Durch heftige Böen fiel in der Brahmsstraße in Köngen ein etwa 15 Meter hoher Baum gegen ein Wohnhaus. Quelle: Unbekannt

Mit Windgeschwindigtkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern ist „Fabienne“ über den Kreis gerauscht. Der Herbststurm warf Bauzäune um und ließ Bäume umknicken.

Kreis EsslingenPünktlich zum kalendarischen Herbstanfang ist das Sturmtief „Fabienne“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu einhundert Stundenkilometern über den Landkreis Esslingen hinweg gefegt. Der Sturm warf am Sonntagnachmittag und -abend Bauzäune, Verkehrszeichen, mobile Klohäuschen sowie Werbeplakate um und ließ Bäume umknicken. Da „Fabienne“ auch Gewitter und Starkregen im Gepäck hatte, wurden einige Unterführungen geflutet. Welchen Schaden der Herbststurm angerichtet hat, kann die Polizei, die am Sonntag zwischen 16 und 21.30 Uhr im Landkreis rund 60 Einsätze registriert hat, noch nicht genau sagen. Verletzte sind aber nach dem bisherigem Kenntnisstand des Polizeipräsidiums Reutlingen glücklicherweise nicht zu beklagen.

Die heftigsten Böen hat der Deutsche Wetterdienst Stuttgart (DWD) am Flughafen gemessen. „Dort lag die höchste Böe bei 99 Stundenkilometern, was Windstärke zehn bis elf entspricht“, erklärt DWD-Meteorologe Michael Gutwein. Im Neckartal war „Fabienne“ zwar nicht ganz so schnell unterwegs. „Dort haben wir aber auch noch Windgeschwindigkeiten von 85 bis 90 Stundenkilometern gemessen.“ An der Wetterstation in Stötten auf der Alb fegte das Sturmtief mit 110 Stundenkilometern vorbei. „Das ist dann schon Orkanstärke, und damit gehört ,Fabienne’ in die Kategorie der schweren Stürme“, erläutert der Wetterexperte. Zudem hat die stürmische Dame einen gravierenden Wetterwechsel eingeläutet. Denn mit dem Sturm kam auch der Regen. Mit 20 Litern pro Quadratmeter an der Messstation in Baltmannsweiler „haben wir dort die höchste Regenmenge seit vielen Monaten gemessen“, sagt Michael Gutwein.

Durch den heftigen Regen liefen Unterführungen voll. So war der Tunnel an der B 297 bei Neckartailfingen zwischen 19.30 und 21.30 Uhr dicht. Da die Unterführung in einer Senke liegt, „läuft sie bei starkem Regen öfter mal voll“, weiß Polizeisprecher Michael Schaal. Sobald ein kritischer Wert erreicht ist, wird der Tunnel automatisch gesperrt. Nachdem das Wasser von alleine abgelaufen war, gab es auf der B 297 wieder freie Fahrt. Auch die Unterführung, die in der Esslinger Kurt-Schumacher-Straße unter den Bahngleisen hindurch führt, wurde geflutet. „Hier steht regelmäßig das Wasser“, sagt Oliver Knörzer vom Einsatzleitungsdienst der Feuerwehr Esslingen. „Dieses Mal stand es etwa 20 Zentimeter hoch.“ Um die durch Blätter, Äste und Unrat verstopften Abflüsse frei zu bekommen, „haben wir das Tiefbauamt zum Freilegen der Kanaleinläufe angefordert“.

Bei der Integrierten Leitstelle in Esslingen hatte man sich gut auf das Sturmtief vorbereitet und die Leitstelle mit drei Feuerwehr-Disponenten verstärkt, die sich um die eingehenden Notrufe kümmerten. Für das Stadtgebiet Esslingen wurden acht unwetterbedingte Einsätze registriert. „Die freiwilligen Einsatzabteilungen Stadtmitte, Berkheim und Wäldenbronn waren in ihren jeweiligen Stadtteilen zur Beseitigung der Auswirkungen des Unwetters eingesetzt“, berichtet Oliver Knörzer. Im Landkreis Esslingen rückten insgesamt 27 Feuerwehren zu rund 50 Einsätzen aus. Sie kümmerten sich um Gebäude, in die Wasser eingedrungen war, zersägten umgestürzte Bäume, sicherten Bauzäune und Ampeln. Die hauptamtliche Einsatzabteilung koordinierte die Einsätze von der Feuerwache aus. Auch das Technische Hilfswerk (THW) war am Sonntag im Einsatz. In Leinfelden-Echterdingen drohte die Mauer eines Neubaus auf das Nachbargebäude zu stürzen. THW-Mitarbeiter sicherten den Giebel mit Spanngurten. Die Tübinger Straße in Echterdingen wurde auf Höhe der Baustelle vorsichtshalber halbseitig gesperrt. Gesperrt wurde in der Nacht zum Montag auch die L 1201 zwischen dem Stumpenhof und dem Weißen Stein. Dort hingen mehrere Bäume schief, die erst am Montagmorgen überprüft werden konnten.

Auch der Stuttgarter Flughafen kam nicht ungeschoren davon. „Wir waren aber vor allem indirekt betroffen“, berichtet die stellvertretende Pressesprecher Beate Schleicher. Weil über Frankfurt ein Gewitter tobte, legten vier Maschinen in Stuttgart einen außerplanmäßigen Zwischenstopp ein. Zudem mussten neun Landungen sowie acht Starts gestrichen werden, „weil die Maschinen nicht da waren“. Schäden an geparkten Flugzeugen waren nicht zu beklagen. Denn die Mitarbeiter des Airports auf den Fildern hatten sich ebenfalls auf das Sturmtief vorbereitet und alle Maschinen, die unter freiem Himmel abgestellt worden waren, vorsichtshalber an großen Betonblöcken angeleint.

Nachdem sich Sturm „Fabienne“ aus dem Landkreis Esslingen verabschiedet hat, sagt Michael Gutwein für die nächsten Tage eine entspannte Wetterlage vorher. „Da wir endlich auch mal wieder ausreichend Regen haben, können die Landwirte jetzt in aller Ruhe ihre Wintersaat ausbringen.“