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Nach der Insolvenz der Busfirma Rexer sind die Fahrgäste verunsichert. Doch der Sanierungsexperte sichert einen „lückenlosen Betrieb“ zu.

EsslingenDie Nachricht von der vorläufigen Insolvenz der Firma Rexer aus Calw (wir berichteten) hat gestern auch bei den Busfahrgästen große Unsicherheit ausgelöst. „Fahren die Busse denn dann überhaupt noch regelmäßig?“, brachte eine Seniorin ihre Verunsicherung zum Ausdruck. Sie befürchtete, dass dem Unternehmen kurzfristig die Fahrer davonlaufen: „Dann stehen wir im Regen.“ Zwei andere Fahrgäste schimpften darüber, dass das Unternehmen vor gut einem Jahr die alteingesessenen Busunternehmen Fischle und Schlienz in Esslingen abgelöst habe: „Auf die hat man sich halt verlassen können.“

In den vergangenen Monaten war die Busfirma aus Calw immer wieder in die Kritik geraten. Unter anderem hatte es Vorwürfe wegen mangelnder Tariftreue gegeben, die noch im Raum stehen. Schlecht geschulte Busfahrer, die kaum Deutsch sprachen und die sich im Stadtgebiet nicht auskannten, hatten ebenfalls für Ärger unter den Fahrgästen gesorgt. Die Nachricht von der Insolvenz war gestern in Esslingen das große Gesprächsthema. „Die Angst der Fahrgäste ist nachvollziehbar“, sagt Ilkin Bananyarli, der vorläufiger Insolvenzverwalter der Busunternehmen der Rexer-Gruppe ist. Der Jurist von der Pluta Rechtsanwalts GmbH versichert aber, dass keine Fahrten gestrichen würden. Alle Strecken, die Rexer bisher in Esslingen fährt, werden so bedient wie bisher. „Der Betrieb läuft lückenlos weiter.“ Auch die Befürchtungen mancher Fahrgäste, dass nun Busfahrer nach anderen Jobs suchen und kurzfristig kündigen könnten, sind aus seiner Sicht unbegründet. „Da gibt es Fristen, die eingehalten werden müssen.“ Die Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld gesichert. Die Fahrleistungen im Esslinger Stadtverkehr werden nach seinen Worten „nahtlos weitergeführt“.

Der Insolvenzrechtsexperte Bananyarli macht sich derzeit ein Bild über die Lage des Unternehmens, zu dem fünf Gesellschaften gehören. Dazu führt er Gespräche mit allen Verantwortlichen. Die Gruppe verfügt insgesamt über rund 140 Busse und beschäftigt 360 Mitarbeiter. Aufgabe des Sanierungsexperten Bananyarli ist es, eine Perspektive für das Unternehmen zu entwickeln. Eine mögliche Variante wäre da die Suche nach einem neuen Investor. Ein finanzielles Entgegenkommen der Gläubiger wäre ebenfalls eine Option. Welche davon wahrscheinlich ist, war gestern auf Nachfrage von keinem der Beteiligten zu erfahren.

Ziel einer vorläufigen Insolvenz ist es nach den Worten von Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger, den Betrieb „nahtlos weiterzuführen.“ Daher hätten die Esslinger Fahrgäste auch nicht zu befürchten, dass nun unerwartet Fahrten ausfallen oder dass gar Strecken nicht mehr bedient werden könnten. Durch den Antrag beim Amtsgericht kann das Busunternehmen nun seitens der Stadt auch nicht gekündigt werden. Rexer bedient seit 1. Juli 2018 im Auftrag des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE) ein Drittel der Busfahrten im Esslinger Stadtverkehr. Zwei Drittel bestreitet der Verkehrsbetrieb selbst. Rexer kam damals als günstigster Bieter über die gesetzlich vorgeschriebene EU-weite Ausschreibung zum Zug.

„Der Busbetrieb läuft seit der Antragstellung der Firma Rexer auf vorläufige Insolvenz normal und ohne Störungen“, versicherte Roland Karpentier, Pressesprecher der Stadt Esslingen. Die Busse rollten wie gewohnt. Nach den Zusagen des Insolvenzverwalters geht er davon aus, dass auch alles vorerst verlässlich so weitergeht. Falls die Firma Rexer im Zuge des Verfahrens nicht gerettet werden könnte, müsste die Stadt die Strecken im Rahmen einer neuen Ausschreibung neu vergeben. Der Vertrag mit der Firma Rexer läuft nach den Worten von Karpentier noch achteinhalb Jahre.

Falls die Anstrengungen des Insolvenzverwalters scheitern, müssten die Stadt Esslingen wie auch die ebenfalls betroffenen Landkreise Calw und Heilbronn möglicherweise über eine Notvergabe das von Rexer bediente Kontingent im Busverkehr sicherstellen. Danach bliebe nur die erneute europaweite Ausschreibung des Busverkehr-Bündels, die viel Zeit in Anspruch nimmt.