Auf dem Firmengelände an der Max-Planck-Straße in Zell ist Delmag nur Mieterin – der Vertrag ist gekündigt. Im September wird dort eine fast 100-jährige Tradition zu Ende gehen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Firma Delmag GmbH & Co. KG in den Esslinger Neckarwiesen macht Ende September dieses Jahres zu. Die Geschäftsleitung nennt wirtschaftliche Gründe, Kritik an dem Aus kommt von der IG Metall.

EsslingenIn vier Jahren hätte die Firma Delmag GmbH & Co. KG in der Max-Planck-Straße in Zell ihren 100. Geburtstag gefeiert. Doch daraus wird nichts: Das Traditionsunternehmen schließt zum 30. September dieses Jahres und gibt damit seinen Standort in Esslingen auf. Betroffen sind derzeit noch etwa 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für sie haben Geschäftsleitung und IG Metal einen Sozialplan ausgehandelt. Während Delmag-Geschäftsführer Matthias Heichel von einem „schmerzlichen Schritt“ spricht, kritisiert Gerhard Wick, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen, die Haltung der Geschäftsleitung als „ideenlos und nicht besonders dynamisch“.

„Schmerzlicher Schritt“

Seit dem Jahr 2000 gehört Delmag als Tochtergesellschaft zur ABI Maschinenfabrik und Vertriebsgesellschaft mbH in Niedernberg, nachdem die Esslinger Firma 1998 Konkurs anmelden musste. Im unterfränkischen Niedernberg bei Aschaffenburg wird Delmag als Tochter von ABI erhalten bleiben. „Besser jetzt der schmerzliche Schritt, bevor man zum Insolvenzrichter gehen muss“, begründet Matthias Heichel die Entscheidung, den Standort in den Esslinger Neckarwiesen Ende September aufzugeben. Delmag baut unter anderem Rammsysteme, mit denen Stahlprofile oder Betonpfähle in den Boden getrieben werden. In diesem Segment komme es zu starken Marktverdrängungen, es gebe günstigere Angebote aus Fernost und die Nachfrage sei insgesamt gesunken, sagt Matthias Heichel. In den 90er-Jahren habe Delmag noch einen Marktanteil von bis zu 70 Prozent behauptet, heute seien es aber nur noch etwa fünf Prozent.

„Es fehlt an Weiterentwicklungen, Produkte sind aus Esslingen abgezogen worden, Ressourcen für Großbohranlagen sind hier am Standort nicht mehr vorhanden“, erklärt der Geschäftsführer. Das Unternehmen mache „enorme Verluste“ und sei nur noch vom Mutterkonzern am Leben erhalten worden. Von dem Aus sind laut Heichel derzeit noch rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen, einige davon sind in Teilzeit tätig. Mit ihnen seien Vereinbarungen getroffen worden – „so sozialverträglich wie möglich“. Was das Firmengebäude an der Max-Planck-Straße in den Esslinger Neckarwiesen anbelangt, so befindet sich Delmag dort nur als Mieterin. Der entsprechende Vertrag sei gekündigt worden, erklärt Matthias Heichel.

Sozialplan ausgehandelt

Von einem „bitteren Ende“ spricht die IG Metall. Vor 30 Jahren hätten noch etwa 300 Beschäftigte für Delmag in Esslingen gearbeitet, nun seien es nur noch etwas mehr als 30. Arbeitskämpfe für den Erhalt des Standortes habe es gegeben, doch Delmag sei für ABI wohl ein eher ungeliebtes Kind gewesen. „Die Geschäftsleitung hat in der Betriebsversammlung erklärt, sie habe keine Idee mehr, wie es weitergehen könnte“, sagt Gerhard Wick. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen empfindet die Geschäftsleitung als „ideenlos und nicht besonders dynamisch“ und so sei am Ende nichts anderes übrig geblieben, als einen Sozialplan auszuhandeln „und dabei noch das Beste herauszuholen, was in dieser Situation möglich war“. Dazu gehört laut Gewerkschaft auch der Zeitpunkt der Schließung. Denn ursprünglich sei geplant gewesen, den Standort in Esslingen bereits drei Monate früher dicht zu machen. Wick: „Jetzt kommt die Schließung Ende September und die Beschäftigten haben mehr Zeit, sich neu zu orientieren.“

Zweifel an den Gründen

In der Belegschaft an der Max-Planck-Straße im Esslinger Industriegebiet gibt es Zweifel darüber, ob es tatsächlich nur wirtschaftliche Gründe waren, die zu dem Schließungsbeschluss geführt haben. Immer wieder seien Betriebsteile abgezogen und zum Mutterkonzern nach Niedernberg verlagert worden, heißt es. Und von Gewerkschaftsseite ist zu hören, es habe aus ihrer Sicht keine Anstrengungen gegeben, sich für die Zukunft neue Kunden zu sichern. „Die Sache ist wohl unabänderlich“, sagt ein langjähriger Mitarbeiter gegenüber der EZ. „Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann ist es am 30. September hier in Esslingen vorbei.“

Fast 100 Jahre Tradition

Delmag wurde 1922 von Reinhold Dornfeld als Deutsche Elektromaschinen- und Motorenbau Aktiengesellschaft durch Fusion der Esslinger Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Pflüger & Steinert und der Walter Fischer & Co. gegründet. Delmag baute zuerst Explosions- und Pfahlrammen und 1936 die erste Dieselramme. In den 60er-Jahren wurden die ersten Erdbohrgeräte gebaut.

Übernahme: 1998 meldete Delmag Insolvenz an, 2000 übernahm ABI aus Niedernberg die Sparte Ramm- und Bohrtechnik. Die Produktion von Drehbohranlagen wurde 2005 nach Niedernberg verlagert. Delmag Esslingen konzentrierte sich auf die Entwicklung und Produktion von Dieselbären und Rammausrüstungen. Konstruktion, Vertrieb, Service und Montage gingen nach Niedernberg.