Gemüse essen und nicht als Smoothie trinken, lautet die Empfehlung von Ernährungsberatern. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Barbara Scherer

Esslingen - Mehr Bewegung, Gewicht verlieren, besser essen, das Rauchen aufgeben - die meisten Menschen nehmen sich zum Jahresbeginn vor, künftig mehr für ihre Gesundheit zu tun. Den guten Willen, frisch zu starten erleben Ärzte, Fitnesstrainer und Ernährungsberater. Um erfolgreich seine guten Vorsätze umzusetzen, muss man durchhalten - und Fachleute konsultieren.

Angelika Pöltl-Knüppel ist Suchtberaterin beim Gesundheitsamt des Landkreises und leitet Tabakentwöhnungskurse. Während der vergangenen Jahre hat der erste der beiden Kurse im Jahr jeweils im März begonnen. Jetzt hat Pöltl-Knüppel das Seminar in den Januar vorverlegt - mit dem Wissen, dass viele Raucher sich zu Neujahr vornehmen, den Glimmstengel für immer auszudrücken. Ihre Einschätzung war richtig: Der nach vorne verlegte Kurs war schnell ausgebucht, ein zweiter Kurs wurde aufgelegt. „Mittlerweile musste ich Interessenten auf weitere Kurse im Jahr vertrösten“, sagt die Suchtberaterin. Sie weiß, dass es schwerfällt, dass Rauchen zu lassen. „Tabakrauchen ist eine ernsthafte Suchterkrankung, läuft aber anders als Trinken ganz gut mit in der Gesellschaft“, sagt sie. Wer die Sucht loswerden wolle, brauche viel Disziplin.

Training in den Alltag integrieren

Durchhalten ist auch das Thema beim Sport, den sich viele Menschen jetzt verordnen. Fitnessstudios verzeichnen im Monat Januar jährlich ihren höchsten Mitgliederzuwachs. Das berichtet Dennis Sprich vom Leitungsteam des Fitness First im Dick Center. Mit Elan trainieren die neuen Mitglieder. Aber ebenso regelmäßig verebbt der Schwung vom Jahresanfang bis zum März. Dann sind aus den meisten der Neu-Sportler Karteileichen oder zumindest rare Besucher geworden.

Doch wie kann man der schleichenden Trainingsunlust entgegen wirken? „Es kommt ganz entscheidend auf die Motivation an“, sagt Marco Kuhn, der Trainingsleiter im Fitness First. Er setzt auf Animation, zum Beispiel beim Circle-Training, das sich in nur 30 Minuten durchziehen lasse und viel bringe. „Wer es schafft, das Training in seinen Alltag zu integrieren, der bleibt eher dabei“, lautet seine Erfahrung. Das betrifft laut Kuhn eher die etwas älteren Mitglieder zwischen 40 und 60 Jahren. Viele von ihnen kämen nach ärztlichen Behandlungen wegen Rückenproblemen, und insbesondere dann, wenn die verordneten Besuche beim Physiotherapeuten ausgelaufen sind. Oder Leute mit Herz-Kreislauf-Problemen, die auf ärztlichen Rat abnehmen, steigen neu ein. Aber auch bei den motivierten Menschen müssen die Betreuer den Durchhaltewillen ansprechen. Die größten Trainingserfolge, zum Beispiel beim Wunsch, Gewicht zu verlieren, stellten sich in den ersten Wochen ein. „Danach geht es in kleineren Schritten voran, da braucht man einen langen Atem“, sagt Kuhn. Dem Sport- und Fitnesskaufmann liegt der gesundheitliche Aspekt des Trainings am Herzen, weniger der des deutlich sichtbaren Muskelaufbaus. „Wir haben hier sehr fitte Senioren am Start“, erzählt er. Und ein trainierter 70-Jähriger mache einem untrainierten deutlich Jüngeren allemal etwas vor.

Neben der Bewegung hilft die richtige Ernährung, das Leben gesünder zu gestalten. Doch wie erkennt man den richtigen Weg zu einer vernünftigen Kost? Was ist richtig und was ist Modetrend? Für Indra Pietsch, die als Ernährungsberaterin bei der AOK Neckar-Fils arbeitet, gilt immer noch die tradierte Regel der ausgewogenen Ernährung, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) herausgibt. Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag seien als Tipp nach wie vor gültig, dazu viele vollwertige Produkte, die guten, nämlich die ungesättigten, Fettsäuren und vor allem wenig Zucker. Pietsch weiß auch, dass man sich eingehend informieren muss, wenn man gesund essen will. Nur so könne man Modetrends erkennen und ausschließen.

Während sich ein Vegetarier durchaus gesund ernähren könne, sieht sie beim Veganer die Gefahr von Mangelerscheinungen. „Gerade der Vitamin-B12-Spiegel, der für die Zellerneuerung wichtig ist, sinkt bei veganem Essen, das kann gefährlich werden“, sagt Pietsch. Skeptisch betrachtet sie auch stark beworbene und oft kostspielige Methoden wie Entgiften und Entschlacken. „Im Körper gibt es keine Schlacken, und für die Entgiftung besitzt unser Körper das Organ der Leber.“ Geradezu leidenschaftlich wird Pietsch, wenn die Sprache auf Smoothies kommt. Die vermeintlich gesunden Getränke aus Obst und Gemüse können laut Pietsch niemals ein Ersatz für die empfohlene Menge an Frischkost sein. Smoothies enthalten sehr viel Fruchtzucker, der in dieser Menge oft nicht vom Dünndarm verwertet werden, also Verdauungsbeschwerden verursachen kann. Für Pietsch gilt: „Wir essen Obst und Gemüse, wir trinken es nicht.“ Ebenso warnt Pietsch davor, sich glutenfrei zu ernähren, wenn keine Unverträglichkeit vorliegt. „Das kann sehr ungünstig sein.“

Wer hingegen fasten möchte, könne dies tun, am besten nach einem Gespräch mit dem Hausarzt. „Längeres Fasten ist nicht zu empfehlen, auch nicht zur Gewichtsreduzierung. „Ernährungsberatung sollte laut Pietsch individuell geschehen, das Bewusstsein geschärft werden und die Essgewohnheiten hinterfragt und umgestellt werden.

Essverhalten unter die Lupe nehmen

Ob Rauchentwöhnung, Sport oder Ernährung - Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn die Veränderung im Leben nachhaltig betrieben wird. So muss der Trainierende den inneren Schweinehund überwinden, der Raucher muss der Sucht verhaltenstherapeutische Maßnahmen entgegensetzen und der „Besseresser“ muss sein Essverhalten genau unter die Lupe nehmen.

Das Bewusstsein für die eigene Gesundheit ist sehr individuell ausgeprägt. So erlebt es der Internist Georg Mayer, der eine Hausarztpraxis in Esslingen betreibt. „Es gibt Patienten, die halten Vorsorgetermine zuverlässig ein und es gibt welche, die man nicht erreicht“ sagt er. Einen Anstoß, etwas zu ändern, sei nicht selten ein Krankheitsfall im näheren Umfeld.