Frischer Wind im alten Gemäuer: Claus Raible im Jazzkeller Foto: Kellmayer - Kellmayer

Kekse, Sekt und guter Sound: Im Jazzkeller war zum Jahresabschluss Claus Raible zu Gast.

EsslingenBeim letzten Konzert des Jahres gab es im Jazzkeller Esslingen nicht nur Sekt und Weihnachtsgutsle, sondern auch einen musikalischen Leckerbissen: Claus Raible sorgte mit seinem Trio für frischen Wind im historischen Gewölbe in der Webergasse. Raible ist nicht nur einer der führenden Jazzpianisten Europas – er bringt an der Musikhochschule München auch Nachwuchsjazzern die Klaviertöne bei. In seinem Trio hat er mit dem griechischen Bassisten Giorgos Antoniou und dem aus New York stammenden, jetzt in der Schweiz lebenden Schlagzeuger Alvin Queen eine Spitzenmannschaft um sich geschart, mit der er sich sichtlich wohl fühlte. Dies zeigte sich bereits bei der Eröffnung mit dem bekannten, von Gene de Paul im Jahr 1941 geschriebenen Standard „I’ll remember April“. Nach Unisono-Beginn legte Raible mannigfache Akkorde über die Melodie, mal impressionistisch angehaucht, dann wieder orientalisch inspiriert, stets jedoch mit einer Prise Exotik gewürzt. In der Bassline klang immer wieder das Thema durch, und Alvin Queen zeigte mit virtuoser Behandlung von Trommeln und Becken, dass er zu Recht als Master of Drums des New Jazz gefeiert wird. Schade nur, dass in manchen flotten Passagen die Begeisterung mit ihm durchging und er seine Batterie der Schlaginstrumente derart heftig bearbeitete, dass die Klavieraktionen und insbesondere das so wichtige Bassfundament in den Hintergrund gedrängt wurden.

In bester Klangbalance ertönte hingegen „Over the Rainbow“, ein Klassiker aus den 1930er Jahren, von Harold Arlen für den Musicalfilm „Der Zauberer von Oz“ geschrieben. Im geschmackvollen Arrangement von Claus Raible setzte Alvin Queen die Jazzbesen gefühlvoll ein, untermalte die interessanten Akkordfolgen des Klaviers und die rasanten Ritte rauf und runter über die Tasten äußerst sensibel. In Raibles „Oriental Flavor“ setzte Queen mit präzise gesetzten Rimshots perkussive Effekte und brannte dann bei seinem fulminanten, heftig beklatschten Solo ein brillantes Feuerwerk am Drumset ab. Als zuverlässiger Sekundant wirkte Giorgos Antoniou, der seine Basssoli mit Konzentration und Können absolvierte - leidenschaftlich und präzise zugleich. Den in neuem Klanggewand vorgestellten Jerome Kern-Hit „Smoke gets in your Eyes“ garnierte er mit geschmackvoll gesetzten Bassläufen, um dann Claus Raible Raum für fantasievolle Improvisationen zu geben. Getreu seinem Motto „Freiheit ist völlig stilunabhängig“ ging der Pianist die Soli intuitiv an, mit einer gewissen Eleganz und fantasievollen Tonketten, dabei stets auf dichte Spannungsbögen und dynamische Stufungen bedacht. In Raibles in Esslingen erst zum zweiten Mal aufgeführten „The Penguin“ entwickelte sich nach schwungvollem Start eine dichte Struktur, temperamentvoll gespielt und mit sauber gesetzten Breaks, vom Publikum ebenso heftig beklatscht wie der Schlusstitel, dem von der legendären Sängerin Ella Fitzgerald bekannt gemachten Dizzy Gillespie-Song „A Night in Tunisia“. Hier zog das Trio nochmals alle Register, mit homogenem Sound, brillanter Klavierkunst und sauber gesetzten Basslinien, gekrönt von einem famosen Schlagzeugsolo.