Der Diakonieladen in der Küferstraße 13/1 ist für viele eine wichtige Adresse. Die Stadt könnte sich dort eine neue Bücherei vorstellen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Hinter den Kulissen wird derzeit die Grundsatzentscheidung über eine Modernisierung und Erweiterung der Esslinger Stadtbücherei an ihrem angestammten Platz im Bebenhäuser Pfleghof oder einen Umzug an einen neuen Standort mit Hochdruck vorangetrieben. Die Stadt scheint wild entschlossen, noch vor der Sommerpause zu einem Beschluss zu kommen. Und wenn man die Zeichen aus dem Rathaus richtig deutet, liebäugeln viele momentan mit einem Bücherei-Neubau in der Küferstraße 13/1. Der Kreisdiakonieverband verfolgt die aktuelle Diskussion besonders aufmerksam, denn just an dieser Adresse betreibt er einen Diakonieladen und ein Jobcafé. Und das will er auch weiterhin tun. „Wir haben einen gültigen Mietvertrag bis 2022, und wir wollen gerne an diesem Standort bleiben, solange unser Vertrag gilt“, sagt Eberhard Haußmann, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands.

Die Stadt ist jetzt am Zug

Juristisch sieht sich Haußmann auf der sicheren Seite: „Unser Anwalt hat den Mietvertrag geprüft. Er geht davon aus, dass das Papier Bestand hat.“ Der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands kennt zwar die Situation der Stadt, doch er bittet auch für seine Haltung um Verständnis: „Die Küferstraße 13/1 ist ideal gelegen, wir haben dort 600 Quadratmeter für unseren Diakonieladen und ein Jobcafé zur Verfügung. Wenn die Stadt andere Pläne für dieses Areal hat, werden wir uns einem Gespräch nicht verweigern. Klar ist jedoch, dass man uns dann eine Alternative anbieten muss, die ähnlich zentral gelegen ist, die dieselben Flächen aufweist und die den Kreisdiakonieverband durch Miete und Umzugskosten unter dem Strich nicht mehr kostet. Das könnten wir uns gar nicht leisten, weil wir im Interesse unserer Kunden darauf angewiesen sind, so knapp wie nur möglich zu kalkulieren.“

Wenn die Kommune vergleichbare Räume in der Innenstadt anbiete, die auch so gut anzufahren sind wie der Diakonieladen in der Küferstraße, könne man sich unterhalten: „Wir lassen uns gerne überraschen, wissen jedoch, dass es ähnliche Objekte in dieser Lage und zu diesem Preis in Esslingen nicht so häufig gibt. Solange man uns keine überzeugende Alternative aufzeigen kann, wollen wir in der Küferstraße 13/1 bleiben.“

Klar ist für Eberhard Haußmann, dass sich Diakonieladen und Jobcafé nicht so einfach an die Peripherie abdrängen lassen: „Das wäre ein ganz falsches Signal. Armut ist ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft - Leute, die noch vor wenigen Jahren nie daran gedacht hätten, dass sie jemals in einem Diakonieladen einkaufen müssten, gehören inzwischen zu unseren Kunden. Es kann nicht sein, dass man diese Menschen noch weiter an den Rand drängt.“ Zumal ältere und bedürftige Menschen weit weniger mobil sind und deshalb Probleme hätten, wenn sie zum Besuch im Diakonieladen oder im Jobcafé jedes Mal in Stadtteile fahren müssten, die nicht so gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß erreichbar sind wie die Küferstraße.

Dass Diakonieladen und Jobcafé nicht nur ihren Besuchern nützen, liegt für Eberhard Haußmann auf der Hand: „Unsere Besucher beleben die östliche Altstadt, und außerdem sorgen wir dafür, dass all die Dinge, die man bei uns bekommt, länger im Warenkreislauf bleiben. Alle reden von Nachhaltigkeit - wir tun etwas dafür.“

Wissenswertes über den Diakonieladen

Der Kreisdiakonieverband betreibt Diakonieläden in Esslingen, Bernhausen, Kirchheim, Leinfelden-Echterdingen, Nellingen, Nürtingen und Wendlingen. Im Diakonieladen in der Küferstraße 13/1 gibt es im Erdgeschoss Kinderbekleidung und -schuhe, Spielsachen, Erstlingsausstattung, Damenbekleidung, Young Fashion, Bücher, DVDs, CDs und Bilder. Im ersten Obergeschoss werden Küchen, Essgruppen, Wohn- und Schlafzimmereinrichtung, Sofas und Couchgarnituren, Badmöbel, Garderoben, schöne Einzelstücke, Elektrogeräte, Lampen, Koffer, Schulranzen, Fahrräder, Hausrat, Kinderwagen und vieles mehr angeboten. Ermöglicht wird das Angebot durch Sachspenden, finanzielle Unterstützung und zahlreiche ehrenamtliche Helfer. Geöffnet hat der Diakonieladen in der Küferstraße Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 17 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr.