Foto: Brigida González - Brigida González

Von Energieeinsparung ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Jedoch auf den zweiten: Die Immobilienfirma Metzger und Co. erklärt, wie ihr energieeffizientes Haus funktioniert, das preisgekrönt ist.

EsslingenEs ist dunkel und kalt an diesem Abend. Doch beim Betreten des Hauses in der Berliner Straße in Esslingen wird es rasch warm. Es herrscht eine angenehme Temperatur, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Eine große Bandbreite an Farben wird sichtbar. Ein überraschend bunter Eingangsbereich in Ockergelb, Türkis, Weiß und Rosa erwartet den Besucher des Hauses, dass als energieeffizientestes in Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Die Innenräume der Immobilienfirma Metzger und Co. kein steriles und dezent dekoriertes Büro, wie man es von einem Wohnbau-Unternehmen eher erwarten würde. Stattdessen: Eine gemütlich wirkende Sofaecke mit Teppich und rosagefärbten Kissen. Schräg gegenüber steht eine Sitzgruppe um einen Tisch. Die Atmosphäre wirkt eher heimelig. Ein Empfangstresen bringt schließlich das Büroflair doch noch zurück. Das Gebäude, ein ehemaliges Studentenwohnheim, ist der Hauptsitz des Familienunternehmens. Gleichzeitig sind in dem achtstöckigen Haus auch 52 Hotelapartments eingerichtet. Von Energieeinsparung ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Jedoch auf den zweiten: „Im ganzen Haus gibt es keine klassische Heizung und keine Klimaanlage“, erklärt der Firmengründer Herbert Metzger.

Wärmepumpe und Erdspeicher

Um zu verstehen, inwieweit Herbert Metzger und sein Team hier mit Energie nachhaltig umgehen, reichen zunächst ein Blick in die Tiefe und ein paar Fußschritte über eine Treppe in den Keller. Im Untergeschoss, wenige Stufen und zwei Türen weiter, steckt dann der Schlüssel zum Ganzen: Ein knapp zwei Meter hoher grauer Tank mit vier verkabelten Anschlüssen und ein kleinerer grauer Tank, daneben ein rotgefärbter. Wärmepumpen und Warmwasserspeicher. Umrahmt werden diese im Raum von Rohren, die in verschiedene Richtungen führen. Kleine und große Rohre in grau und schwarz. „Da ist das Herzstück“, erklärt Mirja Metzger „Wir haben hier eine Kombination zwischen Solarthermie, Wärmepumpe und Erdspeicher eingebaut.“ Und Herbert Metzger ergänzt: „Und weder einen Gas- noch einen Ölanschluss.“ Es wirkt wie ein Puzzle mit vielen Teilen, die den Energiehaushalt auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern so effizient machen. Solarkollektoren auf dem Dach wandeln Sonnenstrahlen in Wärmeenergie um. Diese Wärme wird für das Aufheizen von Warmwasser oder für die Heizung des Gebäudes verwendet. Die Energie wird über Leitungen von den Solarkollektoren in das Erdreich transportiert. Ein Teil der von der Sonne erzeugten Wärme wird dazu genutzt, so genanntes Brauchwasser zu erhitzen. Dieses erhitzte Wasser wird in den Warmwasserspeichern, die insgesamt rund 10.000 Liter umfassen, transportiert. Davon kann dann heiß geduscht werden.

Die meisten Puzzlestücke sind nicht zu sehen, zum Beispiel der Erdspeicher, welcher insgesamt 32 Bohrungen misst und rund 27 Meter tief ist. „Der 50.000 Kubikmeter große Erdspeicher mit seinem Sondenfeld ist das Besondere“, sagt Mirja Metzger. Über Sonden werde die Energie in der Erde gespeichert. Die Wärme wird dann wieder dem Erdreich entnommen und zur Wärmepumpe transportiert. Aber nicht komplett: Die überschüssig gewonnene Wärme wird im Erdreich gespeichert. Im Sommer wird das Erdreich dazu genutzt, das Gebäude über den Fußboden zu kühlen.

Nicht schwitzen, nicht frieren

Im Winter gefroren oder im Sommer geschwitzt, das haben die Mitarbeiter von Herbert Metzger in der Vergangenheit noch nicht. „Seit zweieinhalb Jahren haben wir eher zu viel Energie als zu wenig“, betont der Firmenchef und läuft die Stufen wieder hinauf in den farbenfrohen Bürobereich. Etwas zu wagen hat sich ausgezahlt. Das Unternehmen, das 1958 gegründet wurde, hat 2018 für das Haus in der Neckarstadt den Effizienzpreis des Landes erhalten. „Wir waren auch bereit, ganz neue Wege zu gehen“, erzählt Metzger. „Für dieses Haus hat unser Team die Sanierung und Modernisierung kombiniert.“ 2012 hat es mit der Planung begonnen. Gemeinsam mit Professoren von der Hochschule wurde die Theorie praktisch umgesetzt. „Wir haben experimentell gearbeitet, neue Technologien ausgetestet“, erklärt der Firmenchef. Es sei für ihn zukunftsweisend, auf ein nachhaltiges Energiekonzept zu setzen. Er sagt: „Für Innovationen gibt es keine Norm.“