Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik: „Immerhin stellt heute keiner mehr die Fußgängerzone auf dem Rathausplatz in Frage.“ Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Vor einem Jahr war die Aufregung groß, als die Stadt den Rathausplatz versuchsweise zur Fußgängerzone gemacht hatte. Und das, obwohl der Entscheidung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) ein langer Vorlauf samt Beteiligungsprozess vorausgegangen war. Doch der Eingriff in die Parkplatzsituation rund um den Marktplatz, mit dem die Stadt Anwohner- und Kurzeitparkplätze neu gebündelt und teils auch neu ausgewiesen hatte, brachte alle Interessensgruppen auf die Barrikaden.

Ein Jahr später haben sich die Gemüter beruhigt. Ordnungsamtschef Gerhard Gorzellik, der im ATU gestern Zwischenbilanz gezogen hat, will derzeit nichts an der bisherigen Konzeption verändern. Schließlich laufe der Verkehrsversuch, der auch evaluiert werde, noch bis zum Sommer nächsten Jahres. Und es mache wenig Sinn, die Bedingungen während der Erhebungsphase zu verändern. Als einzige Ausnahme zieht er eine minimale Verkleinerung der Wendefläche im Eingangsbereich zur Fußgängerzone Rathausplatz in Betracht, die jedoch nicht zulasten von Parkplätzen gehe.

Dass sich rund um den Rathaus- und Marktplatz die widersprüchlichsten Interessen ballen, hat das Ordnungsamt im vergangenen Jahr einmal mehr erfahren müssen. Als Ausgleich für die Parkplätze, die auf dem Rathausplatz entfallen waren, hatte es die Parkmöglichkeiten rund um den Marktplatz und in der Tiefgarage Kleiner Markt zwischen Anwohnern und Kurzparkern neu verteilt, auch andere Stellmöglichkeiten legalisiert. Dennoch fühl(t)en sich alle Beteiligten zu kurz gekommen. Die Anwohner klagen über den Wegfall von Anwohner- und die zu zahlreichen Kurzzeitparkplätze. Besonders schwierig sei es direkt vor den Markttagen, an denen sie die Plätze teils schon um fünf Uhr morgens geräumt haben müssen. Sie fordern, die Plätze für Kurzzeitparker an der Agnespromenade und an der Abt-Fulrad-Straße für Anwohner freizugeben - besonders am Vorabend der Markttage.

Die Marktbeschicker wiederum wollen an Markttagen bereits ab 7 Uhr rund um den Marktplatz nur noch Kurzzeitparkplätze für ihre Kundschaft. Sie klagen über zu viele Anwohnerautos und zu wenige Kurzzeitparkplätze. Der örtliche Einzelhandel und die Ärzte am Marktplatz hingegen würden gerne die reinen Kurzzeitparkplätze neben der Stadtkirche mit den Misch-Parkplätzen vor der ehemaligen Apotheke tauschen.

Man sei mit allen Betroffenen im Austausch, halte aber mit Blick auf die bevorstehenden Verkehrszählungen und der Tatsache, dass sich die Situation beruhigt habe, Veränderungen derzeit für nicht sinnvoll, so Gorzellik. Auch der Arbeitskreis Parken, in dem Bürgerausschuss, Marktverein, EST, City-Management, Stadtseniorenrat und Stadtverwaltung vertreten sind, habe einmütig eine Verbesserung der anfänglichen Turbulenzen konstatiert, die Umstellung habe sich gut eingependelt. „Besonders viel Lob hat der Rathausplatz erhalten, der durch die Umgestaltung sehr an Qualität und Ausstrahlung gewonnen hat“, berichtete Gorzellik. Auch im ATU waren die Stadträte gestern der Ansicht, dass sich die Lage doch deutlich beruhigt hat. „Wenn alle gleich laut schreien, heißt das doch immerhin, dass man keine Interessengruppe bevorzugt hat“, kommentierte Ulrich Fehrlen (FDP) die Unmutsbekundungen.

Fazit der Zwischenbilanz: Der Verkehrsversuch wird unverändert fortgeführt. Mit Blick auf die Zukunft wird sich die Verwaltung jedoch auch mit den Wünschen beschäftigen müssen, die von anderen Nutzern des Marktplatzes kommen. Dort geht der Trend immer weiter weg vom Einzelhandel hin zur Gastronomie, beobachtet Gorzellik. So gibt es offensichtlich weitere Wünsche nach Außenbewirtschaftungen - was der Bürgerausschuss Innenstadt und der Vorstand des Marktvereins aus ganzem Herzen ablehnen. Konkret handelt es sich um die bisherigen Marktflächen vor dem Kielmeyerhaus, wie Gorzellik auf Nachfrage aus dem Gremium präzisierte. Der Gerüchteküche nach will die Familie ihre gastronomischen Bemühungen ausweiten. Gorzellik will jedenfalls mit den Marktbeschickern auch weiterhin über eine mögliche Veränderung der Marktfläche diskutieren.