Kreativ, bunt und lebensfroh - so hat sich die Brisky Galerie zehn Jahre lang präsentiert. Nun will Galerist Michael Brisky schließen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Was er anpackt, macht er mit Leidenschaft und Herzblut: Als Grafiker und Werbefachmann ist Michael Brisky erfolgreich, und mit seiner Galerie in der Ritterstraße hat er sich vor zehn Jahren einen Lebenstraum erfüllt. Als gute Adresse für zeitgenössische Kunst hat sich die Brisky Galerie einen Namen gemacht - zum Monatsende werden die Lichter ausgehen, wo Kunstfreunde bislang die Werke eines James Rizzi, Charles Kaufman oder eines Udo Lindenberg fanden. Dieser Schritt ist Michael Brisky nicht leicht gefallen. „Doch mit den Jahren kamen so viele Widrigkeiten zusammen, die mir den Spaß genommen haben“, erzählt der 49-Jährige. Wer ihn kennt, der weiß, dass mit dem Abschied auch ein Neuanfang verbunden ist. „Ich werde der Kunst verbunden bleiben, und ich werde künftig eigene Kreationen in kleinen Serien auflegen“, verrät er. „Wenn ich an neuen Ideen arbeite, spüre ich wieder jenes Feuer in mir, das mir als Galerist in den letzten Jahren ein wenig verloren gegangen ist.“

Kein gutes Pflaster für eine Galerie

Viele erinnern sich noch gut daran, wie Michael Brisky vor zehn Jahren begann. „Wenn man sich anschaut, was manche Galerien anbieten, darf man sich nicht wundern, wenn den Leuten dazu der Zugang fehlt. Ich möchte farbenfrohe, ansprechende Arbeiten ausstellen - Objekte, die die Menschen fröhlich machen. Diese Galerie soll ein Farbtupfer für Esslingen werden“, hat er damals versprochen. Seinen Anspruch hat Brisky erfüllt, und seine Galerie hat sich einen Namen gemacht. „Als ich renommierten Künstlern mein Konzept vorgestellt habe, war die Begeisterung zunächst nicht immer groß“, erinnert er sich. „Doch mit der Zeit kamen einige vorbei und haben sich angeschaut, wie wir arbeiten und was wir bieten. Plötzlich bekamen wir wertvolle Arbeiten in Kommission, weil man bei uns präsent sein wollte.“ So wie der inzwischen verstorbene US-Künstler James Rizzi, dessen New-York-Bilder zu den wichtigsten Exponaten der Galerie gehören. „Als er uns in Esslingen besucht hat, war das wie ein Ritterschlag“, erinnert sich Brisky an die Erfolge der ersten Jahre. Doch mit der Zeit wurden die Rahmenbedingungen immer schwieriger.

Seine Kunden ließ er nun wissen: „Nicht nur die geänderten Einkaufsgewohnheiten, das Onlinegeschäft und die Verlagerung der Kundenfrequenz in der Umgebung, sondern auch der immense Zeitaufwand und die zwischenzeitlich entstandenen Betätigungsfelder bei mir haben leider zu dem Entschluss geführt, dieses stationäre Ladengeschäft aufzugeben und mich mehr um meine anderen Projekte im In- und Ausland zu kümmern.“ Nun läuft der Räumungsverkauf, der Kunstfreunden die Chance auf das eine oder andere Schnäppchen eröffnet. Bilder, die Brisky nur in Kommission angeboten hatte, gehen an die Künstler zurück.

Der Galerist könnte stundenlang erklären, was ihn bewogen hat, sich von seinem Lebenstraum zu verabschieden. Manches liegt in den Gesetzmäßigkeiten des modernen Kunstmarkts begründet, anderes hat einen lokalen Hintergrund - wie die Einkaufs- und Parksituation in der östlichen Altstadt, die in den vergangenen Jahren nicht besser geworden ist. Etwas mehr Unterstützung von der Stadt hätte sich Brisky auf jeden Fall gewünscht: „Wir haben Esslingen kulturell bereichert, aber die Stadt hat nichts getan, um uns die Arbeit zu erleichtern oder das Gefühl zu geben, dass man uns schätzt. Wochenlang durften zum Beispiel Baufahrzeuge unser Schaufenster zuparken - wenn jedoch ein Kunde mal kurz vor der Galerie geparkt hat, um ein Bild abzuholen, gab’s einen Strafzettel.“

Michael Brisky hat viele Kontakte in der Kunstszene gesammelt - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, wo er eine Zeit lang eine Galerie im angesagtesten Viertel von Miami betrieben hat. Dank seiner Erfahrungen weiß der Esslinger, dass der Markt nicht einfacher geworden ist: „Viele kommen nur in die Galerie, um sich zu orientieren und Informationen zu sammeln, und dann schauen sie, ob sie im Internet irgendwo ein paar Cent billiger kaufen können. Das ist in Esslingen sehr ausgeprägt. Kollegen anderswo in Deutschland tun sich da noch etwas leichter. Bei uns kommen Kunden oft zwei, drei Mal, schauen sich das Bild ihrer Wahl immer wieder an und kaufen es am Ende doch nicht. Das ist oft auch eine Frage der Wertigkeit, die Kunst genießt.“

So kam eines zum anderen, und mit der Zeit kam Michael Brisky die Freude an seiner Galerie etwas abhanden. „Ich bin zum Glück nicht darauf angewiesen, mit meiner Galerie möglichst viel zu verdienen“, sagt er. „Wenn ich etwas anpacke, dann mit ganzer Leidenschaft. So macht das keinen Spaß mehr, und wenn der Spaß weg ist, macht es keinen Sinn, weiterzumachen. Dann sollte man sich ganz neue Herausforderungen suchen.“ Die hat er gefunden: Brisky entwirft nun unkonventionelle Kreationen, die er in kleinen Serien auflegt und im Internet vertreibt. Sein erstes Werk, ein Seifenspender in Form eines Einhorns, wurde zum Hit. „Durch meine Galerie weiß ich, was ankommt und was nicht. Als Galerist lernt man Menschen besser kennen als in den meisten anderen Berufen. Das kann ein halbes Soziologiestudium ersetzen.“