Kohlenmonoxid-Melder. Foto: dpa - dpa

Nachdem in Mettingen die junge vierköpfige Familie bei einem Gas-Unglück ums Leben gekommen ist, forscht die Polizei weiter nach der Ursache. Währenddessen wird der Ruf nach Kohlenmonoxid-Warnmeldern lauter.

Von Fabian Schmidt

Esslingen - Boris Kireta ist Heizungstechniker aus Esslingen. Er hat sich mit anderen Experten über die Tragödie von Mettingen am Montag ausgetauscht, am Ende blieb Ratlosigkeit: „Uns ist nicht klar, wie so etwas passieren kann. Es ist nicht verständlich, warum die Heizungsanlage nicht ausgegangen ist.“ Denn jedes Gerät habe heutzutage einen Abgassensor. Das sei EU-Norm, also auch in Deutschland Pflicht, erklärt der Chef von Sanpro Heizungstechnik aus Oberesslingen. Insofern hätte die Sicherheitskette in der Gasthermenheizung den Betrieb unterbrechen müssen, vor allem bei den hohen Werten, die von der Feuerwehr am Montag am Unglücksort gemessen wurden. Und die Anlage würde bei einer Fehlermeldung auch nicht mehr anspringen.

Die Polizei ging aber auch am Tag nach dem Drama weiterhin von einem Unglücksfall aus, oder wie es Christian Wörner von der Reutlinger Direktion formulierte: „Bislang gibt es keinen Hinweis auf einen strafrechtlich relevanten Hintergrund.“ Die Ermittlungen liefen am Dienstag weiter, mittels Obduktion will die Polizei Klarheit schaffen. Sie hofft, am Mittwoch Näheres zur Ursache des tragischen Todes der jungen vierköpfigen Familie bekannt geben zu können.

„Finger weglassen, Fachmann rufen“

Die Folgen des Unglücks sind also jetzt auch noch nicht absehbar. Fest steht aber, dass es Vorsichtsmaßnahmen gibt, die solche Tragödien verhindern können. „Wenn Anlagen nicht gewartet werden oder Leute selbst daran rumfummeln, dann wird es gefährlich. Daher ist unser Vorschlag, einen Wartungsvertrag abzuschließen“, sagt Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). „Es reicht nicht, wenn nur der Schornsteinfeger einmal nachschaut. Außerdem gilt: Finger weglassen und den Fachmann rufen.“ Ein Kohlenmonoxid-Melder sei ebenfalls gut, aber das Thema sei beim ZVSHK bisher noch nicht aufgeschlagen.

CO-Melder seien baurechtlich nicht vorgeschrieben, berichtet Timo Schmutz von der Esslinger Feuerwehr. Er selbst habe einen bei sich installiert und empfiehlt dies auch anderen: „Die Gefahr ist groß, weil Kohlenmonoxid geruch- und farblos ist, man es also nicht mitkriegt, wenn es ausströmt. Und wenn man Symptome wie Schwindel oder Übelkeit hat, muss man es erst einmal richtig deuten. Mit so etwas rechnet man ja nicht.“

„Ich muss mich schützen“

Umso wichtiger ist ein guter Schutz. „Erst jetzt, da so etwas Tragisches passiert ist, wird wieder darüber diskutiert“, sagt der Heizungstechniker Boris Kireta. „Zu jeder Heizung sollte ein Kohlenmonoxid-Melder verpflichtend sein – egal, wo das Gerät installiert ist oder ob es sich um Gas, Holz oder Heizungen und Öfen anderer Art handelt.“ Das gelte für ihn umso mehr, da er nun von der Statistik mit den fast 650 Toten durch ein CO-Vergiftung im Jahre 2015 gehört hat. Auch er selbst hat solch ein Warngerät bei sich installiert. „Das ist ja auch klar, man muss sich schließlich schützen.“ Zumal die Anschaffungskosten überschaubar sind. „Aber der Preis ist wurscht, wenn man bedenkt, was es helfen kann.“ Zudem verwundert es Boris Kireta, dass manche bei Heizungen so lax mit der Wartung umgehen: „So ein Heizkessel hat mehr Laufzeit als ein Auto, und das warten die Leute ja auch regelmäßig und selbstverständlich.“

Das baden-württembergische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau teilte indes mit, dass es bei Feuerstätten und Abgasanlagen gesetzliche Vorgaben und Richtlinien gebe, die deren sicheren Betrieb gewährleisten sollen. „Diese Einrichtungen werden bei ihrer Errichtung vom Schornsteinfeger abgenommen und wiederkehrend überprüft.“ Trotz der regelmäßigen Kontrolle könne eine Fehlbedienung oder ein technisches Versagen nie vollständig ausgeschlossen werden. „Hausbesitzer, die sich hier absichern möchten, können selbstverständlich in Eigenregie einen CO-Melder anbringen. Eine allgemeine CO-Melder-Pflicht steht derzeit aber nicht zur Diskussion.“