Mit selbst gebastelter Deko erfreuen Jelena (links) Foto: Bail - Bail

Unter der Schließung der Unterführung Mittlere Beutau/Kleiner Markt haben die Handwerker und Gewerbetreibenden in der Beutau gelitten. Der Andrang beim Beutau-Flair entschädigte sie zumindest ein wenig.

EsslingenSchon kurz nach 11 Uhr war es am gestrigen Sonntag lebendig in den idyllischen Gassen der Beutau. Außergewöhnlich früh, fanden die Akteure der 13. Auflage der Veranstaltung Beutau-Flair. Viele kleine Produzenten und Dienstleister hatten Tür und Tor für Besucher geöffnet.

Das Publikum ist bitter notwendig, nachdem die Läden wochenlang während der Schließung der Unterführung Mittlere Beutau/Kleiner Markt gelitten haben. „Es lief nichts“, bringt es Keramikmalerin Barbara Berndt-Schröder auf den Punkt und fürchtet eine Fortsetzung des Desasters, das für sie existenziell bedrohlich ist, wenn die Geiselbachstraße wegen der Sanierung im kommenden Jahr voll gesperrt wird. Ähnlich sieht es Wolfgang Häußer, in dessen Schaufenster das Werkstück Nr. 11 steht. Silberschmiedin Ulrike Lutz und Barbara Berndt-Schröder haben gemeinsam ein besonderes Teeservice kreiert, das zugunsten des Tagestreffs St. Vinzenz versteigert wird. Martina Ditting, die Verpackungsdesign entwirft, hat schon auf die drohende Straßensperrung reagiert: Das Auto wurde „verkleinert“; jetzt parkt eine Vespa vor der Firma. Am Sonntag war sie mit einem privaten Anwohnerflohmarkt vertreten, viele Freunde und Bekannte flanierten vorbei, man hielt ein Schwätzchen, tauschte sich aus, wunderbar begleitet von entspannten Gitarrenklängen eines Straßenmusikers.

Diese Form der Nachbarschaftspflege steht für Constantin Baki im Vordergrund der Veranstaltung. „Ich stehe nicht hier, um Profit zu machen oder einen tollen Auftrag an Land zu ziehen“, sagt der Steinmetzmeister. Er freut sich, wenn Neugierige und Bekannte in der Werkstatt hinter der Frauenkirche in der Unteren Beutau vorbeischauen. Und das machen Massen von Menschen. „Ab 13 Uhr ist es immer rappelvoll“, erklärt Baki, während sein Mitarbeiter nebenan an einem Profilstück aus Sandstein zeigt, was ein Steinmetz fertigt. Nur ein paar Schritte weiter freuen sich Kinder im J. F. Schreiber-Museum über den Bastelbogen, der extra für das Beutau-Flair hergestellt wurde und bei dem sie ihrer Kreativität mit Schere, Kleber und Farbe freien Lauf lassen konnten. Wer hungrig oder durstig wurde vom Wandern durch die Gässchen, konnte sich beim Weingut Kusterer und im Beutau-Besen von Adolf Bayer stärken. Aber auch auf der Straße wurden Kleinigkeiten angeboten. Ein junges Pärchen in der Mittleren Beutau bot frische Vollkornwaffeln, die herrlich dufteten. Daniel und Julia sahen auch in ihrem privaten Flohmarktstand ihren persönlichen Beitrag, die Straße zu beleben. Die beiden zwölfjährigen Freundinnen Lina und Jelena zauberten einen ansprechenden Farbtupfer in die Mittlere Beutau. Aus Rinde, Holzscheiben, Moos, Strohblumen, Sanddorn und Teelichtern bastelten sie herbstliche Deko, die sie vor der Haustür der Tante verkauften.

Beutau-Flair ist eine Veranstaltung zugunsten des Tagestreffs St. Vinzenz, der Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten Unterstützung anbietet. Auch die Spenden der Besucher des Orgelkonzerts und die Führungen in der Frauenkirche kommen der Einrichtung in der Mittleren Beutau zugute.