250 Kilo schwer und noch immer gefährlich: In Wangen wurde diese britische Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden und entschärft. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Im Wangener Industriegebiet ist am Dienstagabend bei Bauarbeiten eine Fliegerbombe gefunden worden. Gegen 19.30 Uhr musste der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) in die Ulmer Straße ausrücken. Rund fünf Stunden später war der Spuk vorbei, der Blindgänger entschärft.

Bei dem Ungetüm handelt es sich um eine 250 Kilogramm schwere, britische Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Nach einer ersten Untersuchung stuften die Spezialisten des KMBD den Zünder der Bombe als nicht ungefährlich ein. Um jegliches Risiko für die Anwohner auszuschließen, erweiterten sie den Radius des Sicherheitsbereichs daher von 100 auf 250 Meter. Unter anderem wurden der Stadtbahnverkehr eingestellt und Straßen in dem Gebiet gesperrt. Knapp 20 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen. Geräumt werden musste auch eine Tankstelle sowie ein Teil des Großmarkts in Wangen. Insgesamt mussten 89 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Für einige Anwohner wurden Notunterkünfte eingerichtet, andere konnten bei Verwandten untergebracht werden.

Gegen 0.45 Uhr bekamen die Entschärfer grünes Licht: Mit ruhiger Hand wurde der Zünder ausgebaut, der Blindgänger unschädlich gemacht. Wenig später konnten sämtliche Sperrungen aufgehoben werden, die Anwohner in ihre Häuser zurückkehren. Gleichzeitig wurde der 250-Kilo-Koloss auf einen Lastwagen gehievt und anschließend auf das Gelände des Kampfmittelbeseitigungsdienst gebracht, das abgeschieden in einem Waldgebiet bei Vaihingen liegt.

Gefahr steigt mit den Jahren

Auf dem Areal lagern Hunderte von entschärften Bomben und Tonnen von Patronen. Allein im vergangenen Jahr wurden 886 Munitionsfunde gemeldet. Darunter befanden sich auch 19 Bomben mit einem Mindestgewicht von 50 Kilo. 2015 waren es 25 Stück. In ganz Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr mehr als 102 Tonnen Kampfmittel geborgen und beseitigt - seit Kriegsende rund 24 500 Fliegerbomben entschärft und vernichtet. Obwohl der Zweite Weltkrieg seit über 70 Jahren vorbei ist, stellen Kampfmittel aus der Zeit, die über den Industriezentren des Landes abgeworfen wurden, aber nicht detoniert sind, bis heute eine erhebliche Gefährdung für die Bevölkerung dar.

Das Problem: Die Blindgänger werden mit all den Jahren nicht ungefährlicher. Im Gegenteil. Sie rosten, schon geringere Erschütterungen können sie zur Detonation bringen. Sobald sie einmal freigelegt wurden, sollten sie schnell entschärft werden, denn sobald sie mit Sauerstoff in Verbindung kommen, wächst die Explosionsgefahr.

Vor allem in Wohnvierteln ist das Entschärfen eine heikle Aufgabe. Im November 2014 wurde beispielsweise mitten in Feuerbach ein 250 Kilogramm schwerer Koloss entdeckt, das Areal im Umkreis von 250 Metern abgesperrt. Erst als 4000 Menschen, die dort arbeiteten oder wohnten, evakuiert waren, machten sich die Experten ans Werk. Innerhalb von acht Minuten entfernten sie den Zünder. Eine gefährliche Aufgabe, „von Angst kann dennoch keine Rede sein, wenn wir ausrücken“, beschreibt ein Sprecher des KMBD die Gefühlslage vor einem Einsatz. „Ich würde es eher als eine Art Vorspannung bezeichnen, vor dem, was auf uns zukommt.“

In Stuttgart wurde zuletzt Ende Mai in Steinhaldenfeld ein Großalarm ausgelöst. Statt einer Fliegerbombe, wie zunächst vermutet, wurde jedoch nur ein Anker und Kriegstrümmer gefunden.