Tenorsaxofonist Joshua Redmann und Adam Cruz, der für Al Foster eingesprungen war, lieferten im Jazzkeller technische Perfektion. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Zwei große Namen der internationalen Szene versprachen schon frühzeitig ein ausverkauftes Haus. Schlagzeuger Al Foster (74) und der Tenorsaxofonist Joshua Redman (48) als Zugnummern des Jorge Rossy Vibes Quintet. Leider musste gerade Al Foster, der schon in früheren Auftritten in Esslingen brillierte, aus privaten Gründen sein Engagement kurzfristig absagen. Die ebenso rasche Ersatzlösung durch den qualitativ gleichwertigen, in seiner Spielweise ähnlichen, jedoch mit modernerem Zuschnitt agierenden Adam Cruz (47) darf man getrost als logistische Meisterleistung der Verantwortlichen bezeichnen.

Und dennoch war Al Foster präsent. Zwei Kompositionen aus seiner Feder bildeten zweifellos den musikalischen Höhepunkt des Abends. Einmal ein auf schlichtem drei Akkordschemata startenden Blues für seine Tochter, der schließlich in eruptiver Klangfülle heißen Hardbops mündete. Zum Schluss des Konzerts - man hätte gerne mehr davon gehört - dann noch Fosters endlich wirklich swingenden und unter die Haut gehenden

womöglich selbstironischen Titel „Aloysius“. Aloysius = Al ist Fosters amtlicher Vorname. Zu beiden Themen verstand es Tenorist Joshua Redman überzeugende Improvisationen beizutragen. Redman, dem man gerne seine enge Verbundenheit zum großen Sonny Rollins nachsagt, erinnert stilistisch tatsächlich immer wieder an den „The Bridge“-Rollins aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Schon seinerzeit durch höchste Töne und grummelnde, tiefste Tiefen herkömmliche Harmonik zu attackieren merkt man Redmans noch heute gültige musikalischen Absichten an. Schade nur, dass er hierzu eine fast unbeteiligt wirkende Maske aufsetzt und sich nie für ein Solo bedankt. Dazwischen einige Eigenkompositionen des Bandleaders Jorge Rossy (53). Der gebürtige Spanier begann als Trompeter, später Schlagzeuger und bedient heute sein Vibraphon ausschließlich mit nur zwei Schlegeln. Schnelle, bebop-artige Linien („Blessed“) durchziehen sein Spiel. Ein nachwirkendes Vibrato, charakteristisch für das schwierige Instrument im Jazz, entfällt weitgehendst, die Perkussion als gelernter Drummer dominiert bei Jorge Rossy. Gerne hätte man auch seine Fähigkeiten im akkordischen Spiel mit vier Schlegeln erfahren. Doug Weiss, schon mehrfach Gast im Keller, spielt seinen grundsoliden Kontrabass, gilt als absolut zu verlässiger Zuarbeiter und hätte vielleicht mehr als ein nur einminütiges Solo verdient. Angenehm überraschend der Beitrag des Gitarristen Jaume Llombart. Völlig unaufgeregt und äusserst melodisch tritt er als abkühlendes Moment in „Joe’s dream“, einer Hommage an den gleichfalls unvergessenen Tenorsaxofonisten Joe Henderson auf. Das Publikum weiß dies durch den individuell intensivsten Beifall zu schätzen und Joshua Redman kann nur - immer wieder - bewundernde Blicke auf seinen Kollegen richten.

Insgesamt also ein Konzert, das die hohen Erwartungen trotz aller technischen Perfektion nicht ganz erfüllen konnte, dem einfach eine gewisse Leidenschaft fehlte und nicht unbedingt zu den Unvergesslichen in der Esslinger Jazz-Geschichte zählte. Das Herbstprogramm mit dem 3. Esslinger Jazz-Festival mit der Beteiligung des Jazzkellers liegt bereits vor, startet am 8. September 2017 auf dem Hafenmarkt und wird wieder von den bekannten Sponsoren und der Eßlinger Zeitung unterstützt.