Im März wird der Asphalt wieder dem gewohnten Granit weichen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Dass vor der Sparkasse in der Esslinger Bahnhofstraße Asphalt anstatt des gewohnten Granits liegt, wirft bei manchen Bürgern Fragen auf. Im März soll wieder alles beim Alten sein.

EsslingenEs ist nicht das erste Mal, dass Granit aus China in Esslingen als Stein des Anstoßes herhalten muss. Das war im Jahr 2000 so, als die Bahnhofstraße zur späteren Fußgängerzone umgebaut und mit dem harten Gestein aus Fernost belegt wurde. Das ist jetzt so, weil besagter chinesischer Granit stellenweise fehlt. Und zwar direkt vor dem neuen „Haus der Kunden“, das die Kreissparkasse im vergangenen Sommer eröffnet hat. Stattdessen stört Asphalt den harmonischen Gesamteindruck und mancher Betrachter fragt sich „ernsthaft“, ob der Kreissparkasse am Ende wohl das Geld ausgegangen ist, um neben dem Neubau auch noch die Reparatur des Straßenbelags zu bezahlen. Aber keine Sorge: Im März soll der Asphalt wieder dem gewohnten Granit aus China weichen, zudem werden vor der Hauptstelle der Kreissparkasse zwei Bäume gepflanzt. Die Gründe, warum sich der Vorgang so in die Länge gezogen hat, sind keineswegs monetärer Natur.

Granit aus China für Esslingens neue Fußgängerzone: Da hat mancher vor nunmehr 19 Jahren missbilligend den Kopf geschüttelt. Muss der Bodenbelag wirklich vom anderen Ende der Welt kommen, und hat man in diesem Zusammenhang nicht schon mal etwas von Kinderarbeit gehört? Solche und andere Fragen tauchten auf, doch am Ende überzeugten wohl die harten finanziellen Argumente. 2,5 Millionen Mark hat der Umbau der Bahnhofstraße seinerzeit gekostet, die im September des Jahres 2000 feierlich und boulevardmäßig verändert wiedereröffnet wurde.

Eine weitere Wiedereröffnung gab es dann im vergangenen Sommer. Nämlich die der Kreissparkassen-Hauptstelle in einem komplett neuen Gebäude zwischen aufwendig saniertem „Falken“ und Karstadt. Und wie das bei Großprojekten so ist, wird natürlich nicht alles auf den Punkt genau fertig. Vor und neben dem Haupteingang fehlte eben noch der gewohnte Granit, denn die alten Steine ließen sich nicht mehr verwenden. Zunächst wurde mit Schotter abgedeckt, später dann mit Asphalt. So ist es bis heute geblieben. Wäre es nach Burkhard Wittmacher, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen gegangen, dann würde der Flickenteppich schon längst der Vergangenheit angehören. Denn weil die Lieferzeiten für chinesischen Granit sehr lang sind, sollten alternative Produkte, etwa Granit aus Portugal, zum Zuge kommen. Die Steine aus Südeuropa wären früher verfügbar gewesen, meint Burkhard Wittmacher.

Dem widerspricht Thomas Feiert, der stellvertretende Leiter des Esslinger Tiefbauamtes. Auch für portugiesischen Granit seien die Lieferzeiten lang. Abgesehen davon handele es sich bei der Bahnhofstraße um eine städtebaulich wichtige Fläche, da komme es schon auf ein gleichmäßiges Erscheinungsbild an. Und was den Asphalt anbelangt: Die Alternative wäre gewesen, den Bauzaun so lange stehen zu lassen, bis die Granitplatten ihren Weg nach Esslingen gefunden hätten. „Das wollten wir natürlich vermeiden“, sagt Thomas Feiert.

Nun müssen sich die Esslinger und Esslingerinnen also noch bis März gedulden. Von da an kann man den fernöstlichen Untergrund dann wieder überall mit Füßen treten und zwei Bäume gibt es sogar noch obendrauf. „Wenn der Frühling kommt, haben die Esslinger Bürgerinnen und Bürger wieder die Fußängerzone, die sie verdienen“, bekräftigt Sparkassen-Sprecher Ulrich Unger. Ob sie mit Blick auf den alten ZOB den Stadteingang haben, den sie verdienen, ist eine ganz andere Geschichte.