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Was verbirgt sich hinter Hecken, Bäumen und Zäunen? Der Tag der offenen Gärten gibt Einblicke in verborgene Paradiese.

Kreis Esslingen„Offene Gärten“ heißt es einmal im Jahr in Esslingen und im Mittleren Neckarraum, wenn Gartenbesitzer auf ihre privaten Grundstücke einladen. Die Aktion, die Organisator Michael Eppinger vor neun Jahren mit zehn Gärten im Esslinger Norden begann, ist mittlerweile so erfolgreich, dass diesmal 32 Teilnehmer ihre grünen Paradiese für die Öffentlichkeit zugänglich machten. Ungezählte Gartenliebhaber waren am Sonntag unterwegs, um die ebenso liebevoll wie fachkundig gestalteten Anlagen zu genießen, zwischen blühenden Rosen und duftenden Kräuterbeeten zu fachsimpeln und Anregungen fürs eigene gärtnerische Tun zu sammeln.

„In einem schönen Garten wächst eine bessere Welt“ – mit diesem Schild begrüßte Irmgard Denneler im Esslinger Stadtteil Krummenacker die Besucher: „Es kommen mittlerweile auch viele Jüngere, für die ihr Garten zur Leidenschaft geworden ist.“ Sie selbst ist mit ihren 80 Jahren das beste Beispiel dafür, dass Gartenarbeit fit hält: „Ein Garten ist eine Aufgabe, die Freude macht.“ Die Naturgarten-Fachfrau riet den eifrig lauschenden Besuchern in ihrem artenvielfältigen Nutz- und Bauerngarten zu Gelassenheit: „Bei mir darf alles wachsen, auch Pflücksalat im Rosenbeet. Und wenn mir die Schnecken einen Salatkopf wegfressen, dann hab‘ ich halt einen weniger.“

Als leidenschaftliche Öko-Gärtnerin hatte Irmgard Denneler auf jede Frage der Garten-Touristen eine Antwort und berichtete über ihre Erfahrungen mit Baldrian und Borretsch, Marokko-Minze und Muskateller-Salbei, Nicandra und Haferwurzel. Ganz nebenbei verriet sie allerhand praktische Tricks, wie sich etwa die verdorrten Stängel der letztjährigen Sonnenblumen als Rankhilfe für die diesjährigen Feuerbohnen nutzen lassen. Wenngleich sie selbst sogar entspannt bleibt, wenn Wühlmäuse ihre Kartoffelpflanzen heimsuchen, hörte sie doch aufmerksam zu, als Christian Kurz vom Naturheilverein Esslingen berichtete, dass die tag- und nachtaktiven Wühler sich manchmal durch gepflanzten Knoblauch, Holunder oder Topinambur von ihrem Tun abhalten lassen. Ausgiebig wurde über die unwetterartigen Regenfälle der letzten Tage diskutiert. „Ein Garten kann das ab. Wenn der Boden locker und gut gemulcht ist, kann das viele Wasser versickern,“ erläuterte Christian Kurz. Michael Eppinger freute sich, dass die Unwetter seinen Garten im Stadtteil Rüdern nur gestreift haben: „Wir hatten keine Schäden, aber endlich mal wieder ausreichend Wasser.“ Die Besucher bewunderten seinen durch Naturstein-Terrassen am Hang gestaffelten Garten. Nach dem Geheimnis seines gärtnerischen Erfolgs gefragt, antwortete er: „Der Boden ist sehr wichtig. Pflanzen brauchen gesunde Bodenlebewesen, um gesund wachsen zu können. Und wir Menschen brauchen gesunde Pflanzen, um gesund leben zu können.“

Iris Hanitzsch aus Schorndorf war begeistert von Eppingers Garten: „Die Familie hat auf der einen Seite ein wunderbar schattiges Plätzchen angelegt, das ist an einem heißen Tag wie heute eine Wohltat. So etwas möchte ich zuhause auch verwirklichen.“ Dass sich die Gärten bei der Aktion von ihrer besten Seite zeigten, versteht sich von selbst. Die Besucher freilich wissen durchaus, wie viel Arbeit und Fachwissen nötig ist, dass alles so üppig grünt und blüht: „Aber wenn man seinen Garten als Hobby sieht, dann nimmt man es weniger als Arbeit wahr, sondern man freut sich, wenn alles schön gedeiht“, meinte Besucherin Gertrud Heiler aus Plochingen. Besonders reizvoll macht die Aktion, dass unterschiedlichste Gärten mit von der Partie sind: große und kleine, bäuerlich-üppige und asiatisch-puristische, wildwüchsige und akkurate, sonnige und schattige. Neben Privatgärten waren in diesem Jahr auch die Kleingartenanlagen Seracher Heide und Köngen, der Schau-Rebgarten des Weinguts Bayer und der Lehr- und Versuchsgarten Braike in Nürtingen mit dabei.

Für Margot Hauser, Besucherin aus Weilimdorf, ist der Garten als Lebensraum ein enorm vielfältiges Thema: „Er ist Spielwiese für Kinder, Erholungsraum für Erwachsene, Idylle mitten in der Stadt, Biotop für Tiere, Nutzgarten für Selbstversorger, Apotheke für Kräuterkundige. Und für Neugierige bietet er jede Menge Abenteuer.“Einen regelrechten Ansturm auf seinen Rosengarten erlebte Wolfgang Jurisch in Wendlingen: „Das ist aber auch ein wunderbares Fleckchen Erde mit einer beeindruckenden Sortenvielfalt“, schwärmte Rosenliebhaber Jan Ristick aus Hamburg, der derzeit in Stuttgart zu Besuch ist: „Und der Besitzer weiß wirklich auf jede Frage eine Antwort.“ In den lauschigen Sitzecken, vom Blütenduft umschmeichelt, freuten sich die Gäste an der Pracht der rund 1200 Rosen.

Initiator Michael Eppinger zog abends ein sehr positives Fazit der von vielen Helfern unterstützten und von einem siebenköpfigen Team organisierten Veranstaltung: „Es waren viele sehr interessierte und ausgesprochen umwelt- und naturbewusste Gartenfreunde zu Besuch. Der Schutz von Natur und Umwelt scheint für viele Menschen immer wichtiger zu werden.“ Die Neuauflage fürs kommende Jahr ist bereits geplant: Am Sonntag, 16. Juni 2019, feiert die Aktion „Offene Gärten“ ihren zehnten Geburtstag.

www.offenegaerten-esslingen.de