschaft. Einer davon ist Samira Denz. Bevor sie mit ihrer Familie nach Norwegen auswanderte, kam sie jeden Tag ins Kinderzentrum: „Ich bin von der Schule gekommen , habe meinen Rucksack in die Ecke geschleudert und bin direkt zu Agapedia gegangen.“ Der Kontakt ist nie abgebrochen, jetzt lernt sie das Kinderzentrum aus einem neuen Blickwinkel kennen. Ähnlich geht es Yana Krasteva. Sie war in ihrer Kindheit Teil von Agapedia in Bulgarien. Auch sie packt bis August in Esslingen an. „Es war schwer, mein Heimatland zu verlassen, aber ich liebe es einfach, mit Kindern zu arbeiten.“ Nach dem Jahr will sie Mikrobiologie studieren. Schuldt freut sich: „Es ist schön, die Kinder so lange zu begleiten und sie wachsen zu sehen.“

Offene Jugendarbeit

Agapedia bietet offene Jugendarbeit in Esslingen an. Ein genau vorgegebenes Programm existiert nicht: „Die Kinder sollen aus ihrem strukturierten und getakteten Alltag herauskommen und einfach das machen, auf was sie gerade Lust haben“, beschreibt Schuldt die Philosophie Agapedias. Neben den Projekten in Deutschland ist Agapedia seit einigen Jahren auch noch in anderen Ländern Europas engagiert. Nach verschiedenen sozialen Projekten in Bulgarien, Moldau und Rumänien wurde 2107 Agapedia Georgien gegründet – ein Herzenswunsch von Barths Ehefrau Marika Barth, die die Stiftung zusammen mit ihrem Mann und Klinsmann einst in Leben rief.